Wir essen Mikroplastik aus Kosmetikprodukten
Es ist ein Skandal: das von vielen Kosmetikherstellern in deren Produkten eingesetzte Mikroplastik wurde in einer Untersuchung in unserem Honig, Milch und Trinkwasser nachgewiesen. Das Konsumentenmagazin „Plusminus“ hat 19 Honigsorten aus dem Supermarkt getestet und die Teilchen tatsächlich in jedem Produkt entdeckt. Dies kann schwerwiegende Folgen für den menschlichen Organismus haben und bedroht darüber hinaus den gesamten ökologischen Kreislauf.
Woher kommt Mikroplastik?
Das Bundesumweltamt definiert Plastikteile mit einer Größe von weniger als fünf Millimetern als Mikroplastik. Kosmetikhersteller verwenden Plastikkügelchen in Produkten wie Duschgels, Peelings und Zahncremes, um mit den Schleif- und Scheuerpartikeln eine bessere Reinigung zu erzielen.
Aber Mikroplastik stammt auch aus anderen Quellen: Im Meer entsorgter und gelandeter Plastikmüll zerfällt über Jahrzehnte, teilweise sogar Jahrhunderte, in mikroskopisch kleine Teilchen. Fischnetze aus Plastik, die im Wasser zurückgelassen werden, sind ebenfalls ein großes Problem. Viele Textilien, beispielsweise Fleece-Jacken, sind aus Kunststoff - meist aus recycelten PET-Flaschen - hergestellt. Pro Waschgang lösen sich ca. 2.000 Plastikfasern ab, so die Schätzung der Umweltorganisation WWF.
Die tägliche Portion Plastik
Mehrere Hundert Kosmetikprodukte bekannter Hersteller enthalten Mikroplastik. So wie Zahnpasta oder Duschgels sind dies meist Produkte des täglichen Bedarfs. Konsumenten spülen die umweltbelastenden Stoffe ahnungslos in die Kanalisation. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie der deutsche Chemiker Gerd Liebezeit haben verschiedene Kosmetikartikel untersucht und fanden eine Vielzahl von Produkten, die einen hohen Anteil des Plastiks am Gesamtinhalt erhalten.
Aus dem Badezimmer, frisch auf den Tisch
Normales Plastik wird nach dem Verbrauch verbrannt, Mikroplastik gelangt jedoch aus der Kosmetik direkt in der Kanalisation. Problematisch ist, dass Kläranlagen die Mikropartikel aufgrund der geringen Größe nicht vollständig zurückhalten können. Ein Teil tritt also in die natürlichen Gewässer über. Auch der für die Düngung von Feldern genutzte Klärschlamm enthält Mikroplastik. Durch das Aufkommen starker Winde gelangen die Teilchen in die Luft. Sie werden auf die Wiesen und die dort blühenden Blumen getragen. Bienen nehmen das Plastik beim Bestäuben der Pollen auf und transportieren diese in ihren Bienenstock und gelangt direkt in den Honig. Kühe nehmen die Teilchen beim Fressen der Weiden zu sich, weshalb das Mikroplastik folglich in der Milch landet und schließlich auf unserem Tisch.
Gesundheitliche Schäden durch Mikroplastik
Das Mikroplastik nimmt Substanzen aus dem Meer auf, die in Verdacht stehen, krebserregend und hormonell wirksam zu sein. So zum Beispiel Spuren von Brandschutzmitteln, Farbstoffe und organische Chlorverbindungen. Rolf Buschmann vom BUND sagt dazu: „Das ist eine tickende Zeitbombe“. Zwar gibt es derzeit keine wissenschaftlichen Beweise für Erkrankungen durch Mikroplastik, jedoch haben Experimente an Miesmuscheln gezeigt, dass sich die Mikroteilchen im Gewebe einlagern, wo sich anschließend Entzündungen bilden.
Die Hersteller in die Pflicht nehmen
Experten wie der Forscher Gerd Liebezeit sprechen sich für ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetik- und Reinigungsprodukten aus. Nachdem Unilever erklärte, die Produktion aller weltweit verkaufter Produkte umzustellen, haben auch andere Multinationals angekündigt, ab 2015 auf den Einsatz der Teilchen in ihren Produkten zu verzichten.
Im Rahmen der europaweiten Kampagne „BEAT THE MICRO-BEAD“, der sich bereits zahlreiche Organisationen und Verbände angeschlossen haben, sind alle Hersteller von Kosmetikartikeln aufgerufen, auf die Verwendung von Mikroplastik zu verzichten. Aber nicht nur das, schon bei der Entwicklung der Produkte müssen mögliche Folgen für die Umwelt bedacht werden und ausschließlich Rohstoffe verwendet werden, die recycelbar sind.
Wir haben es selbst in der Hand!
Auch jeder einzelne kann seinen Beitrag leisten. So können Konsumenten belastete und unerwünschte Produkte einfach im Regalen stehen lassen oder zumindest weitestgehend meiden. Denn auch hier gilt das Gesetz von Angebot und Nachfrage: was nicht gekauft wird, verschwindet langfristig aus den Läden.