Was ist Acrylates / C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer?
Acrylates / C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer steckt in Sonnenschutz, Cremes, Shampoos oder dekorativer Kosmetik. Worum es sich genau bei dieser Verbindung handelt und warum wir es als bedenklich einstufen erklärt Dir unsere wissenschaftliche Leiterin und Inhaltsstoff-Expertin Dr. Ruta Almedom.
Bei Acrylates / C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer handelt es sich um synthetisch hergestellte Verbindungen (Polymere) auf Acrylatbasis, die mit weiteren synthetischen Gruppen verbunden sind (hier Alkyl-Gruppen mit der Kettenlänge 10-30) und miteinander vernetzt (crosslinked) werden. Die Eigenschaften der Inhaltsstoffe hängen stark von den verlinkten Gruppen ab. Eine wichtige Gemeinsamkeit der Cross-verlinkten Polymeren auf Acrylatbasis liegt jedoch in ihrer schweren Abbaubarkeit. Basierend darauf wird Acrylates / C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer bei CodeCheck nicht als Mikroplastik, sondern als schwer abbaubares synthetisches Polymer und damit als bedenklich eingestuft.
Was ist Mikroplastik?
Unter den Begriff Mikroplastik fallen alle festen und unlöslichen synthetischen Polymere, die kleiner als fünf Millimeter sind. Generell unterscheidet man zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik. Letzteres entsteht beim Zerfall größerer Kunststoffteile, wie beispielsweise Plastiktüten. Primäres Mikroplastik hingegen wird industriell hergestellt und das meist in Form von feinem Plastikgranulat-oder partikeln. Die mikroskopisch kleinen Kunststoffteilchen finden sich auch in diversen Kosmetika, unter anderem in Peelings, Duschgels oder Shampoos. Aber auch in Lippenstiften, Make-ups und Co.
Einer aktuellen „NABU“-Studie zufolge, gelangen 48.000 Tonnen Mikroplastik und gelöste Polymere aus Kosmetika und Putzmitteln pro Jahr allein in Deutschland ins Abwasser. Der Abbau bestimmter Kunststoffe im offenen Gewässer kann laut einer Studie des „Ocean Conservancy“ Jahrzehnte bis Jahrhunderte dauern. In dieser Zeit sind marine Organismen diesen Stoffen ausgesetzt. Belastbare Daten zu den Langzeitfolgen unter Umweltbedingungen liegen noch nicht vor.
Bisher gibt es leider keine gesetzlich festgelegte Definition für die Einteilung von Mikroplastik und anderen schwer abbaubaren synthetischen Polymeren. Das erschwert die Festlegung von Regularien zum Einsatz und der Kennzeichnung dieser Stoffe. Beispielsweise erlaubt die heutige Produktkennzeichnung keine Rückschlüsse auf die Abbaubarkeit der verwendeten synthetischen Polymere und der damit assoziierten potentiellen Umweltgefährdung.
Was sind schwer abbaubare synthetische Polymere?
In gelöster, gelartiger oder flüssiger Form haben Stoffe wie Acrylates / C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer anders als Mikroplastik, keine peelenden Eigenschaften, sondern dienen vielmehr als Konsistenzgeber oder Füllstoff. In ihren physikalischen Eigenschaften und Funktionen in Kosmetikprodukten unterscheiden sich Mikroplastik und gelöste synthetische Polymere also. Ihre Auswirkung auf die Umwelt ist aber oft ähnlich.
Es ist unklar in welchem Umfang schwer abbaubare synthetische Polymere wie Acrylates / C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer in Klärwerken herausgefiltert werden können. Ähnlich wie Mikroplastik gelangen sie entweder ungefiltert ins natürliche Gewässer oder verbleiben im Klärschlamm. Es konnten bereits diverse schwer abbaubare synthetische Polymere in den Kiemen von Fischen gefunden werden. Zudem können solche hochmolekularen geladenen Polymere mit anderen Verbindungen unlösliche Komplexe ausbilden. Gelangen sie in unsere Flüsse und Meere, „clustern" sie sich im Wasser zusammen und können beispielsweise Schadstoffe binden. Die langfristigen Umweltauswirkungen bleiben ungeklärt, denn die polymeren Strukturen sind so vielfältig, dass solche Analysen viele Forschergruppen beschäftigen würden.
Doch nicht nur für das marine Leben sind Mikroplastik und andere schwer abbaubare Polymere ein Problem. Mit Mikroplastik und weiteren synthetischen Polymeren angereicherter Klärschlamm landet in Deutschland nach wie vor auf unseren Feldern - auf unserem Obst, unserem Gemüse und unserem Getreide und die Langzeitfolgen sind unbekannt.
(K)eine Definitionssache?
Durch die unklare Definition kommt es zu verschiedenen Einschätzungen von Umweltorganisationen und Herstellern. Viele Firmen konzentrieren sich bisher vor allem darauf, partikuläres Mikroplastik zum Beisiel „Polyethylen” aus ihren Produkten zu entfernen. Laut „Greenpeace“ umfasst der Begriff Mikroplastik sämtliche, vor allem aber langlebige, giftige und/oder bioakkumulierende Kunststoffe beziehunsgweise synthetische Polymere. Beim „BUND“ heißt es, „Kunststoffe werden in einer Vielzahl von Kosmetikprodukten verwendet: unter anderem als Schleifmittel, Bindemittel, Füllmittel und Filmbildner. Zum einem partikulär, als Mikroplastik, aber auch in flüssiger Form”.
Fest steht: Einige gelöste, gelartige oder flüssige Polymere können nur schwer oder gar nicht in der Umwelt abgebaut werden. Daher sollte die Diskussion um Mikroplastik erweitert werden und andere schwer abbaubare synthetische Polymere mit einbeziehen.
Wir von CodeCheck arbeiten daher derzeit daran, die Bewertung von Mikroplastik und schwer abbaubaren synthetischen Polymeren zu aktualisieren, um eine klare Differenzierung zwischen festem Mikroplastik und löslichen Polymeren unter der Berücksichtigung von Umweltaspekten wie beispielsweise Persistenz treffen zu können.