Reicht eine Softdrink-Steuer von 20 Prozent?
Coca Cola & Co. sollen in Zukunft teurer werden – wenn es nach der Weltgesundheitsorganisation geht. Die WHO fordert Staaten auf eine Steuer für zuckerhaltige Getränke zu erheben.
Durch die Sondersteuer auf zuckerhaltige Getränke erhofft sich die WHO einen markanten Rückgang des Zucker-Konsums. „Wenn Regierungen Produkte wie zuckerhaltige Getränke stärker besteuern, können sie Leiden reduzieren und Leben retten“, so Douglas Bettcher, Direktor der WHO-Abteilung für die Vorbeugung von nichtansteckenden Krankheiten, gemäß der „Süddeutschen Zeitung“.
Beschwerden wie Diabetes und Fettleibigkeit sollen verringert sowie Krankheitskosten eingespart werden. Laut der WHO waren 2015 weltweit 42 Millionen Kinder unter fünf Jahren übergewichtig. Die Zahl der Diabeteskranken lag im Jahr 2014 mit 422 Millionen auf einem Rekordhoch. Auch andere Krankheiten wie Karies sollen mit der Zucker-Steuer bekämpft werden.
Konkret rät die WHO, dass Regierungen Süßgetränke wie Cola, Fanta oder Eistee mit einer Sondersteuer von mindestens 20 Prozent belegen sollen.
Das hieße: Wenn eine 0,33-l-Dose „Coca-Cola“ heute 0,60 Cent im Handel kostet, würde sie mit Steuer 0,72 Cent kosten. Reicht das? Schrecken 0,12 Cent wirklich ab?
Wie sieht es in anderen Ländern aus?
In Mexiko (bereits das dritte Jahr in Folge „dickstes Land der Welt“) wird schon seit 2014 eine Steuer auf Süßgetränke erhoben: Etwa 10 % muss der Verbraucher umgerechnet für den süßen Genuss draufzahlen. Mit dem Ergebnis, dass der Konsum besagter Getränke im ersten Jahr der Besteuerung um zwölf Prozent sank.
In Großbritannien gelten Getränke mit einem zugesetztem Zuckeranteil von über fünf Prozent als überzuckert. Ab 2018 müssen hier die Hersteller eine Abgabe zahlen oder – bestenfalls – den Zuckergehalt reduzieren. Durch die Unternehmenssteuer sollen die Verbraucher unbelastet bleiben – das Geld soll in Sportprojekte für Kinder fließen.
Auch hier kommt eine Frage auf: Was ist die bessere Methode – eine Zuckersteuer für den Geldbeutel des Konsumenten oder eine Zuckersteuer für Unternehmen? Bei letzterer dürften die Getränke gleich günstig bleiben, denn ob die Hersteller ihre Staatsabgaben auf die Konsumenten umlegen und damit potentiell Einnahmen verlieren, scheint unwahrscheinlich. Warum den Goldstrom kappen?
Wollen wir überhaupt eine Zuckersteuer?
Laut einer Umfrage von „foodwatch“ ist die Mehrheit der Konsumenten in Deutschland für zweckgebundene Abgaben auf Süßgetränke. Die Verbraucherorganisation fordert die Bundesregierung zum Handeln auf: „Bundesernährungsminister Schmidt sollte endlich auf die WHO hören, anstatt der Lebensmittel-Lobby auf den Leim zu gehen“, so „foodwatch“-Experte Oliver Huizinga.