Gesundheit

Eine Virusinfektion als Auslöser für Glutenunverträglichkeit?

18. Apr. 2017 von

Eine Infektion mit bestimmten Darmkeimen im Kindesalter kann möglicherweise eine lebenslange Unverträglichkeit von Gluten (Zöliakie) zur Folge haben. Dies zeigen jetzt Experimente mit Mäusen. Lassen sich die Ergebnisse auf den Menschen übertragen, wären völlig neue Therapieansätze bis hin zu präventiven Impfungen denkbar.

Viren in Kombination mit Gluten als Auslöser

Wir wissen: Normalerweise bekämpft der Körper eine Infektion mit Viren und bildet Antikörper. Wird das Immunsystem jedoch gleichzeitig mit schwer verdaulichen Gluten belastet, kann dies dafür sorgen, dass die Toleranz gegenüber dem Klebereiweiß verloren geht. Dies zeigt die aktuelle Studie der „Universität Chicago“ anhand von Experimenten mit Mäusen, die im Fachjournal „Science“ veröffentlicht wurde.

Vor allem Kinder sind gefährdet

Besonders problematisch sei die gleichzeitige Belastung mit den Viren und Gluten im Kindesalter. Die Forscher vermuten: Ein Grund dafür könne das noch nicht voll entwickelte Immunsystem sein. Besonders die Phase, in der die Kinder erste feste, glutenhaltige Nahrung erhalten, sei kritisch.

„Ereignet sich während dieser Zeit eine Infektion mit dem Virus, kann das bei Kindern, die eine genetische Veranlagung dazu haben, eine Art Narbe im Immunsystem hinterlassen. Das hat Folgen auf lange Sicht“, sagt Studienautorin Professor Bana Nabri vom Zöliakie-Zentrum der „Universität Chicago“.

Was passiert bei Zöliakie im Körper?

Zöliakie meint die Unverträglichkeit von Gluten, die meist im Kindesalter entsteht. Das Klebereiweiß ist Bestandteil der meisten Getreidesorten.

Bei einer Unverträglichkeit führt die Zufuhr von Gluten zu einer Entzündung in der Darmschleimhaut. Letztendlich sorgt dies dafür, dass über den Darm nicht mehr genügend Nährstoffe aufgenommen werden können.

Wie entsteht eine Glutenunverträglichkeit?

Normalerweise entwickelt der Darm im frühen Lebensalter eine sogenannte Immunto­leranz um allergische oder autoimmune Reaktionen zu vermeiden.

Bei Menschen mit Zöliakie ist dieser natürliche Schutzmechanismus gestört — wie und weshalb genau ist bislang unklar.

Neue Ansätze liefert nun die Studie des Forscherteams um Bana Nabri. Die Forscher sind zuversichtlich, dass sich die Resultate auch auf den Menschen übertragen lassen. Ob dem tatsächlich so ist, müssen weitere Studien zeigen.