Was ist dran an der Kritik an Sojamilch und Co.?
Das Angebot an Kuhmilchalternativen wächst. In vielen Supermärkten können die Verbraucher bereits verschiedene Getreide- oder Nussdrinks kaufen. Bioläden haben eine noch größere Auswahl. Doch für wen eignet sich die Pflanzenmilch? Und wie umweltverträglich sind die Produkte?
Nicht nur für Veganer ist Getreide- oder Nussmilch oft fester Bestandteil des Speiseplans. Auch Laktoseintolerante finden in den rein pflanzlichen Produkten unterschiedliche Alternativen zur Kuhmilch. Sie sind nährstoffreich und eignen sich auch zum Backen oder Kochen. Und es gibt sie mittlerweile in vielen Varianten.
Milch aus Getreide, Reis, Bohnen und Nüssen
Für die Getreidedrinks aus Dinkel und Hafer werden die Körner eingeweicht und aufgekocht. Um unverdauliche Stoffe aus dem Getränk zu lösen, kommen Enzyme hinzu, die auch einen Teil der Pflanzenstärke in Zucker umwandeln. Nach dem Filtrieren muss den sehr wässrigen Lösungen ein Öl zugesetzt werden. Durch Emulgieren entsteht die weißliche Farbe. (Quelle)
Für die Herstellung von Nussmilch werden die gerösteten Kerne lange in heißem Wasser eingeweicht. Drinks aus Haselnuss, Mandeln oder Kokosnuss enthalten von Natur aus viel Fett. Ihnen muss also kein Öl mehr zugesetzt werden. Möchte man Nussmilch zu Hause selbst herstellen, eignet sich auch weißes Mandelmus als Basis. Zwar sind Mandeln sehr teuer, und ihre Klimabilanz strittig, weil sie viel Wasser benötigen, aber ein Drink aus Mandeln ist gesund und hat sich als Alternative zu Milch längst etabliert. Kokosmilch ist von Natur aus der Konsistenz von Kuhmilch am ähnlichsten. Durch den hohen Fettgehalt sättigt sie lange und benötigt keine weiteren Zusätze, sollte aber nur in Maßen getrunken werden. (Quelle)
Im Vergleich mit Kuhmilch schneiden Getreide- und Nussdrinks gut ab. Ihr Anbau und ihre Herstellung ist weniger klimaschädlich als die Milch der Vierbeiner. Bei der Mandelmilch allerdings könnte sich das in den nächsten Jahren aufgrund ihrer Wasserbilanz ändern.
Ebenfalls seit Jahren schwierig ist die Debatte um Sojamilch – ist sie nun klimaschädlich, ungesund oder keines von beidem? Ein kleiner Überblick.
Die Sojamilchdebatte
Während für die Herstellung von Kuhmilch jede Menge klimaschädliches Methan anfällt – Kühe stoßen viele Gase aus – steht Soja im Verdacht, auf abgeholztem Regenwaldgebiet angebaut zu werden. Je nach genauen Umständen (Tierhaltung und -fütterung, Anbaugebiet des Getreides und Weiterverarbeitung des Sojagetränks) gilt mal die Kuhmilch als klimaschädlicher, mal die Sojamilch. Besonders schwierig wird die Berechnung der Umweltbilanz, wenn man noch weitere Faktoren in Betracht zieht. Nach einem Artikel in der ZEIT nämlich sorgen Kühe in Weidehaltung durch ihren, naja, natürlichen Dünger dafür, dass der Boden wächst und gedeiht und so klimaschädliche Treibhausgase bindet. Milch aus Weidehaltung gilt also als nicht sehr klimaschädlich.
Wer Bedenken hat, dass die als umweltverträglicher empfundene Sojamilch für die Abholzung des Regenwalds verantwortlich gemacht werden kann, der sei aber ganz unbesorgt: Die Sojabohnen in europäischer Sojamilch stammen überwiegend aus Europa und Kanada. Außerdem machen diese Sojabohnen einen verschwindend geringen Anteil an weltweit verbrauchtem Soja aus. Denn das meiste wird als Tierfutter in der konventionellen Tierhaltung verwendet – und tatsächlich auf gerodetem Regenwaldgebiet angebaut. Sojamilch ist also aus reinen Umweltgründen der konventionellen Milch vorzuziehen. Sie enthält außerdem viel Eiweiß. Ganz ohne Zusatzstoffe kommt der Sojadrink allerdings nicht aus – Emulgatoren binden das Getränk und sorgen für die richtige Konsistenz. (Quelle)
Was den pflanzlichen Getränken fehlt, ist das Vitamin B12, das ausschließlich in tierischen Produkten zu finden ist. Dafür haben die meisten einen hohen Anteil an den gesunden, ungesättigten Fettsäuren. Menschen, die sich komplett vegan ernähren, müssen evtl. B12 zuführen. Alle anderen können normalerweise unbesorgt auf Pflanzendrinks umsteigen.
„Milch“ dürfen sich die rein pflanzlichen Produkte übrigens gar nicht nennen. Daher findest Du sie im Handel auch immer nur unter der Bezeichnung „Drink“.