Hunde vegetarisch ernähren – geht das?
Immer mehr Menschen steigen auf vegetarische oder auch vegane Kost um, sei es aus ethischen, gesundheitlichen oder ökologischen Gründen. Warum also nicht auch die vierbeinigen Haustiere pflanzlich ernähren? Prinzipiell ist das möglich, für die Gesundheit des Tieres, sollte man jedoch Einiges beachten.
Hunde haben sich an den Menschen angepasst
Sich selbst vegetarisch oder vegan ernähren, dem Hund aber jeden Tag fleischhaltiges Tierfutter vorsetzen. Viele Tierhalter wünschen sich auch für ihre Vierbeiner eine Umstellung der Ernährung. Aber geht das überhaupt? Sind Hunde nicht eigentlich Fleischfresser? Grundsätzlich zählen Hunde zu den Karnivoren, den Fleischfressern, ihre anatomischen und physiologischen Merkmale sind also auf den Fleischverzehr ausgelegt.
Laut Ellen Kienzle, Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik am Lehrstuhl für Tierernährung der Ludwigs-Maximilians-Universität München, hat sich der Hund jedoch seit 20.000 Jahren domestiziert und auch in seiner Ernährungsweise an das Zusammenleben mit dem Menschen angepasst. Viele Nährstoffe können die Vierbeiner selbst synthetisieren oder aus pflanzlichen Quellen beziehen. Prinzipiell ist eine vegetarische Ernährung für Vierbeiner also möglich.
Ernährungsumstellung nur unter fachärztlicher Aufsicht
Laut Kienzle ist gegen eine ovo-lacto-vegetarische Ernährung bei Hunden, die keine außergewöhnlichen Belastungen oder Krankheiten haben, nichts einzuwenden. Bedeutet: Kein Fleisch, aber Eier- und Milchprodukte zur Ergänzung.
Auch der „Deutsche Tierschutzbund“ kommt auf Basis vieler wissenschaftlicher Studien zu dem Schluss, dass eine vegetarische Ernährung bei Hunden durchaus möglich ist. Jedoch sollte bei einer langfristigen Ernährungsumstellung dieser Art, immer fachärztlicher Rat hinzugezogen werden. So können Tierärzte, die sich auf das Themengebiet der Tierernährung spezialisiert haben, wissenschaftlich basierte Ernährungspläne zusammenstellen und zeitgleich die gesundheitliche Entwicklung des Tieres im Auge behalten.
Energie- und Nährstoffbedarf muss ausreichend gedeckt sein
Der „Tierschutzbund“ weist ganz ausdrücklich darauf hin, dass der „Energie- und Proteinbedarf sowie der Bedarf an allen Mineralstoffen und Vitaminen gedeckt sein muss“.
Laut Kienzle ist das bei selbst zusammengestellten Mahlzeiten vom Halter oft nicht der Fall. So enthalten beispielsweise viele Pflanzen sogenannte Phytate, welche Kalzium oder andere Spurenelemente binden. So kann es passieren, dass selbst bei ausreichender Nährstoffmenge nicht alle Mineralstoffe aufgenommen werden können.
Auch bei vielen verarbeiteten Tierfutterprodukten mangelt es an einem ausgewogenen Energie- und Nährstoffbedarf. Eine Studie des „Instituts für Hunde- und Katzenernährung“, fand lediglich zwei Alleinfuttermittel, die frei von jeglichen Mängeln waren. Oft sollten Mineralien und Vitamine extra verabreicht werden.
Kalziumpräparate sind ein Muss
Hunde haben beispielsweise einen sehr hohen Kalziumbedarf, sie verstoffwechseln dieses Mineral nicht so gut wie wir Menschen. Bei einer Ernährungsumstellung muss unbedingt darauf geachtet werden, dass die Tiere genug des wertvollen Mineralstoffs in Form von Kalziumpräparaten erhalten.
Ein Mangel kann zu Skeletterkrankungen und brüchigen Knochen führen. Im Blutbild ist ein solcher leider auch erst sehr spät zu erkennen, erklärt die Expertin. Auch die beiden Aminosäuren L-Carnitin und Taurin können bei einer vegetarischen Ernährung nicht allein über das normale Futter aufgenommen werden. Ein Mangel kann schwerwiegende Herzmuskelerkrankungen hervorrufen. Laut Kienzle könne es auf keinen Fall schaden, die beiden Stoffe separat zu verabreichen oder als Pulver über das Futter zu streuen. Der Bedarf könne jedoch je nach Hunderasse und individueller Ernährung schwanken.
Die Tierschutzorganisation „PETA“ hat nun gemeinsam mit Wissenschaftlern von der Universität von Kalifornien-Davis, der Staatlichen Universität von North Carolina und der Universität von Guelph herausgefunden, dass sogar fleischhaltige Tierfutterprodukte nicht ausreichend mit diesen beiden Stoffen angereichert sind, und empfiehlt, diese deshalb in jedem Fall extern zu verabreichen.
Ist vegetarisch gesünder als fleischhaltig?
Ob eine vegetarische Ernährung für Hunde tatsächlich gesünder ist, bezweifelt Kienzle. Bei Hunden gäbe es beispielsweise einen sehr starken Placeboeffekt, sodass allein die gesteigerte Aufmerksamkeitszuwendung aufgrund der Ernährungsumstellung die positiven Effekte bewirken könne. Dahingegen legten die Ergebnisse einer eigens von „PETA“ durchgeführten Studie nahe, dass „je länger ein Hund vegan oder vegetarisch lebt, umso besser sind seine Chancen, bei guter bis ausgezeichneter Gesundheit zu sein“. Das Risiko einer Schilddrüsenunterfunktion, Infektionskrankheiten sowie diverse Krebserkrankungen würden ebenfalls sinken. Durch eine langjährige rein pflanzliche Ernährungsweise könnte jedoch die Alkalität des Urins verstärkt werden und dadurch Harnwegsinfektionen fördern.
Umstellung am besten schrittweise
Um dem Tier nicht zu schaden und es langsam an eine vegetarische Ernährung zu gewöhnen, sollte man das vegetarische Futter unter das normale Futter mischen. So kann das Mischverhältnis stufenweise angepasst werden, bis kein Fleisch mehr dabei ist. Zuletzt kommt es jedoch immer noch auf das Tier an. Nicht jeder Hund reagiert positiv auf eine Ernährungsumstellung, manche lehnen sie auch komplett ab. Die Expertin warnt eindringlich davor, die Tiere zum Essen zu zwingen.