Unfair Trading

Die Abgründe der Orangenindustrie

26. Nov. 2015 von

Die Orange ist die beliebteste Zitrusfrucht, doch über die Arbeitsbedingungen und den Anbau auf den Plantagen ist so gut wie nichts bekannt

Die Hälft der weltweiten Orangenernte stammt aus Brasilien, was Brasilien zu einem der führenden Länder in der Orangenindustrie macht. Doch über die Hintergründe, wie die Plantagen organisiert sind und was die Konditionen für die Arbeiter sind, ist nur wenig bis gar nichts bekannt.

Die Orange ist bei uns seit dem 15. Jahrhundert bekannt und heute die beliebteste Zitrusfrucht. Sie wird in jeder möglichen Form konsumiert, als Saft, in Desserts oder frisch ab dem Ladentisch. Europaweit wird jährlich 11 Liter Orangensaft pro Person konsumiert.

Preispolitik

Der Orangensaftmarkt wird von drei internationalen Konzernen dominiert, neben einer großen Zahl von kleinen und mittelgroßen Produzenten. Damit diktieren die drei großen Firmen den Preis. So liegt der Durchschnittspreis für eine Kiste Orangen (40,8 kg) bei 2.60 Euro.

Damit die enorme Nachfrage an Orangen gesättigt werden kann, pflückt jeder Arbeiter rund 1,5 Tonnen Orangen täglich. Dabei verdienen sie rund 10 Euro pro Tag und kommen monatlich auf ein Einkommen zwischen 213 und 260 Euro. Dabei hat die Regierung Brasiliens einen Lohn von ca. 900 Euro monatlich festgelegt, um die Existenz zu sichern.

Unfair Trading

Durch die profit-orientierte Landwirtschaft werden Ressourcen langfristig geschädigt und im schlimmsten Fall zerstört, was zu massiven Umweltproblemen führt. Es wird auch gegen die Menschen – und Arbeitsrechte verstoßen, was als „Unfair Trading Practices“ bezeichnet wird.

Einsatz von Pestiziden

Mit der Kultivierung von Orangen führt Brasilien die Weltrangliste im Pestizidverbrauch seit 2008 an. Jährlich werden ca. 34.000 Tonnen Pestizide und 100.000 Tonnen Stickstoffdünger verbraucht. Die Anzahl Pestizidvergiftungen hat sich seit 2007 verdoppelt, auch die Anzahl der gemeldeten Todesfälle durch Pestizide verursacht ist angestiegen. Und das sind nur die gemeldeten Fäll, die Dunkelziffer ist noch weitaus höher.

Die Chemikalien werden häufig versprüht, während die Arbeiter noch auf den Feldern arbeiten. Schutzkleidung ist in den meisten Fällen gar nicht vorhanden oder bieten keinen zuverlässigen Schutz.

Menschenrechtsverstöße

Orangen werden vorwiegend von Hand gepflückt und ist sehr arbeitsintensiv. Die meisten Erntehelfer reisen von Plantage zu Plantage, arbeiten saisonbedingt in der Ernte von Orangen, Zuckerrohr etc.

Offiziell existiert eine 44 Stunden Woche auf den Plantagen. Doch während der Erntezeit wird von den Arbeitern erwartet, auch an den Wochenenden zu arbeiten und Überstunden zu verrichten. Die Arbeit ist somit eine physisch enorme Belastung für die Arbeiter.

Um die arbeitsrechtlichen Gesetze zu umgehen, werden in Brasilien die Plantagenarbeiter nicht mehr als „Arbeiter“ eingestellt, sondern die Pflücker werden als „selbständige Unternehmer“ eingestellt, um so die Rechte eines Arbeiters zu umgehen.

Einfluss von Konsumenten

Vor allem beim Konsumenten liegt die Entscheidung ob er Orangensaft mit einem Fair Trade Label kauft oder nicht, oder auch noch aus biologischem Anbau. Sowohl das Fair Trade Label als auch der biologische Anbau legen Wert auf die Arbeitsbedingungen und garantieren eine bessere Bezahlung für die Bauern und die Arbeiter. Im biologischen Anbau wird zusätzlich auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet. Bei Fair Trade können Pestizide unter Umständen in sehr geringem Masse eingesetzt werden.

Der Konsument hat also eine gewisse Macht über Auswahl der Produkte, die in den Läden zum Verkauf angeboten werden. Denn auch hier gilt das Prinzip von Angebot und Nachfrage.