Versteckte Gefahren in Gojibeeren?
Sie sind so umstritten wie es Lebensmittel selten waren: Superfoods. Können sie wirklich, was die Anbieter versprechen? Immer mehr Stimmen widersprechen den Werbeslogans und bekräftigen, dass heimische Beeren, Obst und Gemüsearten genauso gesund sind wie die entfernten Verwandten aus Asien und Südamerika. Neue Zweifel werden jetzt speziell in Bezug auf die Gojibeere aufgeworfen: Sie könnte gar gesundheitsschädigend sein und gehöre nur in die fachgerechten Hände von Apothekern, nicht aber in Supermärkte. Was ist dran, an dieser Behauptung?
Die rote Beere als chinesisches Heilmittel
In China, wo die Gojibeere beheimatet ist, wird sie seit Jahrhunderten als Heilpflanze verwendet. Sie wird dort traditionell gegen Bluthochdruck und Blutzucker, Augenprobleme, zur Stärkung des Immunsystems und zur Vorbeugung und Behandlung von Krebs eingesetzt.
In wievielen Fällen die Einnahme der Beere jedoch geholfen hat, ist nicht überliefert. Die Bewertung der Beere gestaltet sich insgesamt sehr schwierig, zumindest wenn man europäische Standards anwenden möchte. Fast alle Informationen, Studien und „wissenschaftlichen Erkenntnisse“ stammen aus China. Weshalb sie natürlich nicht falsch sein müssen, nur werden dort ganz andere Maßstäbe und Richtlinien bei den Untersuchungen angesetzt. Bisher gibt es keine Langzeitstudien aus Europa, die Wirkungen oder Nebenwirkungen der Beere zuverlässig beschreiben.
Drogen im Müsli?
Der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer ist ein entschiedener Gegner von Gojibeeren. In einem Beitrag für Deutschlandradio Kultur äußert er sein Misstrauen unter anderem darüber, dass die Gojibeeren zu den Nachtschattengewächsen gehören – so wie beispielsweise die hochgiftige Tollkirsche.
Doch auch Tomaten und Kartoffeln sind Nachtschattengewächse, die – richtig zubereitet – sehr schmackhaft und gesund sind. Das alleine kann also kein Ausschlusskriterium sein. Die Gojibeere enthält jedoch nachweislich in geringem Maße die Giftstoffe Atropin und Scopolamin, die ebenso in bewusstseinserweiternden Drogen zu finden sind. Ist das schon ein Grund, sie aus den Supermärkten zu verbannen?
Nein, sagt das Bundesinstitut für Risikobewertung. Nach einer ausführlichen Untersuchung der Inhaltsstoffe ist Atropin in einer zu geringen Menge enthalten, um für den Menschen toxikologisch relevant zu sein. Nach der Auswertung aller bisher verfügbaren Erkenntnisse kam man dort zu dem Schluss, „dass die verfügbaren Daten keine Hinweise auf unerwünschte akute bzw. chronische Wirkungen ergeben.“ Ganz deutlich weist das Institut jedoch auch darauf hin: „Die Sicherheitsbewertung der (getrockneten) Gojibeeren sowie der aus frischen, reifen Früchten hergestellten Gojibeeren-Säfte anhand der verfügbaren Informationen führt (…) zu dem Schluss, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine abschließende gesundheitliche Bewertung möglich ist.“ Endgültig festlegen möchte man sich also auch hier nicht.
Risikogruppen sollten aufpassen
Übertreiben sollte man den Genuss der Beeren in jedem Falle nicht, denn nachgewiesen ist, dass sie blutverdünnend wirken. Vorallem Patienten, die bereits blutverdünnende Medikamente einnehmen, sollten daher lieber auf andere Beeren zurückgreifen. Auch für Schwangere und Kinder ist die Gojibeere nichts – weil man schlicht nicht weiß, wie sie sich auf deren Körper auswirkt.