Wie umweltverträglich ist konventioneller Weinanbau?
Egal, ob rot oder weiß - gerade jetzt genießt man gerne ein Gläschen Wein an einem lauen Sommerabend. Doch wie sieht es dabei eigentlich mit der Umweltverträglichkeit aus?
Betrachtet man die Weinproduktion in Europa, fällt vor allem der hohe Pestizideinsatz ins Auge. Unter dem Begriff Pestizide verschiedene chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zusammengefasst, die in der konventionellen Landwirtschaft eingesetzt werden, um Nutzpflanzen vor Schädlingen zu schützen.
Alleine für den Weinbau werden 15 Prozent der insgesamt in Europa eingesetzten Pestizide verwendet. Dabei macht dieser nur 3,5 Prozent der gesamten europäischen Ackerflächen aus.
Vor allem synthetische Fungizide werden beim Weinbau verwendet. Diese sollen die empfindlichen Reben vor einem Pilzbefall schützen – werden aber auch eingesetzt, um Bodenbewohner wie beispielsweise Fadenwürmer abzutöten. Auch gegen Insekten wie Zikaden, Läuse und Fransenflügler wird im Weinbau mit Hilfe von Pflanzenschutzmitteln vorgegangen. Diese wirken als Nervengift oder bewirken eine verfrühte Häutung der Insekten und töten diese somit ab.
Gefährliche Folgen für die Umwelt
Der Einsatz von Pestiziden bleibt für die Umwelt nicht ohne Folgen, die Artenvielfalt leidet massiv. Neben dem Eintrag und der Anreicherung von Rückständen der Pestizide in Böden und Gewässern, sind vor allem Vögel und Insekten von der giftigen Wirkung betroffen.So hat sich beispielsweise die Zahl der auf Ackerflächen lebenden Vögel in Westeuropa seit 1980 halbiert. Ursache ist u.a. das durch den Pestizideinsatz immer stärker eingeschränkte Nahrungsangebot.
Noch gravierender sieht es bei den Insekten aus: Die Hälfte der 547 in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten sind als bedroht gelistet und auch bei verschiedenen anderen Insektenarten konnten bereits massive Rückgänge beobachtet werden. Dabei sind Bestäuber so wichtig für uns: ein Drittel unserer täglichen Nahrung haben wir ihnen zu verdanken. Die Insekten sind darum von so großer Bedeutung für die Ernährungssicherheit, weil ihre Bestäuberleistung Einflüsse auf die Qualität von Kulturpflanzen und die Ernteerträge hat.
Ein Umdenken hin zu mehr Nachhaltigkeit ist also sowohl beim Einkauf im Supermarkt als auch auf Seiten der Landwirtschaft unabdingbar.
Rückstände auch für den Menschen nicht unbedenklich
Auch für den Menschen kann der Pestizideinsatz Folgen haben: Rückstände der Chemikalien lassen sich oftmals im Endprodukt nachweisen und stehen im Verdacht, auch auf uns Menschen gesundheitsschädliche Wirkungen zu haben.
Es wird vermutet, dass mehrere der im Weinbau eingesetzten Fungizide krebserregend, reproduktionsschädigend und hormonell wirksam sein können. In verschiedenen Untersuchungen wurden Weine auf Pestizidrückstände untersucht, dabei waren überwiegend die Erzeugnisse aus konventionellem Anbau belastet.
Bio kommt ohne Pestizide aus
Wenn Du die Umwelt schonen und gesünder leben möchtest, greife im Laden zu einem Wein aus ökologischem Anbau, den du beispielsweise am EU-Bio-Siegel erkennen kannst. Ein Wein darf nur als „ökologisch“ oder „biologisch“ deklariert werden, wenn beim Traubenanbau keine chemisch-synthetischen Schutzmittel eingesetzt werden. Minimale Rückstände können dennoch durch einen Abdrift von benachbart liegenden konventionellen Rebstöcken verursacht werden.
Im ökologischen Weinbau wird zum Schutz der Pflanzen vor Pilzen größtenteils auf Schwefel gesetzt. Zudem werden immer öfter pilzwiderstandfähige Rebsorten angebaut. Diese sind weniger empfindlich, wodurch die Menge der ausgebrachten Schutzmittel um ein Vielfaches reduziert werden kann.