Was Nagellackentferner mit Deinen Nägeln macht
Wer Nagellack verwendet, entfernt diesen oftmals mit acetonhaltigem Nagellackentferner von den Nägeln. Doch bei vielen ist das Lösungsmittel in Verruf geraten - zu Recht? Und wenn ja, sind Stoffe wie Ethylacetate eine Alternative?
Aceton: des Lackes Lösung
Aceton ist ein Lösungsmittel, das nicht nur Nagellack, sondern auch andere Substanzen entfernen kann. Daher findet es nicht nur in unserer Kosmetik Anwendung. „Die farblose Flüssigkeit wird auch Propanon oder Dimethylketon genannt und riecht leicht süßlich”, erklärt Dr. Mandy Hecht, Chemikerin und Inhaltsstoffexpertin bei CodeCheck. Entdeckt wurde Aceton bereits im 17. Jahrhundert, doch der heute konventionellste Herstellungsprozess wird erst seit dem 20. Jahrhundert angewandt. Aceton findet in vielen Bereichen der Industrie Verwendung: beispielsweise bei der Herstellung von Acryl- und Plexiglas oder in Reinigungsmitteln. Hier wird vor allem die leichte und rückstandslose Entfernung des Lösungsmittels ausgenutzt wird. Aceton verdampft aufgrund seiner niedrigen Siedetemperatur sehr schnell.
Sehr beliebt ist Aceton vor allem als Lösungsmittel, da es sehr effektiv ist. Hartnäckige Klebstoffe, Bauschaum und andere Lacke, darunter eben auch Nagellack, können damit besonders leicht entfernt werden.
Ist so eine chemische Substanz nun, vor allem im direkten Hautkontakt, unbedenklich?
Vorteil: Effektivität!
Aceton hat den Vorteil, dass es ein sehr wirksames Lösungsmittel für Nagellack ist. Bei acetonfreiem Nagellackentferner, der beispielsweise mit dem Lösungsmittel Ethyl Acetat wirkt, musst Du länger rubbeln, bis der Nagellack komplett weg ist. Nichtsdestotrotz entfettet Ethyl Acetat den Nagel ebenso sehr, wie Aceton.
Aber ist Aceton nun gesundheitlich bedenklich? „Aceton steht nach aktuellem Forschungsstand jedenfalls nicht im Verdacht, Krebs auszulösen. Weil es sehr schnell verdunstet, wird es nur in geringen Mengen von der Haut absorbiert,” so Dr. Hecht. Das heißt aber nicht, dass der nicht fachgerechte Umgang mit Aceton ungefährlich ist.
Nachteil: Austrocknend und reizend!
Aceton im Nagellackentferner kann Haut und Nägel angreifen und wirkt stark austrocknend, da die natürlichen Öle der Haut ebenfalls gelöst werden. Aceton greift nicht nur den Lack, sondern auch das Keratin der Nägel und die umliegende Haut an. Langfristig kann Aceton die Nägel also brüchig machen. Und das ist noch nicht alles.
„Menschen, die in Laborversuchen für kurze Zeiträume moderaten bis hohen Konzentrationen von Aceton in der Luft ausgesetzt waren, berichteten von Reizungen der Augen, Nase, Hals und Lunge bis hin zu Schwindel, Übelkeit und komatösen Zuständen. In Tierversuchen verursachte der direkte Kontakt mit unverdünntem Aceton Augen- und Hautschäden. Weiterhin wurden Veränderungen an Leber, Niere, Sperma und Blutzellen bei Labortieren beobachtet, deren Trinkwasser mit Aceton versetzt war. Was bedeutet das für uns im Umgang mit diesem Stoff?
Ist kein Aceton die Lösung?
Das Behandeln der Nägel mit Aceton und auch mit Ethylacetat macht diese auf Dauer brüchig und strapaziert die Haut. Wer auf das das schnelle Lösen beziehunsgweise Entfernen mit konventionellem Nagellackentferner trotzdem nicht verzichten will, sollte undbedingt darauf achten, dass der Nagellackentferner nur so wenig und kurz wie nötig mit Haut und Nagel in Berührung kommt. „Nagelstudios, die die lackierten Nägel ihrer Kundinnen in ein Acetonbad tauchen, sind das Ende eines jeden kräftigen Nagels,” so Dr. Hecht.
„Wichtig ist nach der Behandlung mit Aceton auch eine ausreichende Pflege der Nägel mit einer guten Nagel- und Nagelhautcreme oder einem Pflegeöl,” erklärt Dr. Hecht. „Weiterhin sollte das Einatmen des Aceton-Dampfes weitestgehend vermieden werden - das heißt, die Behandlung der Nägel in einem gut belüfteten Raum durchführen. Wattepads mit Lack und Entferner sollten unbedingt im Hausmüll entsorgt werden. Chemikalien wie Farben, Lacke oder Nagellackentferner gehören keinesfalls in die Toilette,” so Dr. Hecht.
Sanftere Alternativen
Für sensible Menschen, Menschen mit Allergien oder werdende Mütter ist es, um absolut sicherzugehen, empfehlenswert, entweder komplett auf Nagellack und damit auch Nagellackentferner zu verzichten oder auf sanftere Alternativen umzusteigen. Zertifizierte Naturkosmetikhersteller setzen beispielsweise auf Nagellackentferner mit Bio-Alkohol gemischt mit Zitrusöl. Das Entfernen des Lacks dauert damit zwar etwas länger, doch dafür gibt es weder gesundheitliche Nebenwirkungen noch brüchige Nägel.