Wie funktionieren Putzmittel? / Die wichtigsten Inhaltsstoffe und wie sie wirken
Von A wie Abflussreiniger bis Z wie Zitronensäure: Die Auswahl an Reinigungsmitteln ist riesig. Mehrere Dutzend verschiedener Produkte stehen in den Regalen von Supermärkten und Drogerien und versprechen streifenfreien Glanz, porentiefe Reinheit und wohlriechende Hygiene. Scheinbar braucht jedes Zimmer und jede Oberfläche in unserem Zuhause ein eigenes Putzmittel. Im Schnitt kauft jeder in Deutschland fünf Liter pro Jahr. Angesichts des Angebots kann man sich fragen: Was müssen Putzmitteln eigentlich können?
Die Antwort ist banal: Verschmutzungen beseitigen. Der meiste Schmutz in unserer Wohnung lässt sich in zwei Gruppen einteilen: Wir haben es in der Regel mit fettigem oder mineralischem Schmutz zu tun. Der eine begegnet uns auf Oberflächen in der Küche, auf Böden oder Fensterscheiben, mit dem anderen haben wir in Form von Kalk oder Urinstein in Bad und WC zu kämpfen. So übersichtlich das klingt, so übersichtlich ist auch die Liste der wichtigsten Bestandteile von Putzmitteln: Tenside, Laugen und Säuren.
Tenside: Mittler zwischen Fett und Wasser
Tenside werden auch waschaktive Substanzen genannt und sind im Prinzip nichts anderes als künstlich hergestellte Seifen. Sie sind die wichtigsten Wirkstoffe beim Saubermachen, denn sie lösen ein grundlegendes Problem: Sie helfen dabei, eigentlich Unvermischbares zu vermischen: fettigen Schmutz und (Putz-)Wasser. Das können sie dank ihrer besonderen Zwitter-Struktur. Die länglichen Tensid-Moleküle bestehen aus einem fettliebenden Schwanz und einem wasserliebenden Kopf. Deshalb können sie als eine Art Mittler dienen. Sie helfen beim Zerteilen des fettigen Schmutzes in kleine Tropfen und können diese kleinsten Fett-Tröpfchen dann so einpacken, dass sie fein verteilt im Wasser bleiben. So lösen sie den Schmutz von der Oberfläche und halten ihn in der Schwebe, damit er weggeschwemmt werden kann. Tenside sind das A und O beim Saubermachen und in so gut wie jedem Putzmittel enthalten. Die ersten Tenside Ende der 1950er-Jahre waren nur schwer oder gar nicht abbaubar. Schaumberge auf Flüssen und Bächen waren die Folge. Heute müssen Tenside in Wasch- und Putzmitteln vollständig biologisch abbaubar sein. Das heißt: Sie werden in den Kläranlagen von Mikroorganismen zu Kohlenstoffdioxid, Wasser und Mineralsalzen zerlegt.
Laugen: alkalische Fettlöser
Manchmal reichen Tenside alleine nicht aus. Bei der Entfernung von besonders hartnäckigen Fettflecken helfen Laugen. Sie unterstützen die Putzleistung von Allzweckreinigern, Schmierseife und Küchenreinigern durch mehrere Mechanismen. Zum einen sorgen sie für einen alkalischen pH-Wert: Das schafft ein Milieu, in dem die Tenside optimal arbeiten können. Außerdem heften sich die Basen-Teilchen an fast alle Oberflächen und auch den Schmutz an. Das führt dazu, dass sich Schmutz und Oberfläche gegenseitig abstoßen – dadurch lässt sich der Schmutz leichter ablösen. Der alkalische pH-Wert führt außerdem dazu, dass sich Proteine, Fette und Öle leichter spalten und lösen lassen. Unterschiedliche Laugen können unterschiedlich wirken. Waschsoda ist eine mildere Lauge als das stark ätzende Natriumhydroxid, das in manchen Backofenreinigern enthalten ist.
Säuren lösen Kalk in Küche und Bad
Gegen Kalk oder Urinstein bringt aber auch die stärkste Lauge nichts. Für solche mineralischen Verschmutzungen braucht man Säuren. Sie stecken in Entkalkern, Bad- und WC-Reinigern und können schwer wasserlösliche Verschmutzungen durch eine chemische Reaktion auflösen. Die Säuren reagieren mit dem Kalk (Kalziumkarbonat) zu Kohlenstoffdioxid, Wasser und einem wasserlöslichen Salz. Wie bei den Laugen gibt es auch mehr oder weniger starke Säuren. In manchen WC-Reinigern wirken anorganische Säuren wie Phosphorsäure, Amidosulfonsäure oder Salzsäure. Sie sind stark ätzend, das heißt: Sie greifen nicht nur hartnäckige Verschmutzungen an, sondern zerstören auch lebendes Gewebe und können bei unvorsichtiger Anwendung Haut und Augen verletzen. Reiniger auf Basis von organischen Säuren wie Zitronensäure, Essigsäure und Ameisensäure sind schonender: für die Haut, empfindliche Oberflächen und auch für die Umwelt.
Putzmittelauswahl: weniger ist mehr
Tenside, Laugen und Säuren sind also die drei wichtigsten Bestandteile von Reinigungsmitteln und im Großen und Ganzen alles, was man zur Schmutzentfernung braucht. Viele der zahlreichen anderen Zusatzstoffe machen die Wohnung nicht sauberer, sondern sorgen lediglich für besseren Duft, die richtige Farbe, bessere Konsistenz oder glattere Oberflächen. Einige dieser Zusatzstoffe, beispielsweise Limonen, ein Duftstoff aus der Schale von Zitrusfrüchten, können bei empfindlichen Menschen sogar allergische Reaktionen hervorrufen. Auf den Verpackungen selbst müssen nur bestimmte Inhaltsstoffe angegeben werden. Die Hersteller sind aber verpflichtet, die gesamte Wirkstoffliste im Internet zu veröffentlichen.
Das Umweltbundesamt und Verbraucherschützer plädieren beim Einsatz von Putzmitteln auf die Devise "Weniger ist mehr!". Sie sind sich einig: Eigentlich braucht man für eine saubere Wohnung nur vier Reiniger: ein Handspülmittel (Tenside), einen Allzweckreiniger (milde Lauge), einen Entkalker auf Zitronensäurebasis (organische Säure) und für hartnäckigen Schmutz eine Scheuermilch. Das schont die Gesundheit, die Umwelt – und nicht zuletzt auch den Geldbeutel.
Autorin: Amanda Mock