Starker Rückgang

Warum es immer weniger Schmetterlinge gibt

10. Aug. 2016 von

Immer mehr Schmetterlings- und Falterarten sind durch die intensive Landwirtschaft und diverse Umwelteinflüsse vom Aussterben bedroht. Langzeitbeobachtungen zeigen das Ausmaß der Katastrophe, welche ganz Europa betrifft.

In Deutschland gibt es rund 3.700 Arten von Faltern oder Schmetterlingen. Dazu zählen auch etwa 180 farbenprächtige Falter, die überwiegend tagsüber unterwegs sind.

Doch die Vielfalt schwindet. Seit geraumer Zeit blicken Forscher und Schmetterlingsliebhaber besorgt auf die Statistiken. Die Zahlen sind rückläufig, mit jedem Jahr werden es weniger Tiere und, was noch schlimmer ist, weniger Arten.

Starker Rückgang in ganz Europa

Einst lebten allein in Bayern rund 3.250 Arten. 2001 waren es nur noch 2.819. Und heute? Jan Christian Habel von der „Technischen Universität“ München, zeigt sich auf „Spiegel Online“ beunruhigt von der jährlichen Dezimierung der Schmetterlingsarten: „Weit mehr als 400 Spezies sind nicht mehr nachweisbar, was einem Rückgang von 13 Prozent entspricht.“

Der Trend betreffe auch andere europäische Länder, so der Experte. Einer britischen Studie nach, sind im 19. und im 20. Jahrhundert 42 Prozent der dort vorkommenden Schmetterlings- und Falterarten ausgestorben. Langzeitbeobachtungen über einen Zeitraum von 200 Jahren bestätigen diesen starken Rückgang.

Weniger Lebensräume wegen intensiver Landwirtschaft

Doch warum verschwinden immer mehr Schmetterlinge? Oft sind es die Spezialisten wie etwa Vertreter der Perlmutterfalter, diverse Scheckenfalter und Bläulinge, welche immer häufiger mit widrigen Umständen zu kämpfen haben. Sie ernähren sich nur von ganz bestimmten Futterpflanzen und benötigen spezielle Lebensräume. Andere Falter kommen mit Veränderungen besser zurecht.

Der Hautgrund ist nach Einschätzungen aller Experten die intensive Landwirtschaft. Futterpflanzen werden seltener, weil immer mehr Grünflächen zu Ackerland umgewandelt wird, um Lebensmittel oder Energiepflanzen anzubauen. Das starke Düngen erledigt den Rest: Die Stickstoffverbindungen dünsten in der Luft aus und verteilen sich um die Felder. Somit wird auch die Umgebung in etlichen Kilometern Entfernung mitgedüngt. Straßenverkehr, Industrie und Viehzucht erhöhen die Menge von Stickstoffverbindungen in der Atmosphäre zusätzlich.

Verändertes Mikroklima erschwert Brutbedingungen

Die hohen Gräser verändern überdies das Mikroklima der Falter. Der starke Bewuchs mit seiner Beschattung und Abdunklung nimmt den Schmetterlinge trockene Orte, an denen sie ihre Eier legen können. Die schattige Kühle dagegen verzögert die Entwicklung von Ei und Larve und macht die Eier und Puppen anfälliger für Pilze.

Hilf den Schmetterlingen!

Um diese Entwicklung zu stoppen, müssen neben einer vielfältigen Landwirtschaft auch Korridore zwischen Naturräumen eingerichtet werden, damit die Arten wieder einwandern können. Entlang von Bächen, Bahntrassen oder Autobahnen könnten solche Korridore verlaufen und somit den Tieren eine neue Chance geben.

Wer will, kann auch bei sich zu Hause mit einem Trockenrasen den Schmetterlingen einen Zufluchtsort bieten: Mit einem kleinen Trittstein, umgeben von englischem Rasen, kann wenigen Tieren ein dauerhaftes Refugium geboten werden. Die Falter werden es einem danken – viele Arten sind sehr ortstreu und werden so zum ständigen Bewohner des Gartens.