Hormonell wirksame Stoffe in jedem vierten Kosmetikartikel
Vor gut einem Jahr lancierte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zusammen mit Codecheck die „ToxFox-App“ für das iPhone. Seit dem hat sich viel getan. Einige Hersteller haben begonnen die Produktion einzelner Kosmetika umzustellen, was bestätigt, dass wir mit unserem Wirken und der Aufklärung über schädliche Inhaltsstoffe tatsächlich etwas bewegen können. Unser Dank geht an dieser Stelle vor allem auch an die gut 70.000 Konsumenten, die die Hersteller mit einer Protest-E-Mail zu einem Umdenken bewegen konnten.
Hormone so weit das Auge reicht
Was haben mehr als jedes vierte der Pflege- und Kosmetikprodukte auf dem deutschsprachigen Markt gemeinsam? Sie enthalten hormonell wirksame Stoffe! Diese Chemikalien werden in Kosmetika vor allem als Konservierungsmittel und UV-Filter eingesetzt. Die Palette belasteter Produkte reicht von Sonnencreme über Duschgel, Rasierschaum, Haargel, Lippenstift, Handcreme und Bodylotion bis zu Zahnpasta. Als die “ToxFox-App” vor gut einem Jahr lanciert wurde, enthielten 30 Prozent der Kosmetika die Chemikalien. Heute sind es noch 27 Prozent. Von den während des Jahres neu erfassten Produkten sind sogar nur noch 18 Prozent belastet. Ein Erfolg möchte man meinen. Wären da nicht zwei Ausreißer.
Diese Grafik zeigt den Anteil der belasteten Produkte in den verschiedenen Produktgruppen. (Quelle: BUND)
Fatale Nebenwirkungen
Warum sich der BUND, Codecheck, aber auch viele andere Unternehmen und Organisationen gegen den Einsatz dieser Hormone stark machen, liegt nicht zuletzt an den folgenschweren Nebenwirkungen. Denn die Chemikalien gelangen über die Haut in den Körper und werden mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht, die in den vergangenen Jahrzehnten weltweit verstärkt auftreten. Dazu gehört der Rückgang der Spermienqualität, eine verfrühte Pubertät bei Mädchen und die Zunahme bestimmter hormonbedingter Krebsarten wie Brust-, Prostata- oder Hodenkrebs.
Hormonell wirksame Chemikalien ähneln den körpereigenen Hormonen und können wichtige Entwicklungsprozesse stören, so der BUND in seiner Pressemeldung. Besonders alarmierend ist die Zahl einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der zufolge in Europa bereits bis zu 40 Prozent der jungen Männer unter einer verminderten Spermienqualität und -anzahl leiden.
Unternehmen ohne Gewissen
Kandidat Nummer 1 ist Procter & Gample, Hersteller unter anderem von Wella und Gilette. Das Unternehmen erhöhte den Anteil hormonell belasteter Produkt innerhalb des Jahres um 2 Prozent auf stattliche 48 Prozent. Das heißt also, in jedem zweiten Produkt des Multis sind hormonell wirkende Chemikalien enthalten.
Ebenfalls zugelegen konnte Henkel. Henkel stellt unter anderem die Marken Schwarzkopf, Aok oder Fa her. Die Zahl der belasteten Produkte stieg von 30 Prozent in 2013 auf 33 Prozent in 2014.
Die folgende Grafik zeigt den Anteil der belasteten “neu erfassten” Produkte der 10 größten Kosmetikhersteller. (Quelle: BUND)
Parabene ganz weit vorn
Die am häufigsten eingesetzten hormonell wirksamen Stoffe sind die sogenannten Parabene. Sie sind in sehr vielen Cremes, Shampoos, im Rasierschaum oder in Lippenstiften zu finden. Besonders gefährdet sind Föten im Mutterleib, Kleinkinder und Kinder in der Pubertät. Ulrike Kallee, Chemikalien-Expertin des BUND, sagt: “Ein Duschgel macht noch nicht krank. Aber die meisten Menschen nutzen jeden Tag viele verschiedene Kosmetika, deren Inhaltsstoffe als Chemikaliencocktail im Körper wirken können. Hersteller sollen daher auf Parabene in ihren Produkten verzichten.”
Diese Produkte enthalten KEINE hormonell wirksamen Stoffe: