Das macht eine Dose „Red Bull“ mit dem Körper von Kindern
Energydrinks stehen bei Jugendlichen hoch im Kurs. Die koffein-, säure- und kalorienhaltigen Getränke sollen die Leistungsfähigkeit steigern und auf Partys die Müdigkeit vertreiben. Forscher halten mehr als zwei Dosen pro Tag für problematisch. Und warnen vor Langzeitschäden.
Dieser Artikel von Petra Seeburger erschien zuerst im Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi.
Ein Urteil ist schnell gefällt: „Das schmeckt wie flüssige Gummibärchen“, sagt Felix. Der 13-Jährige liebt den Kick aus der Dose. Pro Tag trinkt Felix drei Dosen Red Bull. Mit seinem Körpergewicht von 55 Kilo konsumiert er so täglich 240 mg Koffein, was etwa drei Tassen Kaffee entspricht. Dies überschreitet selbst die von der europäischen Lebensmittel-sicherheitsbehörde empfohlene Obergrenze für Erwachsene, die bei 3 mg pro Kilo Körpergewicht liegt.
Hoher Konsum bei Jugendlichen
Laut „Sucht Schweiz“ sollten Jugendliche über 12 Jahren aber nicht mehr als 100 mg Koffein pro Tag konsumieren. Felix nimmt mit den Energydrinks auch an die 400 zusätzliche Kalorien zu sich. Sein Durst ist damit aber noch nicht gelöscht, denn die Getränke sind sehr süß.
Seine Kollegen, die knapp zwei Jahre älter sind, mixen die Energydrinks bereits mit Alkohol. Felix’ Eltern verbieten ihm das strikt. Sonst sind sie tolerant – obwohl auch sie sich immer wieder fragen, wie gefährlich Energydrinks denn nun wirklich sind.
Bereits jeder fünfte Elfjährige trinkt einmal pro Woche einen Energydrink.
Energydrinks werden heute vor allem von Jugendlichen getrunken. Damit stehen sie im Fokus der Hersteller, die mit coolem Design und ausgefallenem Sportsponsoring für die Getränke werben.
Mit Erfolg: Eine Studie der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde aus dem Jahr 2015 ergab, dass 68 Prozent der 10- bis 18-Jährigen regelmäßig Energydrinks konsumieren. Eine Schweizer Studie, die 2015 in der Public Library of Science PLOS (Öffentliche Bibliothek der Wissenschaften) publiziert wurde, zeigt ähnliche Dimensionen.
Einer kürzlich durchgeführten Schweizer Schülerbefragung zufolge trinkt hierzulande bereits jeder fünfte Elfjährige mindestens einmal pro Woche einen Energydrink, bei den 15-Jährigen bereits jeder zweite.
Wachmacher und Zucker
Energydrinks bestehen hauptsächlich aus Koffein, Zucker und Zusatzstoffen: So enthält eine Dose Red Bull 80 mg Koffein, etwa neun Würfelzucker, die Aminosäure Taurin, B-Komplex-Vitamine und Wasser.
Da Energydrinks sehr süß sind, wird ihnen oft Zitronensäure beigemengt, um das auszugleichen. Die Risiken betreffen genau diese vier Bestandteile Koffein, Zucker, Zusatzstoffe und Säuregehalt.
„Mögliche Folgen können heute noch nicht abgeschätzt werden, da vor allem Langzeitstudien fehlen“, sagt Steffi Schlüchter, Ernährungsberaterin der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung. Die Gesellschaft, welche Lehrpersonen, Ernährungsberaterinnen, Ernährungs- und Naturwissenschaftler sowie Mediziner zu ihren Mitgliedern zählt, bewertet Energydrinks als nicht empfehlenswert für Kinder und Jugendliche.
Aufputscher Koffein
Hauptmerkmal der Energydrinks ist das Koffein. Dieses wirkt auf das Nerven- und Herzkreislaufsystem. Kurz nach der Aufnahme von Koffein steigen Puls, Blutdruck und der Zuckerspiegel. Man fühlt sich energiegeladen, was mehrere Stunden anhält.
„Kinder reagieren intensiver auf Koffein als Erwachsene“, sagt Steffi Schlüchter. Empfindlichkeit oder Überdosierung können zu Herzrasen, Nervosität und Reizbarkeit führen. Herzprobleme oder Angstzustände sind mögliche Folgen.
Doch das ist noch nicht alles: Wie Energydrinks sich außerdem auf Schlaf, Gewicht & Zähne von Kindern auswirken, liest Du hier beim Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi.