Klimawandel droht Selen auf Ackerfeldern zu verknappen
Forscher aus der Schweiz gehen davon aus, dass sich der Selen-Anteil auf zwei Drittel der Ackerflächen weltweit verringern wird. Das hätte einen negativen Effekt auf die Gesundheit der Menschen, die dort von den Erträgen leben.
Das Spurenelement Selen ist wichtig für unser Wohlbefinden: Unter anderem ist es bei der Bildung von Schilddrüsenhormonen beteiligt, bindet freie Radikale und hilft bei der Entgiftung des Köpers. Das bedeutet auf der anderen Seite, dass Selen-Mangel zu Problemen beim Wachstum und der Knochenbildung, zu Schäden an der Leber, der Haut und an den Nägeln sowie zu Muskelschwund und -funktionsstörungen führen kann.
Selen in Getreide und Gemüse, aber auch Fleisch
Normalerweise kommt es nicht zu diesen Mangelerscheinungen, da wir durch den Verzehr von Getreideprodukten und Gemüse ausreichend viel Selen zu uns nehmen. Allerdings hängt der Selen-Gehalt eines Lebensmittels stark vom der Menge des Spurenelements im Ackerböden ab, aus dem es gezogen wird. Das könnte in den kommenden Jahrzehnten zum Problem werden.
Niederschlag und Verdunstung beeinflussen Selen-Gehalt
Ein internationales Team der Forschungsanstalt „Eawag“ hat im Fachmagazin „PNAS“ die Ergebnisse ihrer Studie zu Selen-Konzentrationen in Ackerböden veröffentlich. Für sie analysierten die Wissenschaftler bereits vorhandene Daten und über 33.000 Bodenproben aus allen Teilen der Erde. „Daraus leiteten die Forscher ab, wie sich die Wechselwirkungen von Klima und Boden auf die Verfügbarkeit von Selen auswirken“, erklärt die „Neue Züricher Zeitung“.
Datenanalyse erlaubt Prognose
Mit diesem Wissen gelang es ihnen, die Selen-Konzentration der Böden unter Berücksichtigung des Klimawandels vorherzusagen. Ihren Simulationen zufolge wird sich der Selen-Anteil gegen Ende des Jahrhunderts vor allem in Anbaugebieten in Europa, Indien, China, dem südlichen Südamerika und im Südwesten der Vereinigten Staaten um rund neun Prozent reduzieren. Das erhöhe schon das Risiko für die Bevölkerung in den Regionen, an Selen-Mangel zu erkranken.
Forscher empfehlen mit Selen zu düngen
Das Team sieht in den Erkenntnissen aus ihrer Arbeit eine Warnung an humanitäre Organisationen und an die Agrarindustrie. Noch könnten Maßnahmen gegen die drohende Selen-Armut ergriffen werden. In Finnland würde beispielsweise seit 1984 selenhaltiges Düngemittel auf den Feldern eingesetzt. Möglich wäre auch, das Futter für Tiere mit Selen anzureichern. Damit ließe sich der Stoff etwa in Schweine- und Hühnerfleisch, die ohnehin viel Selen enthalten, anreichern.