Mundhygiene

Muss Zahnseide wirklich sein?

27. März 2018 von

Das amerikanische Gesundheitsministerium hat die Benutzung von Zahnseide aus seinen Empfehlungen gestrichen. Reicht Zähneputzen also aus, um Karies vorzubeugen?

Lange stand in den Diätrichtlinien der US-Behörde ein Satz über Zahngesundheit, der auch einen Hinweis auf Zahnseide enthielt. Aber weil die Studienlage so schlecht sei, wurde diese Anmerkung entfernt.

Verschiedene Studien deuten an, dass Zahnseide in Kombination mit der Zahnbürste Zahnfleischentzündungen reduziert. Aber in einer Review ist zu lesen, dass die Qualität dieser Untersuchungen zweifelhaft ist. Deshalb sollten die Ergebnisse anhand verlässlicher Studien bestätigt werden, um als bewiesen zu gelten.

Darüber hinaus gibt es keine Studien, die belegen, wie sich die Verwendung von Zahnseide bei gesunden Menschen auswirkt. Ob sich so Karies, Parodontitis und Zahnverlust vorbeugen lässt, ist ebenfalls nicht erforscht. Hier herrscht also Nachholbedarf!

Wenn die Datengrundlage also dürftig ist, warum empfehlen dann viele Zahnärzte die Nutzung der Zahnseide?

Speisereste mit Zahnseide entfernen?

Nur weil Studien fehlen, heißt das nicht, dass Zahnseide wirkungslos ist. Es bedeutet lediglich, dass es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt, die ihre Effekte beweisen oder widerlegen. In diesem Fall ist man also auf Erfahrungswerte angewiesen. Und den gesunden Menschenverstand.

Bakterien sammeln sich besonders an Stellen an, die Zahnbürsten nicht erreichen. Tatsächlich ist der schmale Spalt zwischen den Zähnen mit der Bürste allein schwer zu reinigen. Laut Dr. Claudius Ratschew, Pressereferent der „Österreichischen Zahnärztekammer“ und selbst niedergelassener Zahnarzt, sind die Zahnzwischenräume häufig der Ausgangspunkt von Karies. Dem „Kurier“ beschrieb er seine Erfahrungen so: „Wenn man täglich Zahnseide benutzt, bekommt man dort in der Regel keine Karies.“

Die aktuellen Leitlinien formulieren es etwas vorsichtiger. Hier steht: „Lassen sich Speisereste und Biofilm mit alleinigem Zähneputzen nicht ausreichend entfernen, sollen Hilfsmittel zur Approximalraumhygiene (Zahnseide, Interdentalbürsten) zusätzlich verwendet werden.“

Ob sich kleinste Speisereste trotz Zähneputzen in den Zahnzwischenräumen verkeilen, kann der Einzelne wohl kaum allein herausfinden. Dein Zahnarzt hilft hier weiter: Er kann Dir sagen, wie es um Deine Mundhygiene bestellt ist und ob zusätzlicher Pflegebedarf besteht. Das ist übrigens gut möglich, denn laut der Deutschen Mundgesundheitsstudie hat jeder zweite jüngere Erwachsene eine moderate oder schwere Parodontitis.

Zahnseide oder Interdentalbürste?

Zahnseide eignet sich vor allem dann, wenn die Zähne eng zusammenstehen. Sind die Abstände etwas weiter, ist eine Zahnzwischenraumbürste besser. Du solltest das Zahnpflegehilfsmittel mit geringem Widerstand zwischen die Zähne schieben können, so dass sich Speisereste gut entfernen lassen.

So sollen laut einer aktuellen Studie auch Interdentalbürsten Zahnfleischentzündungen reduzieren. Aber auch hier sind umfangreichere Untersuchungen notwendig, um verlässliche Aussagen treffen zu können.

Fazit

Aufgrund schwelender oder manifester Zahnerkrankungen empfehlen viele Zahnärzte ihren Patienten trotz unklarer Studienlage, Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten zu verwenden. Was in Deinem Fall Sinn macht, besprichst Du am besten mit Deinem Zahnarzt. Er erklärt Dir auch, welches Hilfsmittel für Deine Mundhygiene am besten passt.