Gesundheit

Schlafstörungen – wenn’s einfach nicht klappen will

28. Apr. 2015 von

In Deutschland leiden mehr als 20 Millionen Menschen unter Einschlaf- und Durchschlafproblemen. Was sind die Ursachen? Kann man Schlafen lernen?

So wichtig ist Schlaf für unsere Gesundheit

Die Bedeutsamkeit eines erholsamen Schlafs wird oft unterschätzt. Dabei ist Schlaf ist unsere wichtigste Energiequelle und unabdingbar für unser Wohlbefinden und unsere Konzentration tagsüber. Wer zu wenig Schlaf hat, ist nur „ein halber Mensch“, man fühlt sich gereizt und unzufrieden. Die Leistungsfähigkeit nimmt ab, die Arbeitsproduktivität sinkt um bis zu 39 Prozent. Übermüdung ist zudem eine der häufigsten Ursachen für Unfälle im Straßenverkehr. Umso wichtiger ist erholsamer Schlaf für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Während dem Schlafen durchleben wir zwei Schlafphasen, die wichtig für die Regeneration unseres Körpers sind:

Die Tiefschlafphase: Diese intensiven Schlafphase ist besonders wichtig für unseren Körper. Er hat nun Zeit, sich zu erholen und zu regenerieren. Das Immunsystem wird gestärkt und Energie getankt.

REM-Phase: Diese Bezeichnung ist eine Abkürzung für „rapid-eye-movements“, die rasche Augenbewegung im Schlaf, welche ungefähr alle 90 Minuten stattfindet. Sie signalisiert die Phase der Träume. Sie ist vor allem für das seelische Gleichgewicht wichtig.

Arten von Schlafstörungen

Von einer Schlafstörung spricht die Medizin dann, wenn man vier Wochen lang Nacht für Nacht schlecht geschlafen hat. Schlafstörungen lassen sich in primäre Insomnien und sekundäre Insomnien einteilen:

Primäre Insomnien: Schlaflosigkeiten, die weder auf eine organische noch auf eine psychische Grunderkrankung zurückzuführen sin

Sekundäre Insomnien: Diese Art von Schlafstörungen haben organische oder psychische Gründe wie Depressionen, körperliche Beschwerden und Erkrankungen, Stress am Arbeitsplatz oder Probleme in der Familie.

Mögliche Gründe

Es gibt viele Gründe für Schlafstörungen. Vor allem psychische Belastungen wie Beziehungsprobleme oder Stress am Arbeitsplatz können die Schlafqualität massiv beeinflussen. Im schlimmsten Fall können psychische Erkrankungen wie Depressionen oder organische Erkrankungen wie Rheuma oder Asthma der Auslöser sein. Bei chronischer Müdigkeit sollte der Arzt aufgesucht werden. Aber auch Lärm, wie das Schnarchen des Partners oder unregelmäßige Schichtarbeit können den Schlafrhythmus stören. Bestimmte Medikamente wie Antidepressiva, Blutdruckmittel oder Asthmamittel, sowie Alkohol und andere Suchstoffe erscheinen als mögliche Gründe.

Die Sozialanthropologin Brigitte Steger hat sich mit Schlafproblemen in unterschiedlichen Zeiten und Kulturen befasst. Sie meint: „Schlecht geschlafen wurde schon immer. Aber früher hat man das nicht als medizinisches Problem wahrgenommen“. Trotzdem hat sich eines ganz klar verändert: Die Dauer des Schlafs hat rapide abgenommen. Industrialisierung und Modernisierung – allen voran die Erfindung der Glühbirne – haben dazu geführt, dass wir heute rund eine Stunde weniger schlafen als unsere Vorfahren. Zudem ist eine stärkere Stimulierung und Überreizung unserer Sinne dazugekommen: Auch abends kann man noch Fernsehen, Musikhören und im Internet surfen und somit die Wachaktivität in der Nachtzeit beliebig ausdehnen.

Früher hat man zudem häufiger auch tagsüber ein Schläfchen gehalten - auf der Parkbank oder im Feld - Das Ansehen des Tagschlafs war groß. Heute ist das anders: Welcher Chef akzeptiert es heute schon, dass sich seine Mittarbeiter tagsüber auf Ohr legen? Schlaf wird zunehmend als unwichtig und nebensächlich angesehen. Oftmals wird sogar damit geprahlt, wie wenig Schlaf man benötigt und wie viel man doch leisten kann. Ein zweifelhafter und gefährlicher Trend.

Angst vor dem Schlaf

Leider führen Schlafprobleme dazu, dass sich Betroffene plötzlich intensiv mit ihrem Schlaf befassen und sich beobachten. Sie entwickeln ein unrealistisches Bild vom idealen Schlaf und ärgern sich über die Situation oder machen sich noch mehr Sorgen. Ein Teufelskreis – Menschen, die gut schlafen, hinterfragen den Schlaf nicht. Auch der Druck, am nächsten Tag immer Leistungsbereit zu sein und hundert Prozent zu geben, kann die Angst schüren und für Kopfzerbrechen sorgen.

Schlafen kann man lernen

Man sollte nicht mit einer fixen Vorstellung von Schlaf zu Bett gehen, denn diese treiben viele in Verzweiflung und Schlaflosigkeit. Doch daran sollte niemand scheitern, denn Schlafen kann man lernen: Mit diesem Wissen und entspannenden Gewohnheiten kann man den erholsamen Schlaf fördern. Hier sind 13 Tipps zu richtiger Schlafhygiene von Dr. Albert Wettstein, einem Zürcher Stadtarzt:

  1. Jeden Tag zur gleichen Zeit aufstehen – auch am Wochenende.
  2. Kein Schläfchen nach 15 Uhr.
  3. Regelmässige körperliche Betätigung am Abend (Spaziergang, Gartenarbeit), aber keine grossen Anstrengungen.
  4. Abends kein Koffein, kein Nikotin, keinen Alkohol (siehe «nachfolgende Info Ursachen: Was den Schlaf stören kann»).
  5. Kein schweres Essen zwei Stunden vor der Schlafenszeit.
  6. Nichts mehr trinken nach dem Nachtessen.
  7. Stimulierende, lärmige Orte nach 17 Uhr meiden.
  8. Zum blossen Entspannen nie das Bett, sondern einen Sessel benutzen.
  9. Eine sich täglich wiederholende Routine beim Zubettgehen einhalten.
  10. Das Bett nur für Schlaf und Sex benutzen.
  11. Kein Fernsehen vom Bett aus.
  12. Wichtig im Schlafzimmer: kühle Temperatur (Decken anpassen), Dunkelheit, Ruhe (eventuell Ohrenstöpsel benutzen), eine gute Matratze.
  13. Nach dem Zubettgehen an etwas Angenehmes, Ruhiges denken.

Der Griff zu einem Schlafmittel sollte immer die letzte Wahl sein. Versuch’s vorher mal mit diesen natürlichen Schlaf-Helfern:

Quellen:

http://www.beobachter.ch/leben-gesundheit/wohlfuehlen-praevention/artikel/schlafstoerung_der-traum-vom-erholsamen-schlaf/

http://www.gesundheit.de/krankheiten/gehirn-und-nerven/schlafstoerungen/schlafstoerungen-tipps-zum-einschlafen

http://www.beobachter.ch/leben-gesundheit/medizin-krankheit/artikel/schlaflosigkeit_schlaf-wo-bleibst-du/#