Gesundheitsrisiko Zucker
Zugegeben, der Versuchung von Süßigkeiten zu widerstehen, ist nicht so leicht. In der Werbung sind sie omnipräsent, an der Supermarktkasse sowieso. Darüber hinaus verstecken sie sich in sehr vielen Lebensmitteln. Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Die Grünen) will deshalb an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Lebensmittel verbieten. Laut einer aktuellen Umfrage der Verbaucherschutzorganisation foodwatch ist eine deutliche Mehrheit der Deutschen dafür. Auch Ernährungsinstitute und -gesellschaften sehen die Politik in der Pflicht, Lebensmittelwerbung zu regulieren.
Aber warum ist zu viel Zucker so schlecht?
Es ist einfach zu erklären, warum der Mensch so gerne zu Süßigkeiten greift: Der Verzehr schüttet den Botenstoff Dopamin aus, ein kurzfristiges Glücksgefühl ist die Folge. Zu viel Zucker jedoch ist insbesondere für Kinder schädlich. Wie Studien des Bundesgesundheitsministeriums zeigen, leiden fast zehn Prozent der 3- bis 17-Jährigen an Übergewicht.
Hohes Gesundheitsrisiko
Heranwachsende, die zu viel Zucker zu sich nehmen, bauen Fettpolster auf, weil die Leber mit der Verarbeitung des Zuckers überlastet ist. Neben Krankheiten wie Diabetes und Karies kann es sogar zu Organ- und sogar Gehirnschäden kommen. Gerade in den frühen Lebensjahren steckt das Gehirn noch in seiner Entwicklung und ist damit besonders anfällig für eine Überdosis an „falschen“ Nährstoffen. Aber auch im Erwachsenenalter kann Zucker negative Auswirkungen auf den Körper haben.
Absolute Zuckerbomben sind zum Beispiel so beliebte Getränke wie Cola, Fanta und andere Softdrinks, die es heutzutage in unzähligen Geschmacksrichtungen auf dem Markt gibt. Liegt die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Höchstmenge an Zucker bei 25 Gramm pro Tag, so ist dieses Limit schon mit einem Glas dieser Getränke erreicht.
Produkte mit hohem Zuckergehalt
Zucker ist nicht gleich Zucker
Zwar müssen Hersteller auf der Verpackung eines jeden Produktes der Zuckergehalt angeben, doch Zucker tritt oft auch in versteckter Form in Erscheinung. So sind viele Inhaltsstoffe, die auf -ose enden, verschiedene Zuckerarten. Insgesamt dürfen über 60 Bezeichnungen für Zucker auf der Zutatenliste von Lebensmitteln verwendet werden. Dazu gehören zum Beispiel Maltose, Fructose oder Dextrose. Oft sind auf den Verpackungen auch beschönigende Beschreibungen wie „ohne Zuckerzusatz“ oder „nur mit natürlichem Zuckergehalt“ zu lesen. Solche Produkte enthalten in der Regel aber Zuckeraustauschstoffe. Sie suggerieren dir, dass der enthaltene Zucker „gesünder“ sei, können aber ebenso gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen, zum Beispiel können sie Blähungen zur Folge haben oder zu Durchfall führen.
Künstliche Süßstoffe solltest du ebenfalls nur in Maßen zu dir nehmen. Wie die Ernährungsexpertin Dr. Martha Ritzmann-Widderich dem Nachrichtenportal Merkur.de gegenüber erklärt, kann der Konsum von Süßstoffen schon in geringen Mengen die Bakterienvielfalt im Darm deutlich drosseln. Diese Bakterien sind für unsere Gesundheit aber essenziell, da sie unter anderem Vitamine und Sättigungshormone produzieren.
Möglichkeiten der Regulierung des Zuckergehalts in Nahrungsmitteln
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es mindestens 85 Länder, die schon eine Zusatzsteuer auf stark zuckerhaltige Getränke eingeführt haben – ein Grund, warum der Konsum von Softdrinks in einigen Ländern deutlich zurückgegangen ist. Warum nicht auch in Deutschland? Eine Zuckersteuer würde Druck auf die Unternehmen ausüben, ihre Rezepturen zu verbessern, sodass diese nicht mehr so viele gesundheitsschädliche Zutaten enthielten.
Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, Hersteller zu verpflichten, deutlicher auf den Einsatz von Zuckerersatzstoffen hinzuweisen oder die Produkte mit einer Nährwertampel zu versehen. Auch eine ehrlichere Werbung mit Verzicht auf die oben genannten beschönigenden Formulierungen wäre denkbar.
Was kannst du tun?
Natürlich kannst auch du als Verbraucher:in handeln und dich bei der Einschätzung des Zuckergehalts an der Nährwertampel von CodeCheck oder dem Nutriscore orientieren. Der Nutriscore, leider nur eine freiwillige Kennzeichnung auf Produktverpackungen, zeigt eine fünfstufige farbige Skala von A bis E. Sie signalisiert dir übersichtlich, ob der Nährstoffgehalt des betreffenden Produkts, also Fett, gesättigte Fettsäuren und Zucker, hoch oder niedrig ist.
Die CodeCheck-Ampel wiederum zeigt dir für alle Lebensmittel in der App auf einen Blick an, wie Ernährungsexpert:innen den Gehalt von Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz in einem Produkt bewerten. Rot heißt, dass zu viel davon enthalten ist, während bei Grün die Menge unbedenklich ist.
Handeln, bevor es zu spät ist
Wie das Beispiel der anderen Länder zeigt, ist es durchaus möglich, politisch eine Veränderung zu bewirken. Die deutsche Regierung sollte sich an diesen Ländern ein Beispiel nehmen, um die Gesundheit der heranwachsenden Generation nicht zu gefährden. Mit der CodeCheck-App kannst du dir schnell und einfach einen hervorragenden Überblick über problematische Zutaten verschaffen. Darüber hinaus hilft sie dir zuverlässig, den Zuckergehalt von Lebensmitteln zu identifizieren.
Einfache Tipps für eine gesunde Ernährung ohne Zucker
- Tee oder Kaffee ungesüßt trinken oder beim Kaffee Zimt anstelle von Zucker verwenden
- Weißbrot vermeiden und lieber zu Vollkornprodukten greifen
- Müsli selbst zusammenstellen, denn fertige Müslimischungen enthalten oft Unmengen an Zucker
- Viel frisches Gemüse essen
- Öl mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren verwenden
- Industriell gefertigte Süßigkeiten vermeiden
- Zu zuckerarmen Obstsorten wie Beeren, Sauerkirschen, Pflaumen, Avocado oder Aprikosen greifen
- Viel Bewegung an der frischen Luft, was die Lust des Körpers auf gesündere Ernährung steigern kann
- Für die Arbeit oder unterwegs immer etwas Obst oder eine Tüte unbehandelter Nüsse mitnehmen, um Heißhungerattacken zu vermeiden
Weiterführende Links
- CodeCheck: Was sind Nährwerte?
Quellen
- Bundesministerium für Gesundheit: Förderschwerpunkt Prävention von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen
- World Health Organisation (WHO): WHO manual on sugar-sweetened beverage taxation policies to promote healthy diets
- Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Nutri-Score einfach erklärt: Informationen für den Einkauf
- Gemeinsamer Appell an die Parteispitzen von SPD, GRÜNE und FDP: Werbeschranken für Ungesundes – Kinder umfassend schützen!
- Merkur.de: So gefährlich sind Süßstoffe: Forscher warnen vor Schäden für den Darm und Diabetesrisiko