So gefährlich sind Biozide für unsere Gesundheit
Biozide sind eingesetzte Chemikalien oder Mikroorganismern zur Schädlingsbekämpfung. Sie wirken darüber, dass sie das Nervensystem lähmen oder die Vermehrungsfähigkeit von Schadorganismer beeinträchtigen.
Der Einsatz von Bioziden
Typische gesundheitsbezogene Produktangaben sind „antibakteriell“, „enfernt 99,99 % der Bakterien“, „hemmt das Pilzwachstum“, oder „hemmt Geruchsbildun“. In Haushalten wird deshalb eine Vielzahl von biozidhaltigen Produkten verwendet, zum Teil ohne dass dies dem Verbraucher bewusst ist. Zu diesen Produkten zählen unter anderen Insektensprays, Holzschutzmittel, Ameisengift, Ratten- und Mäusebekämpfungsmittel, schimmelpilzwachstumsverhindernde Wandfarben, antibakterielle Haushaltsreiniger und mehr. Biozide sind auch in Textilien, Bettwaren, Küchen-, Bad- oder Büroartikel enthalten.
Gesundheitliche Risiken
Zunehmend werden Biozide auch zur antibakteriellen Ausrüstung von Alltagsgegenständen verwendet. Dazu gehören körpernah getragene Textilien, wie Sport- und Freizeitkleidung, welche mit Triclosan und Carbendazim ausgerüstet sind. Diese chemischen Stoffe haben die Wirkung, Bakterien abzutöten.
ÖKO-TEST warnt nun vor diesen Bakterienkillern: Triclosan steht im Verdacht, die Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika zu fördern. Triclosan wurde bereits in der Muttermilch nachgewiesen, und ist möglicherweise erbgutverändernd. Carbendazim wiederum ist ein Fungizid, das im begründeten Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken, die Fortpflanzung zu schädigen und krebserregend zu sein.
Ein weiteres Problem: Die Verbraucher wissen nicht, dass gefährliche Biozide in vielen Kleidungsstücken stecken und werden zu wenig aufgeklärt. So ist sich beispielsweise eine Mutter dieser Risiken nicht bewusst, wenn sie eine Kinderjogginghose kauft, die mit Bioziden ausgerüstet ist. Die einzig logische Konsequenz: Triclosan darf ab Ende April 2015 nicht mehr als Schutzmittel für Fasern eingesetzte werden. Auch das Biozid Carbedazim wird momentan auf EU-Ebene noch bewertet.
So kann man Biozide vermeiden
Biozide sind zu allem Überfluss nicht notwendig: Studien belegen, dass ein extra Gesundheitsschutz durch antibakterielle Seifen, Haushaltsreinigern oder Hygienespülern nicht gegeben ist. Ebenfalls unnötig sind antibakterielle Textilien, Bettwaren, Küchen-, Bad- oder Büroartikel. Die darin enthaltenen Biozide belasten die Umwelt, können gesundheitsschädlich sein und Bakterienresistenzen verursachen. So können die guten Bakterien nicht nur geschwächt, sondern die bösen Keime noch gefährlicher werden, als sie vorher waren. Zugelassene Biozid-Produkte sollten deshalb möglichst selten eingesetzt werden. Ein wichtiges Ziel: Die Öffentlichkeit soll über die Risiken von Bioziden aufgeklärt sowie Alternativen aufgezeigt werden.
Sauber und hygienisch ohne gefährliche Biozide
Hier sind einige Tipps, wie man Bioziden aus dem Weg gehen kann:
- Grundsätzlich: Biozid-Produkte vermeiden.
- Beim Kauf von Kleidung darauf achten, dass diese frei von Bioziden ist.
- Haushaltschemikalien wie Desinfektionsmittel vermeiden: Sie reizen die Atemwege und die Haut, und belasten zudem die Umwelt. Die gutartigen Hautbakterien, die uns schützen, werden durch Biozide ebenfalls abgetötet.
- Keine antibakterielle Seife: Sie können Biozide enthalten, die Bakterien resistent und damit gefährlicher machen, als sie vorher waren. Normale Seife reicht im Alltag für die Hygiene völlig aus.
- Hygienespüler für die Waschmaschine sind unnötig, denn sie belasten die Umwelt. Besser: Ab und zu bei 60 Grad mit Vollwaschpulver waschen.
- Vorsorge gegen Schädlinge: Regelmässiges Lüften beugt Schimmel vor.
- Keine Insektensprays in der Wohnung: Sie können Mensch und Tier schaden, wenn sie in die Atemwege gelangen.
- Gebrauchsgegenstände mit antibakteriellem Hygieneschutz vermeiden.
- Beim Kauf von Lacken und Wandfarben auf Produkte mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" achten. Ihr Gehalt an Bioziden ist auf ein Mindestmaß beschränkt
- Sportkleidung ohne Biozide kaufen, regelmässiges Waschen wirkt der Geruchsbildung genauso erfolgreich entgegen wie Biozide, nur ohne Nebenwirkungen.
Falls es doch zur Anwendung von Biozid-Produkten kommt, ist folgendes zu beachten: Empfindliche Personengruppen wie Kleinkinder und Schwangere sollten sich während und nach dem Versprühen oder Verdampfen von biozidhaltigen Produkten nicht in den betreffenden Räumen aufhalten. Auch auf Haustiere ist zu achten. Ausserdem sollten die vom Hersteller angegebenen Anwendungsvorschriften befolgt werden, um Risiken für die eigene Gesundheit und die von Dritten zu vermeiden. Das gilt auch dann, wenn ein Biozid-Produkt zugelassen worden ist.
Keine Angst vor Bakterien
Viele Menschen greifen zu antibakteriellen Mitteln, um sich vor Bakterien zu schützen. Dabei ist vielen nicht bewusst, dass Bakterien ein Teil vom menschlichen Körper und somit lebensnotwendig sind. Die Bakterien auf und in unserem Körper bilden unsere „Bakterienflora“. Sie vermehren sich, indem sie sich selbst teilen. Diese Flora unterstützt unsere Immunabwehr. Die Bakterien der Haut- und Mundflora schützen den Körper vor krankmachenden Keimen. Im Darm befinden sich ebenfalls wichtige Bakterienarten, ohne die unsere Verdauung gar nicht funktionieren würde. Für die Umwelt sind Bakterien auch unerlässlich: Sie reinigen das Abwasser, zersetzen Abfälle und produzieren wichtige Wirkstoffe in der Medizin. Sie bilden zudem den Beginn der Nahrungskette und sorgen für die Nährstoffversorgung der Pflanzen. Biozid-Produkte können nicht nur bösartige, sondern auch gutartige Bakterien vernichten und schaden so unserer Gesundheit.
Fazit: Normale Hygiene reicht im Alltag aus, ist viel gesünder und schont zudem den Geldbeutel.