Rasierseifen im „Öko-Test“

Bedenkliche Duftstoffe in der Männerkosmetik

20. Okt. 2024 von

Beim Rasieren denkt nicht jeder und jede sofort an die Auswirkungen der verwendeten Produkte auf Umwelt und Gesundheit. Doch Rasiermittel solltest du bewusst auswählen, denn einige Hersteller verwenden bedenkliche Duftstoffe und andere kritische Inhaltsstoffe in ihren Rezepturen. Fünf Rasierseifen fallen deshalb bei „Öko-Test“ durch.

  • Die Hälfte der getesteten Rasiermittel kann „Öko-Test“ empfehlen. Allerdings enthalten einige Produkte Duftstoffe, die Allergien auslösen können.
  • Die bekannten Männerkosmetikmarken Wilkinson Sword und Tabac Original konnten die Tester:innen nicht überzeugen.
  • „Öko-Test“ kritisiert bei vielen Rasierseifen zu viel Verpackungsmaterial. Schau beim Kauf von Rasiermitteln darauf, dass sie nicht unnötig doppelt verpackt sind.

Aus ökologischer Sicht gelten feste Rasiermittel im Vergleich zu Rasierschaum als die bessere Wahl – weniger Wasser, weniger Konservierungsstoffe und oft auch weniger Verpackungsmaterial. Umso besser, dass die Hälfte der 18 von „Öko-Test“ getesteten festen Rasiermittel „sehr gut“ oder „gut“ abschneidet. Enttäuschend hingegen, dass einige überhaupt nicht überzeugen konnten, darunter auch bekannte Marken der Männerkosmetik Zwei große Themen: Allergieauslösende Duftstoffe und vermeintlich männlich riechende künstliche Moschusdüfte, die Mann und Umwelt belasten können.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“

Viele kritische Inhaltsstoffe nicht deklarationspflichtig

In insgesamt sechs Produkten wies das Labor im Auftrag von „Öko-Test“ polyzyklische Moschusverbindungen nach. In den Rasiermitteln Proraso Sapone Da Barba, Musgo Real Shaving Soap Classic Scent und Störtebekker Shaving Soap Sandalwood fand das Labor Tonalid, in Geo. F. Geo. F. Trumper’s Shaving Soap Galaxolid. Beide Verbindungen reichern sich im menschlichen Fettgewebe und in der Umwelt an und stehen im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinträchtigen. Daher werden sie derzeit im Rahmen des EU-Aktionsplans CoRAP (Aktionsplan zur Stoffbewertung = Community Rolling Action Plan) neu bewertet. Darin legen die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) und die EU-Mitgliedstaaten fest, welche Stoffe in den nächsten drei Jahren von den Behörden der Mitgliedstaaten bewertet werden. Galaxolid ist sehr schwer abbaubar und wurde bereits vor vielen Jahren in der Umwelt nachgewiesen: in Flüssen und Klärschlamm, in der Nordsee und sogar in Muttermilch.

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In der Tabac Original Rasierseife fand das Labor neben Galaxolid und Tonalid auch Celestolid, das sich ebenfalls im menschlichen Fettgewebe anreichert. Den gleichen Effekt hat Cashmeran, das strukturell den polyzyklischen Moschusverbindungen ähnelt und in der Wilkinson Sword Essential Shaving Soap nachgewiesen wurde. Die Taylor of Old Bond Street Sandalwood Herbal Shaving Soap enthält neben Tonalid auch Moschusketon, eine Nitromoschusverbindung, die in der EU offiziell als krebsverdächtig und toxisch für Wasserorganismen eingestuft ist. Das gibt gleich vier Noten Abzug.

Besonders tückisch für Verbraucher:innen: Die Moschusverbindungen müssen in den Inhaltsstoffen nicht deklariert werden und verstecken sich hinter dem Begriff „Parfum“ - gemeinsam mit etlichen weiteren nicht deklarationspflichtigen Duftstoffen.

Duftstoffe können Allergien auslösen

Was hingegen auf der Liste der Inhaltsstoffe stehen muss, sind Duftstoffe, die Allergien auslösen können. Das schreibt die EU-Kosmetikverordnung vor.

Tabac Original Rasierseife enthält Isoeugenol, einen Duftstoff, der besonders häufig allergische Reaktionen auslöst. Außerdem enthält das Produkt die weniger allergieauslösenden, aber dennoch problematischen Stoffe Hydroxycitronellal und Cinnamylalkohol. Auch in der Musgo Real Shaving Soap Classic Scent ist Cinnamylalkohol enthalten. Weniger starke Allergene aus dem Spektrum der „Öko-Test“-Duftstoffanalyse wie Citral, Citronellol und Geraniol führen die Prüfer:innen zur Information für Menschen mit bekannter Kontaktallergie in der Tabelle auf, werten sie aber nicht ab.

Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“

Problematisches Mineralöl in nur einem Produkt

In der Arko Rasierseife stören sich „Öko-Test“ an den nachgewiesenen Paraffinen. Die Analyse hat ergeben, dass die Rasierseife problematische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) enthält, die als Verunreinigung der Paraffine in das Produkt gelangen können. Darunter können sich auch krebserregende Bestandteile befinden. Ob sie sich im Körper anreichern, ist unklar.

Inhaltsstoffe mit hormoneller Wirkung?

Zwei weitere kritische Inhaltsstoffe wurden von "Öko-Test" ebenfalls abgewertet. In der Tabac Original Rasierseife und der Taylor of Old Bond Street Sandalwood Herbal Shaving Soap wies das Labor Diethylphthalat (DEP) nach. DEP wird unter anderem als Trägerstoff für Duftstoffe verwendet. Die ECHA untersucht derzeit DEP wegen des Verdachts auf hormonelle Wirkung. Auch Butylhydroxytoluol (BHT), das als Antioxidationsmittel verwendet wird und in der Geo. F. Trumper Rasierseife enthalten ist, steht im Verdacht hormonell wirksam zu sein. Tierversuche geben unter anderem Hinweise auf eine Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion.

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PEG/PEG-Derivate sind entbehrlich

In fast der Hälfte der Produkte hat "Öko-Test" Phosphonate beanstandet. Diese chemischen Verbindungen sind laut Umweltbundesamt (UBA) biologisch schwer abbaubar und belasten die Umwelt stark. In der Wilkinson Sword Essential Shaving Soap ist das silikonbasierte Polymer Dimethicone enthalten. Solche Kunststoffe gelangen beim Ausspülen ins Abwasser und können, wenn sie nicht herausgefiltert werden, in die Umwelt gelangen. Wie du bei allen anderen Produkten im Test sehen kannst, kann auf solche zusätzlichen Einträge von Kunststoffen in die Umwelt verzichtet werden.

Hinzu kommen bei dem Produkt von Wilkinson Sword und der Musgo Real Shaving Soap Classic Scent PEG-Verbindungen, die als Emulgatoren dienen können. PEG/PEG-Derivate wiederum sind kritisch, da einige die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können. In Naturkosmetik sind PEG-Verbindungen übrigens generell verboten.

Häufig unnötiges Verpackungsmaterial

Bei acht Produkten kritisiert "Öko-Test" zu viel Verpackungsmaterial. Wie es richtig geht, zeigen unter anderem die fünf „sehr gut“ bewerteten Produkte: kein zusätzlicher Karton um Tiegel, die nicht aus Glas sind, keine doppelt verpackten festen Rasierer in Nachfüllpackungen aus Pappe. Auch beim Recyclinganteil in der Verpackung hinken einige Hersteller noch hinterher. Von den Herstellern im Test, die ihre Produkte in Plastik oder Aluminium verpacken, geben nur die Anbieter Wilkinson Sword und Klar Seifen an, Recyclingmaterial zu verwenden, belegen dies auf Nachfrage aber nicht.

Die Testsiegerprodukte, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.
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