Neues Rezept, billigere Zutaten?

„Nutella“: Das steckt hinter der neuen Rezeptur

13. März 2018 von

Rezepturänderung bei „Nutella“: Statt beispielsweise auf Palmöl zu verzichten, nahm der Hersteller „Ferrero“ andere massive Einsparungen bei den Inhaltsstoffen vor: Weniger Kakao, dafür mehr Milchpulver und Zucker. Das ist jetzt nachgewiesen und erntet Kritik.

Was hat sich an der Nutella-Rezeptur geändert?

Selbst an der nun helleren Farbe ist es zu sehen: „Nutella“ hat eine neue Rezeptur. Während „Ferrero“ selbst nur von „Feinjustierungen“ spricht, stellte die „Verbraucherzentrale Hamburg“ nun in Laboranalysen fest, dass der Kakaoanteil in „Nutella“ von 8,4 auf 7,4% reduziert und im Gegenzug der Anteil an Magermilchpulver von 7,5 auf 8,7% erhöht wurde. Somit enthält Nutella nun mehr Zucker (56,3% statt 55,9%) und geringfügig weniger Fett (30,9 statt 31,8%).

Magermilchpulver ist ein Milchtrockenprodukt, das durch die Trocknung von Magermilch beziehungsweise den Entzug von Wasser aus Magermilch gewonnen wird. Damit besteht Magermilchpulver zum größten Teil aus Milchzucker (52 Prozent), circa 36 Prozent Eiweiß und einem Restwassergehalt von etwa vier Prozent. Was den Fettgehalt betrifft, so überrascht es mit gerade einmal einem Prozent.

Magermilchpulver ist aber aufgrund seines hohen Zuckeranteils nicht gerade ein gesunder Inhaltsstoff. Zudem verliert die Milch bei der Dehydration einen Teil ihrer Vitamine.

Wieso die Rezeptur ändern?

Dass es „Ferrero“ hier vor allem um seinen Gewinn geht und nicht darum, das Produkt zu verbessern, erscheint naheliegend. So ist Kakao beispielsweise ein teurer Rohstoff, dessen Preis nach Angaben von „Statista“ vor allem im letzten Herbst – vor der Rezepturänderung im November – erneut anstieg.

Die Preise für Milchpulver und Zucker im Welthandel sanken dagegen signifikant. Der Preis für „Nutella“ blieb zudem trotz der massiven Einsparungen bezüglich der Inhaltsstoffe konstant.

Leider enthält „Nutella“ auch weiterhin – entgegen des häufigen Verbraucherwunsches – große Mengen an Palmöl, was unter ökologischen Gesichtspunkten bedenklich ist.

Wie reagieren die Verbraucher auf die neue Rezeptur?

Das Meinungsbild der Verbraucher scheint nach der Rezeptänderung eher bitter statt „Nutella“-süß. Beklagt wird der anscheinend deutlich verschlechterte Geschmack, aber auch der erhöhte Zuckergehalt und die mangelhafte Kommunikation seitens „Ferrero“ werden bemängelt.

So lesen sich auch die User-Beiträge auf „Nutellas“ Facebookseite – hier hagelt es Kritik bezüglich des Geschmacks – doch es vermehrt sich auch der Ärger über den Kundenservice, der anscheinend Beschwerde-Mails scheinbar ignoriert. In einigen Beiträgen wird sogar das „Ende einer Ära“ prophezeit.

Auszug einiger Kommentare:

  • „Ich habe seit 25 Jahren fast jeden Tag Nutella gegessen, aber durch die neue Rezeptur schmeckt es leider nicht mehr :-( Viel zu süß und weniger schokoladig! Einfach nur schade“
  • „negative Kundenmeinungen werden als SPAM gekennzeichnet ! Oh, da mag wohl jemand KEINE KRITIK hören. Wir als Verbraucher wünschen gern von Ferrero, ein verantwortungsbewusstes und verbessertes NUTELLA zurück, andernfalls werden wir es meiden.“
  • „Ich ess jetzt Zucker und Zimt Crepes... da seh ich den Zucker wenigstens... solange die Rezeptur nicht wieder geändert wird, bleibt Nutella im Supermarktregal.“

Allein der Stress bezüglich der Rezepturänderung reicht nicht: Ende Februar erhielt „Nutella“ – die Mutter aller Nuss-Nougat-Cremes - auch noch vom Verbrauchermagazin „ÖKO-Test“ die Note 6. Hier heißt dazu:

„Enthalten ist eine 'stark erhöhte' Menge an Mineralöl, die sich im Körper anreichern kann, zudem ein 'stark erhöhter' Zuckergehalt. Zu allem Überfluss hat der Hersteller auch noch das künstliche Aroma Vanillin hinzugefügt.“

Getestet wurden insgesamt 20 Nuss-Nougat-Cremes – 16 erhielten die Noten „mangelhaft“ oder „ungenügend“.

Rezeptänderungen zum Nachteil der Kunden: Ist „Nutella“ ein Einzelfall?

„Nutella“ ist aber kein Einzelfall. Die „Verbraucherzentrale Hamburg“ bemängelt auch bei weiteren Produkten, dass die Lebensmittelindustrie an hochwertigen Zutaten wie Kakao, Haselnüssen, Kaffee, Rapsöl und Schokolade spart. So würden beispielsweise zunehmend billige Füllstoffe oder Aromen verwendet. Beispiele:

  • So spare „Dr. Oetker“ im Müsli an Vollkorn und setze dafür mehr gezuckerte Früchte ein.
  • Im Brennesseltee reduzierte „Messner“ drastisch den Brennnesselanteil.
  • „Rama“ reduziert Rapsöl und erhöht den Trinkwassergehalt. Selbiges bei den „Weight Watchers“, die in ihren Frikadellen ebenfalls den Wassergehalt erhöhten, während sie den Fleischanteil senkten.
  • Doch auch Bio-Produzenten wie „Provamel“ sind hier nicht ausgenommen, welche in ihrer Mandelmilch, den Mandelanteil reduzieren und dafür neue Zusatzstoffe verwenden.

Eine entsprechende ausführliche Liste der Verbraucherzentrale findest Du hier.

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