Haferdrinks: „Sehr gute“ und überzeugende Milchalternative
Gute Nachrichten für alle Hafermilch-Trinker:innen: „Öko-Test“ hat 36 Haferdrinks getestet, darunter 31 Bio-Produkte, und fast alle der Getreidegetränke schneiden „sehr gut“ ab. Einzig das Bio-Produkt von Black Forest Nature fällt wegen der Belastung mit Schimmelpilzgiften durch. Weiterhin kritisierten die Tester:innen überflüssige Vitaminzusätze und zugesetzte künstliche Phosphate.
- Die meisten Bio-Haferdrinks im Test sind besser und billiger als die konventionellen Produkte.
- Hafermilch enthält in der Regel weniger Eiweiß als Kuhmilch. Wenn Du nach einer proteinreicheren Pflanzenmilch sucht, wähle besser einen Drink aus oder mit Soja.
- Hafermilch hat im Vergleich zu Kuhmilch eine bessere Umweltbilanz.
Stolze 30 von 36 Haferdrinks schneiden im „Öko-Test“ mit „Sehr gut“ ab. Zu diesem tollen Ergebnis kommt, dass die Herstellung von Hafermilch im Vergleich zu Kuhmilch viel weniger Wasser und Landfläche verbraucht. Auch leiden für Hafermilch keine Kühe. Darüber hinaus lässt sich Hafer regional anbauen.
Laut dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) hat Hafermilch einen besseren CO2-Fußabdruck als Kuhmilch. So wird vom Feld bis ins Supermarktregal für ein Kilo Hafermilch etwa 0,3 Kilo CO2 frei, für dieselbe Menge Kuhmilch ist es mit rund 1,4 Kilo CO2 viermal so viel.
Diese drei Produkte erhielten von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“
Schimmelpilzgifte können Gesundheit schaden
Dennoch ist nicht in allen Hafermilchprodukten alles super. Im Velike! Bio Haferdrink Natur von Black Forest Nature hat das von „Öko-Test“ beauftragte Labor eine Konzentration von Schimmelpilzgiften gemessen, die die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) übersteigt. Der TDI ist kein gesetzlicher Grenzwert. Er ist toxikologisch begründet und beschreibt die Menge eines Stoffes, die Du über die gesamte Lebenszeit pro Tag ohne spürbare Auswirkungen auf die Gesundheit aufnehmen kannst.
Das Schimmelpilzgift T-2/HT-2 kann unter anderem den Verdauungstrakt schädigen und das Nerven- und Immunsystem stören. Die im Velike! Bio Haferdrink Natur gemessene Konzentration war so hoch, dass bereits 250 Milliliter, also ein Glas Hafermilch, ausreichen würde, um die tägliche Menge von T-2/HT-2 zu überschreiten, die die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für einen Erwachsenen mit 60 Kilogramm Körpergewicht noch für tolerierbar hält.
Zusatz von Vitamin B12 und Calcium ist ok
In der Regel sieht „Öko-Test“ den Zusatz von Vitaminen und Mineralstoffen in Lebensmitteln kritisch, weil Du einen Großteil der Vitamine und Mineralien, die der menschliche Körper täglich braucht, prima mit einer herkömmlichen gesunden Ernährung aufnehmen kannst. Eine Ausnahme ist das Vitamin B12, das in ausreichender Menge nur in Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs vorkommt. Wenn Du bei Deiner Ernährung auf tierische Lebensmittel verzichtest, ist es nicht unwahrscheinlich, dass Du ein Defizit an Vitamin B12 hast. Deshalb empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) Veganer:innen, auf Nahrungsergänzungsmittel oder auf mit Vitamin B12 angereicherte Lebensmittel zurückzugreifen.
„Öko-Test“ wertet den Zusatz von Vitamin B12 in diesem Test daher nicht ab. Auch zugesetztes Calcium tolerieren die Prüfer:innen ohne Notenabzug, da Hafermilch oft als Ersatz für Kuhmilch auf dem Speiseplan steht und Kuhmilch ein klassischer Calciumlieferant ist.
Zusatz von Vitamin B2 und D ist überflüssig
Anders ist das bei den Vitaminen D und B2. Ihren Zusatz findet „Öko-Test“ unnötig. Vitamin D kann Dein Körper bei Kontakt der Haut mit Sonnenlicht selbst bilden; B2 steckt in pflanzlichen Lebensmitteln wie Erbsen und Broccoli. Trotzdem ist den Produkten Alpro This Is Not M*ilk 3,5 % Fett, Oatly! Barista Edition Hafer Gekühlt und Alpro sanft und cremig Hafer Vitamin D zugesetzt, den beiden letzteren auch Vitamin B2. Diese drei sowie die Oatmolk Barista enthalten zudem künstliche Phosphate. Kritikpunkt hier: Große Mengen an Phosphaten können den Nieren schaden.
„Ohne Zucker“ oder „Ohne Zuckerzusatz“?
Hafermilch schmeckt oft süßer als Kuhmilch. Doch die Zuckergehalte von Hafermilch variieren. Ein Blick in die Nährwertkennzeichnungen zeigt: Die Zuckergehalte der Marken im Test liegen zwischen null und rund sechs Prozent. Diese Spanne macht einen Unterschied, wenn Du täglich Hafermilch konsumierst, da zu viel Zucker als ungesund gilt. Deshalb werben einige Hersteller auch mit Aussagen rund um das Thema Zucker. Doch dafür gibt es Regeln.
Regel Nummer eins
Wenn Hersteller ihre Drinks mit dem Claim „Ohne Zucker“ bewerben, dürfen diese nicht mehr als 0,5 Gramm Zucker pro 100 Milliliter Hafermilch enthalten. Das sieht die europäische Health-Claims-Verordnung vor. In diesen Test sind einige Produkte so ausgelobt: Allos Hafer 0 % Zucker, Alpro This Is Not M*lk 3,5 % Fett, Berief Bio Hafer ohne Zucker und Provamel Hafer ohne Zucker. Alle vier Produkte erfüllen die Anforderungen auch.
Regel Nummer zwei
Wenn eine Hafermilch die Auslobung „Ohne Zuckerzusatz“ oder „Ungesüßt“ trägt, empfiehlt die Health-Claims-Verordnung den Zusatz „Enthält von Natur aus Zucker“, wenn die Produkte dennoch zuckerhaltig sind. Denn die Auslobung „Ohne Zuckerzusatz“ bedeutet tatsächlich nur, dass Hersteller ihrer Hafermilch keinen Zucker zugesetzt haben. Im Umkehrschluss bedeutet das jedoch nicht, dass ein Produkt nicht trotzdem viel Zucker enthalten kann.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Mangelhaft“
Woher kommt der Zucker in Hafermilch?
Der Zucker gelangt durch einen biologischen Verarbeitungsprozess in die Haferdrinks: die Fermentation. Dabei wird der gemahlene Hafer in Wasser eingerührt und mit Enzymen versetzt. Diese wandeln die im Hafer enthaltene Stärke in Zucker um. Je länger Hersteller diesen Prozess laufen lassen, desto mehr Zucker entsteht. Es ist in diesen Fällen deshalb zwar richtig, dass die Produzent:innen der Hafermilch keinen Zucker von außen zusetzen, aber so ganz trifft es die Formulierung „Enthält von Natur aus Zucker“ am Ende dann doch nicht; denn den Fermentationsprozess, der für den „natürlichen“ Zuckergehalt verantwortlich ist, steuern die Hersteller ja selbst.
Mehr Klarheit beim Zuckergehalt
Um mehr Klarheit auf die Verpackung zu bringen, hat der Arbeitskreis Lebensmittelchemischer Sachverständiger der Länder und des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (ALS) eine neue Formulierung festgelegt, die für Produzent:innen und Überwachungsbehörden bei Kontrollen verbindlich ist: Wenn Hersteller mit dem Claim „Ohne Zuckerzusatz“ werben, die Hafermilch aber „natürlichen“ Zucker enthält, dann sollen die Produzenten mit dem Hinweis „Enthält Zucker aus der Haferfermentation“ erklären, wo der Zucker im Getränk herkommt.
Leider aber haben diese Regel aber noch nicht alle Hersteller, die im Test vertreten sind, umgesetzt. „Öko-Test“ zieht deshalb bei einigen Produkten eine Note ab. Davon betroffen sind Alpro sanft und cremig Hafer, Dennree Hafer Drink, Food For Future Bio Haferdrink, Provamel Bio Barista Hafer, Vemondo Bio Hafer und Velike! Bio Haferdrink Natur.
Der Haferdrink Oatmølk Barista kassiert sogar zwei Noten Abzug, weil Anbieter Moelk zwar mit dem Claim „No Added Sugar“ wirbt, aber weder den von der Health-Claims-Verordnung empfohlenen Zusatz „Enthält von Natur aus Zucker“ auf die Verpackung druckt, noch der ALS-Empfehlung folgt.
Getreidig guter Geschmack
Ob Du Deinen Haferdrink mehr oder weniger süß magst, ist natürlich Geschmackssache. Was Hafermilch aber auf keinen Fall sollte: unangenehm riechen oder schmecken. An 33 der 36 geprüften Drinks hatten die beauftragten Sensoriker:innen nichts zu bemängeln. Beim Share Bio Hafer-Barista und Voelkel Hafer Drink Glutenfrei stellten sie jedoch eine „leichte Bitternote“ fest, der Provamel Hafer ohne Zucker schmeckte „wässrig".
Zugesetztes Aroma überflüssig
Im Alpro This Is Not M*ilk 3,5 % Fett und Bärenmarke Ohne Muh! pflanzlich 3,8 % Fett stecken laut Zutatenliste der Hersteller natürliche Aromen als Zusatzstoffe, um den Geschmack aufzupeppen. Das ist überflüssig, sagt „Öko-Test“, denn dass Hafermilch auch ohne Aromen gut schmeckt, beweist die Mehrzahl der Drinks im Test.
Übrigens: Auf den Verpackungen steht nie „Hafermilch“. Das liegt daran, dass Hersteller in Produktnamen für rein pflanzliche Produkte „-milch“ nicht verwenden dürfen. Dass „Öko-Test“ und auch wir von CodeCheck neben Haferdrinks auch von Hafermilch sprechen, liegt daran, weil dieser Ausdruck dem normalen Sprachgebrauch entspricht.