Elf Mal "sehr gut" – aber es gibt auch Kritik
Veganer Joghurt ist häufig empfehlenswert: Die Produkte im Test sind kaum belastet und schmecken. Ganz ohne Kritik kann Ökotest die Joghurts allerdings nicht entlassen: In einigen beanstanden sie problematische Zusätze, zwei Mal sind sie auf Glyphosat gestoßen.
- Ökotest hat 22 vegane Joghurts eingekauft. Alle Produkte im Test sind einem fruchtfreien Naturjoghurt nachempfunden und größtenteils ungesüßt.
- Elf vegane Joghurts im Test können sie mit Bestnote empfehlen.
- In einigen Joghurtalternativen stecken Zusatzstoffe wie Phosphate oder Aromen. In zweien hat das beauftragte Labor sogar das Spritzgift Glyphosat gefunden.
Joghurt geht nur mit Milch? Von wegen. Der Markt ist erfinderisch und bietet einer wachsenden Zahl von Kunden, die sich vegan ernähren oder Milch reduzieren möchten, längst eine große Auswahl an Alternativen. Da gibt es beispielsweise Zubereitungen auf Basis von Soja, Mandel, Hafer, Kokos, Cashew oder Lupine. Alle sind einem fruchtfreien Naturjoghurt nachempfunden.
Veganer Joghurt: Das Problem mit der Bezeichnung
Auffällig: Keiner von ihnen wird auf der Verpackung als Joghurt bezeichnet. Grund dafür ist ein Urteil des EU-Gerichtshofs aus dem Jahr 2017. Demnach dürfen rein pflanzliche Produkte grundsätzlich nicht unter Bezeichnungen wie "Milch", "Käse" oder "Joghurt" vermarktet werden.
Die Hersteller sind daher sehr erfinderisch und nutzen bei Soja, Kokos oder Lupinen die Bezeichnungen "Sojagurt", "Kokosghurt" oder "Lughurt". Ökotest ist zum Glück kein Hersteller und benennt keine Produkte, sie sagen also einfach veganer Joghurt.
Vegane Joghurts auf Basis von Soja, Hafer & Co. im Test
Ökotest hat 22 Zubereitungen auf Basis von Soja, Mandel, Hafer, Kokos, Cashew oder Lupine eingekauft und in die Labore geschickt. Im Fokus: Inhaltsstoffe und Geschmack. Insgesamt können sie elf Produkte mit "sehr gut" empfehlen.
Was ist im Detail aufgefallen? In zwei veganen Joghurts im Test steckt das krebsverdächtige Spritzmittel Glyphosat. Es stammt vermutlich aus der konventionell angebauten Hauptzutat Soja. In allen übrigen Produkten hat das Labor keine Pestizide gefunden.
Dieser vegane Joghurt erhielt von Ökotest die Note „sehr gut“
Unnötige bis problematische Zusätze gefunden
Die Beigabe von Aromen ist ein Trick, um die Produkte geschmacklich etwas aufzupeppen. In sechs Produkten werten die Tester diesen Zusatz ab. Viermal schmeckten die Sensoriker eine vanilleartige Aromanote heraus, einmal eine leichte Keksnote.
Ökotest ist der Meinung: Aromenzusätze sind häufig unnötig und widersprechen hier zudem der Auslobung "Natur", die alle sechs Produkte tragen. Wenn der Verbraucher es fruchtig oder vanillig mag, greift er zu einer Fruchtjoghurt- und nicht zu einer Naturjoghurt-Alternative.
Den Zusatz von synthetischen Vitaminen halten sie, zumindest teilweise, für überflüssig. Drei Produkten sind Vitamin D und B2 beigefügt. Bei einer gesunden, ausgewogenen Ernährung benötigen vegan lebende Menschen aus ihrer Sicht davon keine Ergänzung. Anders bei Vitamin B12, das nur in tierischen Lebensmitteln steckt: Diesen Zusatz wertet Ökotest nicht ab.
Kritik an Phosphatsalz in veganen Joghurts
Die Tester sind zudem auf Phosphate gestoßen, die in fünf veganen Joghurts enthalten sind. Sie sind in Form von Calciumphosphat eingesetzt – zur Anreicherung mit Calcium. An diesem Mineralstoff kann es bei einer veganen Ernährung ebenfalls mangeln.
Daher ist ein Calciumzusatz an sich in Ordnung, jedoch nicht als Phosphatsalz. Denn Phosphate können den Phosphatspiegel im Blut erhöhen, was das Risiko für einen Herzinfarkt und Schlaganfall steigern kann.
Wie schmecken die veganen Joghurts im Test?
Ökotest wollte auch wissen, ob die milchfreien Alternativen geschmacklich mit den Originalen mithalten können. Dazu haben geschulte Sensoriker die veganen Joghurts verkostet. Ergebnis: Die Geschmacksexperten hatten kaum etwas zu kritisieren.
Die allermeisten wiesen den für Joghurt typischen, säuerlichen Geschmack auf. Akzeptieren muss man allerdings eine Beinote nach der jeweiligen Hauptzutat, also zum Beispiel Hafer, Mandel oder Kokos.
Dieser vegane Joghurt erhielt von Ökotest die Note „ausreichend“
Verdickende Zutaten sollten nicht stark durchschmecken
Einen Joghurt ohne Milch herzustellen, ist durchaus knifflig. Die pflanzlichen Ausgangsstoffe haben, abgesehen von Soja, weniger Eiweiß. Die cremige Konsistenz von Milchjoghurt entsteht allerdings durch die natürliche Bindung von Eiweiß.
Um die Cremigkeit dennoch zu erreichen, setzen Hersteller von Vegan-Alternativen oft verdickende Zutaten ein, etwa Guarkernmehl, aber auch Stärke. Zu stark durchschmecken sollte letztere Zutat allerdings nicht. Eine störende, deutliche Stärkenote machten die Sensoriker in zwei Produkten aus. Beiden Produkten ist Tapiokastärke beigemischt.
Bei einer weiteren Joghurt-Alternative schmeckten die Sensoriker eine untypische stark fruchtig-säuerliche Note heraus. Diese lässt sich auf die Zutat Traubensaftkonzentrat zurückführen.
So entsteht der säuerliche Geschmack von Joghurt
Übrigens: Für den säuerlichen Geschmack von Joghurt sind Kulturen aus Milchsäurebakterien verantwortlich. Sie wandeln Milchzucker (Lactose) in Milchsäure (Lactat) um. Dieser Prozess heißt Fermentation. Für den Joghurt- typischen Geschmack wird dieses Prinzip auch in veganen Alternativen eingesetzt.
Die Milchsäurebakterien verzehren darin allerdings keinen Milchzucker, sondern den Zucker der jeweiligen pflanzlichen Hauptzutat, zum Beispiel Saccharose. Damit die Erzeugnisse wirklich vegan sind, müssen die Kulturen vorher auf veganem Nährboden gewachsen sein. Das ist bei allen Produkten im Test der Fall.