Wegen Walfangmethoden: Kreuzfahrtschiffe meiden Färöer-Inseln – außer TUI
Die Färöer-Inseln sind für ihre brutalen Walfangmethoden bekannt. Deshalb weigern sich nun immer mehr Kreuzfahrt-Unternehmen die Inselgruppe im Nordatlantik anzulaufen — außer TUI Cruises. Warum?
Allein in den letzten sechs Jahren seien auf der autonomen, zur dänischen Krone gehörenden Inselgruppe 4202 Grindwale an den Stränden und in den Buchten öffentlich geschlachtet worden, schreibt das Hagener Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF).
AIDA und HapagLloyd laufen Färöer nicht an
Die Kreuzfahrtunternehmen AIDA und HapagLloyd bestätigten jetzt dem WDSF, dass weder in diesem noch im nächsten Jahr Anlandungen auf den Färöer-Inseln geplant sind. Grund dafür seien der dortige Walfang und die Gefahren für die Crew und die Gäste. Für die autonome Inselgruppe, die nicht zur EU gehört, bedeutet diese Entscheidung große finanzielle Verluste durch tausende fehlender Gäste.
Doch TUI Cruises will die Färöer mit „Mein Schiff 4“ anlaufen, obwohl es im letzten Jahr noch hieß, dass man die geplanten Anlandungen überprüfen wolle, wie die Osnabrücker Zeitung berichtete.
Die Erklärung von TUI Cruises
Gegenüber Codecheck erklärt Friederike Grönemeyer, Communications Managerin der TUI Cruises GmbH: „[...] das Thema Artenschutz [ist uns] ein wichtiges Anliegen, nach dem wir auch die Angebote für unsere Gäste ausrichten. Als Unternehmen setzen wir uns für den Meeresschutz ein und distanzieren uns ausdrücklich vom weltweiten Walfang. Finden sich in unseren Fahrtgebieten artenschutzbedenkliche Praktiken, führen wir mit unseren Partnern vor Ort einen direkten Dialog. Das gilt auch für die Färöer-Inseln. Wir verurteilen die Ausübung der dortigen Waljagd aufs Schärfste.“
Dennoch wolle TUI Cruises im Juli im Hauptstadthafen der Färöer-Inseln in Torshavn wie geplant anlanden: „Unsere touristischen Angebote auf den Färöer-Inseln haben nichts mit dem Walfang zu tun. Davon haben wir uns in einem Vor-Ort-Termin in diesem Jahr persönlich überzeugt.“ Seine Gäste wolle man auf der Reise „[...] aktiv über die Situation vor Ort aufmerksam machen und so ein Bewusstsein für die Vorkommnisse in der Region schaffen“, so Grönemeyer gegenüber Codecheck. So solle gemeinsam mit der Tierschutzorganisation IFAW (International Fund for Animal Welfare) über die Gefährdung von Walen und den bedenklichen Verzehr von Walfleisch informiert werden.
Für 2017 beobachte man die Situation auf den Färöer-Inseln genau, halte aber derzeit an den drei geplanten Anläufen fest. Zudem wurde im Interview vermehrt betont, dass TUI sich mit verschiedenen Meeresschutzorganisationen eng im Austausch befinde.
Gefährdet TUI die Gesundheit der Gäste?
Der Vorwurf des Hagener Wal- und Delfinschutz-Forums (WDSF): Von insgesamt 19 angebotenen Ausflügen bei der Anlandung von „Mein Schiff 4“ im Juli 2016 stünden vier offizielle Walfangorte auf dem Programm.
Der Besuch dieser Orte, an denen in den letzten fünf Jahren 1156 Grindwale grausam an den Strandabschnitten abgeschlachtet worden seien, würde TUI als Familienausflüge bezeichnen.
Auch die Gesundheit der Gäste sei durch das in vielen Restaurants angebotene Walfleisch gefährdet. Denn dieses sei stark mit PCB und Quecksilber kontaminiert, so der WDSF.
Kinder können traumatisiert werden
WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller, der die Inselgruppe bereits dreimal besucht hat meint: „Die Uneinsichtigkeit von TUI Cruises gefährdet ganze Gästefamilien. Fünf deutsche Bundesländer haben zu Beginn der TUI-Nordlandreise bereits Ferien und insbesondere Kindern sollte man das Risiko des Anblicks einer brutalen Grindwalschlachtung nicht zumuten. Solche Bilder brennen sich in das Gedächtnis ein und können lebenslängliche Traumata auslösen. In einem Flyer, den TUI auf dem Schiff verteilt, geht es nur um den schöngeredeten isländischen Walfang. Die Walmassaker auf den Färöer-Inseln werden gar nicht erwähnt. Wenn TUI Cruises die Färöer-Inseln nicht boykottiert, sollte jeder Kreuzfahrtgast aus Tierschutzgründen eben TUI Cruises boykottieren.“