Die Schweizer Tafel verteilt 17.1 Tonnen Lebensmittel pro Tag
Die Lebensmittelabgabe Werdenberg, kurz Leba, hat alle Hände voll zu tun. Einmal in der Woche verteilen die Freiwilligen einwandfreie Lebensmittel an 300 Menschen, die von Armut betroffen sind. Ein Blick hinter die Kulissen.
Dieser Artikel von Mario Heeb erschien zuerst bei der Rheinzeitung.
Rund ein Drittel aller in der Schweiz produzierten Lebensmittel gehen zwischen Feld und Teller verloren oder werden verschwendet. „Das sind im Jahr rund zwei Millionen Tonnen Nahrungsmittel“, stellt Susanne Lendenmann von der Schweizer Tafel Ostschweiz, fest. Eine gigantische Zahl, die schwer vorstellbar ist.
Ein Vergleich lässt dieses Desaster erahnen: 10 800 Jumbos bringen ein Gewicht von zwei Millionen Tonnen auf die Waage (Leergewicht eines Jumbos 185 000 Kilogramm). Scheinbare Gründe für die Verschwendung gibt es zuhauf. Der Käse ist abgelaufen, die Früchte sind leicht lädiert oder die Grossverteiler produzieren zu viel. So landen täglich pro Person 300 Gramm an Esswaren im Abfall. Diese Vergeudung stösst bei Susanne Lendenmann sauer auf, vor allem, weil gleichzeitig die Zahl der armutsbetroffenen Menschen in der Schweiz ansteigt.
17 Tonnen Nahrungsmittel täglich
Vor 16 Jahren gründete Yvonne Kurzmeyer in Luzern die Schweizer Tafel. 4 Jahre nach der Gründung wurden schweizweit 720 000 Kilogramm Nahrungsmittel abgegeben.
„Im vergangenen Jahr verteilten wir bereits 4 321 000 Kilogramm Nahrungsmittel, das sind 17,1 Tonnen am Tag“, sagt Susanne Lendenmann gegenüber der „Rheinzeitung“. Die Schweizer Tafel gibt die Lebensmittel ab an rund 500 soziale Institutionen, welche sich um armutsbetroffene und benachteiligte Menschen kümmern.
Ein Blick hinter die Kulissen
Susanne Lendenmann leitet bei der Tafel Ostschweiz ein Team von 25 Mitarbeitenden. Sie koordiniert ebenfalls die Touren der vier Kühlfahrzeuge und pflegt Kontakte zu Lebensmittelspendern, Institutionen, aber auch Lebensmittelabgabestellen. „In der Ostschweiz verteilen wir täglich 2300 Kilogramm Lebensmittel an 67 Institutionen“, unterstreicht die Leiterin.
Einmal in der Woche macht das Kühlfahrzeug auch Halt beim Zentrum Neuhof in Buchs. Die Lebensmittelabgabe übernimmt der Diakonieverein Werdenberg. Auch hier ist die Zahl der Bezüger grösser geworden, deshalb entschieden sich die Verantwortlichen, abwechslungsweise in der einen Woche den Menschen aus Buchs mit Nahrungsmitteln unter die Arme zu greifen und in der anderen Woche denjenigenaus anderen Gemeinden der Region. „Insgesamt sind es rund 100 Personen, die Lebensmittel für etwa 300 Bedürftige beziehen“, sagt Elke Pereyra, Leiterin der Leba Werdenberg. Lebensmittel erhalten armuts- betroffene Menschen, die unter die Sozialhilferichtlinien SKOS fallen.
Für eine Tasche Lebensmittel einen symbolischen Franken
Abgegeben werden tägliche Grundnahrungsmittel wie Brot, Früchte, Gemüse und Salate. Ab und zu sind auch Milchprodukte, Fleischwaren, Getränke und Süssigkeiten dabei. Die einwandfreien Lebensmittel werden gesponsert von Coop und Migros, zum Teil auch von Lidl. „Vereinzelt konnten wir bei einem Bauern im Rheintal Kartoffeln und Gemüse abholen. Das ist eine willkommene Zugabe zu den Produkten der Grossverteiler“, erklärt Susanne Lendenmann.
Übrigens, für eine Tasche Lebensmittel wird ein symbolischer Betrag von einem Franken er- hoben. Damit die Abgabe an bedürftige Mitmenschen weiterhin in Takt bleibt, ist die Unterstützung wichtig. „Wenn jemand Kontakt hat zu lokalen Lebensmittelherstellern oder Händlern, sind wir sehr dankbar für Hinweise“, sagt Susanne Lendenmann.
Freiwillige Helfer für Werdenberg gesucht
Auch Elke Pereyra und ihr Team bei der Diakonie Werdenberg sind auf Unterstützung angewiesen, „zurzeit suchen wir freiwillige Helfer“, unterstreicht die Leiterin der Lebensmittelabgabe Werdenberg.
Dieser Artikel erschien zuerst bei der Rheinzeitung.