Knapp ein Drittel mit Fettschadstoffen belastet

Fischstäbchen im Ökotest

27. Juli 2020 von

Fischstäbchen gehen immer - sie sind schnell zubereitet, und die meisten Kinder lieben sie. Doch kann man Fischstäbchen guten Gewissens genießen? Der Test zeigt: nicht alle. Vier Marken fallen durch den Test, einige kann Ökotest aber mit "sehr gut" oder "gut" empfehlen.

  • Vier Fischstäbchenmarken im Test bewerten sie mit Bestnote. Sie sind frei von bedenklichen Inhaltsstoffen und die Produkte stehen für Fisch aus nachhaltiger Fischerei mit transparenter Lieferkette.
  • Mit "mangelhaft" oder "ungenügend" fallen vier getestete Fischstäbchen durch.
  • Der Test zeigt: Auch Fisch mit Labels wie MSC und Naturland Wildfisch kann mit zerstörerischen Grundschleppnetzen gefangen worden sein.

Woher stammt der Fisch? Zerstören die Fangmethoden den Meeresgrund? Wie sieht es mit den Inhaltsstoffen aus? Sie haben 20 Fischstäbchenmarken im Labor testen lassen. Das Ergebnis: Vier Fischstäbchen im Test können sie mit Bestnote empfehlen. Die Produkte enthalten keine bedenklichen Schadstoffe, der verarbeitete Fisch wird nachhaltig gefangen, und die Lieferkette ist transparent.

Doch gleichzeitig gibt es auch etliche Fischstäbchen, die mit problematischen Fettschadstoffen belastet sind. Viele Anbieter haben Ökotest zudem ihre Lieferketten nicht ausreichend belegt, und sie kritisieren eine schädliche Fangmethode. Aus Gründen wie diesen schneiden vier Fischstäbchen im Test mittelmäßig ab, vier weitere fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.

Fischstäbchen im Test: Iglo, Frosta & Co. im Vergleich

Erfreulich ist, dass alle Fischstäbchen im Test frei von Mineralölbestandteilen sind – dies findet man ansonsten sehr häufig in Lebensmitteltests. Auch gefährliche Keimbelastungen mit Listerien hat das Labor nicht festgestellt. Unter dem Strich bewerten sie die Inhaltsstoffe von zwölf der 20 Fischstäbchen mit "sehr gut".

In fünf Produkten hat das beauftragte Labor jedoch aus ihrer Sicht "erhöhte" Gehalte des Fettschadstoffs 3-MCPD nachgewiesen. In zwei Fischstäbchenmarken war 3-MCPD sogar "stark erhöht". Das Problem: 3-MCPD und seine Ester haben im Tierversuch insbesondere zu Schäden an den Nieren geführt.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat deshalb eine maximale Aufnahmemenge pro Tag festgelegt. 30 Kilogramm schwere Kinder nehmen demnach schon mehr auf, wenn sie fünf Fischstäbchen der beiden Marken essen, deren Fettschadstoffgehalt Ökotest als "stark erhöht" bewerten.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat angeraten, die Gehalte an Fettschadstoffen in Lebensmitteln, die wie Fischstäbchen oft von Kindern gegessen werden, zu senken, weil ein erhöhtes gesundheitliches Risiko durch die permanente Aufnahme möglich sei.

Diese Fischstäbchen erhielten von Ökotest die Note „sehr gut“

Fischstäbchen einer Bio-Marke fallen durch

Enttäuscht ist Ökotest vor allem von einem Bio-Produkt im Test. Grundlage der Fischstäbchen dieser Bio-Marke ist Seelachs aus der Nordsee. Nach den vom Anbieter vorgelegten Unterlagen ist dieser mit Grundschleppnetzen gefangen worden – aus wissenschaftlicher Sicht eine hochproblematische Fangmethode. Forscher und Umweltschützer fordern seit Jahren ein Verbot.

Meeresbiologe Dr. Rainer Froese vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel erläutert: "Die vielfältigen Lebensgemeinschaften am Meeresboden werden mit schwerem Gerät in Schlammwüsten verwandelt und bis zu 20-mal pro Jahr durchgepflügt. Die Produktivität des ganzen Systems nimmt um etwa die Hälfte ab, Futterorganismen und Kleinfische können sich nicht entwickeln."

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Kritik an Fangmethode von Seelachs

Laut des Anbieters dieses Produktes sind die eingesetzten Grundschleppnetze mit 1,3 statt der üblichen 4 Tonnen Gewicht immerhin relativ leicht. Zudem würden immer wieder die gleichen "Korridore" befischt, um die Zerstörung von Kaltwasserkorallen zu vermeiden. Schäden entstehen vermutlich trotzdem.

Ohne Schleppnetzfischerei würden die Meere sicherlich anders aussehen. Wie, das ist beispielsweise im Öresund zwischen Dänemark und Schweden zu beobachten. "Wegen hohem Schiffsverkehr sind dort Grundschleppnetze verboten", berichtet Meeresforscher Froese. Es gebe dort Algenwälder mit hoher Artenvielfalt und richtig großen Fischen.

Die Nachhaltigkeitsergebnisse für die übrigen Fischstäbchen im Test fallen deutlich besser aus. Die zum Großteil eingesetzten pelagischen ("schwebenden") Schleppnetze schleifen nicht auf dem Meeresboden entlang wie Grundschleppnetze. Das Fischen mit mechanischen Handleinen und Reusen gilt als besonders schonend, und der Meeresboden wird nicht berührt.

Diese Fischstäbchen erhielten von Ökotest die Note „mangelhaft“

Viele Anbieter setzen auf Fische aus großen Beständen

Beim Fangen setzen die meisten Fischstäbchenproduzenten auf Fische aus gesunden, großen Beständen – etwa Alaska-Seelachs aus dem Nordpazifik. Bei MSC-zertifiziertem Alaska-Seelachs stammen die Fänge aus Beständen, die derzeit intakt sind. Die Alaska-Seelachsfischereien gehören zu den größten der Welt. Im Rahmen einer einzigen Fangreise fangen sie Hunderte Tonnen Fisch. Auf riesigen Fabrikschiffen verarbeiten Arbeiter den Fisch und frieren ihn ein.

Grünes Licht gibt Experte Froese auch für den vor der Küste Islands gefangenen Seelachs und den Wildlachs aus dem Nordwest-Pazifik.

Verantwortungsvolle Verbraucher wollen wissen, wie der Fisch für die Fischstäbchen gefangen wurde und woher er genau stammt. Ärgerlich ist, dass die Angabe auf etlichen Packungen fehlte – oder sie war ungenau. Einige Anbieter liefern weiterführende Informationen immerhin per Fischauskunft online.

Aus Ökotests Sicht sollte es auch selbstverständlich sein, dass Anbieter von Fischstäbchen ihre Lieferketten lückenlos belegen können. Zudem sollten sie die Informationen auch transparent und offen zugänglich machen. Das sehen inzwischen auch viele Anbieter so: Die Hälfte der Anbieter im Test hat ihnen alle Stationen vom Schiff bis zur Produktcharge auf Nachfrage lückenlos belegt. In einem Fall schickte der Hersteller lediglich ein Fangzertifikat.

So schmecken die Fischstäbchen im Test

Und wie schmecken die Fischstäbchen im Test? Für Ökotest ist das perfekte Fischstäbchen von einer knusprigen Panade umhüllt. Der Fisch ist zart, saftig und zerfällt im besten Fall in einzelne Segmente. Das Stäbchen schmeckt nach Panade und Fisch, salzig und würzig. Dem kommen die getesteten Fischstäbchen schon sehr nahe.

Die Sensorikexperten gaben jedoch auch einige Kritikpunkte an den in der Pfanne zubereiteten Fischstäbchen zu Protokoll, etwa wenn das Mundgefühl zu "wässrig" war oder wenn sich die Panade teilweise ablöste. Einige Fischstäbchen schmeckten den Prüfern zu sehr nach frittiertem Fett.

Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail findest Du im ePaper.