„Deutscher Tierschutzbund“ zieht sich aus „Initiative Tierwohl“ zurück
Die „Initiative Tierwohl“ wurde eigentlich ins Leben gerufen, um eine artgerechte Tierhaltung in landwirtschaftlichen Betrieben zu fördern. Doch die Massenproduktion wird weiterhin betrieben und dem Projekt fehlt jegliche Transparenz. Der „Deutsche Tierschutzbund“ übt nun scharfe Kritik und kippt die Zusammenarbeit.
Was ist die „Initiative Tierwohl“?
Bereits seit 2015 arbeitet die „Initiative Tierwohl“ mit Landwirten, Fleischindustrie und vielen Lebensmitteleinzelhändlern wie ALDI, EDEKA, Penny, Netto, REWE oder Lidl zusammen, um de der Massentierhaltung etwas entgegenzusetzen. Die Unternehmen zahlen pro Kilogramm verkauftem Fleisch 4 Cent in einen Topf ein. Mit diesem Geld werden Betriebe belohnt, die ihren Tieren eine bessere Haltung gewährleisten.
Wie wir bereits berichteten, können sich Verbraucher jedoch nicht immer sicher sein, dass Produkte, die das Etikett der Initiative tragen, auch tatsächlich deren Richtlinien entsprechen. „Diese Information bedeutet nicht, dass die erworbenen Produkte bereits vollständig aus teilnehmenden Betrieben der Initiative stammen“, so die Aussage auf dem Siegel. Die Verbraucherschutzzentrale hat bereits Alarm geschlagen und darauf verwiesen, dass Verbraucher dadurch in die Irre geleitet wird.
Auch die Richtlinien der Initiative sind problematisch: statt 20 Masthühner pro Quadratmeter sind es bei der Initiative 18, Mastschweinen werden lediglich 10% mehr Platz zugeschrieben. Dies ist eindeutig zu wenig und eben nicht tiergerecht, laut der „Verbraucherschutzzentrale“. Außerdem müsse sich die Betriebe nicht an die aufgestellten Kriterien halten, sie können frei wählen welche sie erfüllen oder eben nicht.
Der „Deutsche Tierschutzbund“ schlägt Alarm
Nun übt auch der „Deutsche Tierschutzbund“ erhebliche Kritik an der Initiative. Die Zusammenarbeit wäre nicht mehr haltbar. Die weiterhin betriebene Massenproduktion würde die Glaubwürdigkeit vollkommen zerstören. Auch einfachste Auflagen oder gesetzlicher Standards können von der Initiative nicht eingehalten werden, schreibt die „Wirtschaftswoche“.
Langfristig bietet sie den Verbrauchern keine Transparenz. Das gemeinsame Projekt von Landwirten, Fleischindustrie und Lebensmitteleinzelhandel ist laut Friedrich Ostendorff, Agrarpolitiker der Grünen ein „sinkendes Schiff“. Als die Initiative die Verträge für 2018 festmachen wollte, kam es letztendlich zum Bruch mit dem „Tierschutzbund“. Die getroffenen Beschlüsse bleiben sehr vage und Maßnahmen wie eine Handvoll Stroh in den Schweinestellen seien „offensichtlich bereits unüberwindbare Hürden“ für die Initiative, so heißt es in der „taz“.
Thomas Schröder, der Präsident der Organisation sprach davon, dass man wohl nicht mehr von Tierwohl reden könnte, wenn die bestehenden Kriterien so in die Verträge mitaufgenommen werden würden. „Dann stehen wir vermutlich vor dem größten Verbraucher- und Tierschutzbetrug, den es in Deutschland je gegeben hat“, zitierte ihn die „Neue Osnabrücker Zeitung“.
Und was die Initiative „Tierwohl“?
Laut der Initiative sind die Beschlüsse keineswegs vage formuliert. Man habe die Vorstellungen des „Tierschutzbundes“ durchaus berücksichtigt, doch zunächst müsse man die Kriterien mit mehreren Beteiligten durchsprechen und das brauche nun einmal Zeit, äußerte sie sich gegen die Vorwürfe.
Außerdem sei das Ziel der Initiative ja nicht vergleichbar mit dem eines Biolabels mit sehr strengen Kriterien, die nur von wenigen Betrieben eingehalten werden können. Im Allgemeinen sei es immer besser, wenn es den Tieren in der Breite bessergeht.