Herpes-Forschung

Ausgetrickst: Forscher finden Hemmstoff gegen Herpes-Virus

18. Dez. 2015 von

Herpes ist nicht nur nervig und unangenehm, sondern auch weit verbreitet: Rund 90 Prozent der Bevölkerung sind infiziert, Symptome treten aber meist nur bei Stress auf. Nun haben Forscher im Laborversuch ein Gegenmittel gefunden.

Herpes – das versteckte Virus

Fast jeder kennt das: Bei Stress und Infektionen treten auch die lästigen Fieberbläschen plötzlich auf, es kribbelt und juckt und sieht erst noch unschön aus. Schuld sind Herpes-Viren, genauer Herpes simplex-Viren. Und die nisten sich, wenn man sich einmal infiziert hat, in den feinen Nervenenden der Haut und den weiterführen Nervenfasern ein, verstecken sich also quasi im Körper. Normalerweise sind sie aber durch spezielle Immunzellen, die sogenannten T-Gedächtniszellen, blockiert.

Stress löst Herpes aus

Allgemein bekannt, bisher aber nicht bewiesen, ist, dass Stresshormone Herpes auslösen. Ein Forscherteam der University of North Carolina hat nun nicht nur bewiesen, dass Stresshormone Herpes auslösen, sondern auch Erstaunliches herausgefunden, wie das Wissensmagazin scinexx.de schreibt.

Erkenntnisse im Laborversuch

Das Forscherteam untersuchte Mäuse-Neuronen in Kultur, die mit Herpes simplex befallen waren, aber wie üblich von den T-Gedächtniszellen blockiert waren. Die Viren befanden sich also im Ruhezustand, waren inaktiv, vermehrten sich nicht, blieben in ihrem Versteck im Nerv. Als die Forscher aber Stresshormone dazugaben, begannen die Herpes-Viren, aus den Neuronen auszutreten und sich rasant zu vermehren.

Die Forscher sahen aber auch noch etwas anderes: Kurz bevor sich die Herpes-Viren vermehrten, wurde in den Nervenfasern eine bestimmte Abfolge von Proteinen aktiviert. Diese sogenannte JNK-Proteinkaskade ist der „Schalter“: Wird er umgelegt, sprich, sobald die Proteine vorhanden sind, erlauben sie dem Virus, die normalerweise blockierenden Methylanhänge von seinem Erbgut sozusagen zur Seite zu schieben. Dies geschieht mit Hilfe von sich anlagernden Phosphorgruppen.

Der Seniorautor Mohanish Deshmukh von der University of North Carolina erklärt dies laut scinexx.de so: „Normalerweise verhindern die Methylgruppen das Ablesen der Gene. Aber diese Phosphorylierung löst die Bremsen gerade weit genug, um ein wenig virales Genmaterial abzulesen und zu kopieren.“

Bald wirksame Therapie gegen Herpes?

Die Forscher konnten anschließend im Laborversuch zeigen, dass sich der gefundene Schalter blockieren lässt. Mit einem Hemmstoff setzten sie die JNK-Proteinkaskade außer Kraft, was wiederum bewirkte, dass sich die Herpes-Viren nicht ausbreiten konnten. Sollte dieser Mechanismus auch in menschlichen Nervenzellen funktionieren, so die Forscher, dann stünde einer wirksamen Therapie nichts mehr im Weg.