Wie lange sind Nahrungsmittel wirklich haltbar?
Die meisten Lebensmittel sind wesentlich länger genießbar als das Mindesthaltbarkeitsdatum vorgibt – vorausgesetzt sie werden richtig gelagert.
Vereinfacht gesagt ist das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) eine Garantie auf verpackte Nahrung: Die Fabrikanten gewährleisten, dass ihr Produkt bis zu diesem Tag typische Eigenschaften wie Geschmack, Konsistenz und Nährwert behält. Vorausgesetzt wird dabei die Einhaltung der vorgegebenen Aufbewahrungs- und Verwendungsbedingungen.
Essbar trotz Überschreitung des Datums
Doch wer die von den Herstellern vorgegeben Richtlinien einhält, kann die Lebensmittel oft noch lange nach Ablauf des MHD noch verspeisen. „Denn: Viele Hersteller wollen auf Nummer sicher gehen und legen ein Mindesthaltbarkeitsdatum weit vor Ablauf fest“, schreibt die „Verbraucherzentrale NRW“ in einer Ende Januar veröffentlichten Meldung. Das MHD bedeutet eben nicht, dass die Ware nach Ablauf automatisch verdorben ist. Auch der Handel darf Ware mit abgelaufenem MHD noch (meist reduziert) verkaufen.
Laut einer Umfrage der „Europäischen Kommission“ setzten jedoch 24 Prozent der Europäer 2015 die Mindesthaltbarkeit mit dem Verderben des Produkts gleich. Es gilt: Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Verfallsdatum. Letzteres findet sich auf leicht verderblichen Lebensmitteln mit der Aufschrift „zu verbrauchen bis…“. Nach Ablauf des Verbrauchsdatums darf das Produkt nicht mehr konsumiert noch verkauft werden.
Um Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken, kam Ernährungsminister Christian Schmidt 2016 deshalb mit folgender Idee auf: Lang haltbare Lebensmitteln wie Nudeln, Reis, Salz oder Mehl sollen kein Mindesthaltbarkeitsdatum, sondern lediglich ein Herstellungsdatum tragen. Leicht verderbliche Lebensmittel wie Hackfleisch oder Geflügel hingegen mit dem klar verständlichen Verbrauchsdatum belabelt werden.
„Greenpeace“ macht den Praxistest
Aktuell macht „Greenpeace“ den Praxistest: Über vier Monate werden acht Lebensmittel (Eier, Käse, Joghurt, abgepackte Wurst, abgepacktes Gebäck, Tofu, veganer Brotaufstrich, Soja-Joghurt) nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums auf ihre Genießbarkeit getestet.
Erste Ergebnisse: Bis auf den veganen Brotaufstrich waren alle Lebensmittel auch zwei Wochen nach Ablauf des MHD noch einwandfrei.
Worauf muss man bei der Lagerung von Lebensmitteln achten?
Dazu müssen die Lebensmittel aber durchgehend richtig gelagert sein. Die Erzeuger drucken deshalb Hinweise wie „kühl und trocken lagern“ oder „vor Wärme und Feuchtigkeit schützen“ auf die Verpackung. Besonders wichtig sei die Kühlempfehlung, die zum Beispiel auf der Folie von abgepacktem Hackfleisch klebt.
Für Getränke sind unmissverständliche Formulierungen wie „nach dem Öffnen innerhalb von zwei Tagen verzehren“ oder „geöffnet gekühlt drei Tage haltbar“ üblich. Dagegen seien Angaben wie „trocken und kühl lagern“ bei Keksen und Kaffee oder „trocken und vor Licht geschützt aufbewahren“ beim Brot eher vage Informationen, zumal sie die Hersteller unterschiedlich auslegen würden.
Konkretes aus Hamburg
In Bezug auf Brot will es die „Hamburger Verbraucherzentrale“, die eine Liste mit Ratschlägen zur korrekten Lagerung für sieben Lebensmittelkategorien zusammengestellt haben, zumindest etwas konkreter wissen. Sie weisen darauf hin, dass Brotlaibe länger haltbar sind als geschnittenes Brot und am besten bei Zimmertemperatur luftdicht aufbewahrt werden.
Zeigt sich Schimmel, gehöre die Backware jedoch entsorgt. Das gelte ebenso für Früchte, nicht aber für Marmeladen und Konfitüren mit einem Zuckeranteil von über 50 Prozent. Da sich der Pilz dort nur schwer ausbreiten kann, genüge es hier, den Schimmel großzügig zu entfernen.
Getreideerzeugnisse wie Mehl, Nudeln und Reis sind der Verbraucherzentrale zufolge noch viele Monate nach Ablauf des MHD verwendbar, wenn sie gut verschlossen und vor Ungeziefer geschützt werden. Vollkornprodukte könnten aber etwas schneller verderben.
Wurst hält nach Einschätzung der Experten in einer ungeöffneten Verpackung nur einige Tage nach dem MDH. Offen lagernd sollte sie schnellstmöglich verspeist werden.
Frischware schnell verzehren
Noch schneller - optimalerweise am Kauftag – müssten sie gekaufte Frischware verzehren. Bei Fisch und Fleisch gibt es nämlich keine zwei Meinungen: Ist das Verbrauchsdatum (VD) überschritten, beginnen mikrobiologische Prozesse und es bilden sich Krankheitserreger. Wer dieses Essen dann noch verspeist, gefährdet also die eigene Gesundheit.
Falls Du nicht sicher bist, ob ein Nahrungsmittel noch zum Verzehr geeignet ist, geben die Verbraucher den Ratschlag, den eigenen Sinnen zu vertrauen. Riecht es normal? Sieht es noch gut aus? Schmeckt es noch? Alternativ könnte ein Anruf beim Produzenten Klarheit schaffen.
Der Unterschied zwischen MHD und VD wird hier übrigens ausführlicher besprochen.