Was es bedeutet, wenn deine Beine im Bett zucken
Etwa fünf bis zehn Prozent der Deutschen leiden unter RLS (Restless-Legs-Syndrom), dem Syndrom der unruhigen Beine. Was im ersten Moment amüsant klingt, kann der Gesundheit empfindlich schaden.
Während andere abends auf dem Sofa oder im Bett zur Ruhe kommen, beginnen für Menschen mit RLS die Beschwerden in einem oder beiden Beinen. „Meist ist von einem Unruhegefühl die Rede, wobei einige es als Kribbeln oder Zucken empfinden, während andere etwa von Ziehen, Jucken oder Brennen sprechen“, erläutert Lilo Habersack gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Sie ist Vorsitzende der Deutschen Restless Legs Vereinigung und selbst von der Erkrankung betroffen.
Der unnatürliche Drang zur Bewegung klingt bei manchen Patienten erst ab, wenn sie aufstehen und wieder aktiv werden.
Unruhe statt Nachtruhe
Doch selbst im Schlaf hören die unkontrollierbaren Muskelaktivitäten in den Beinen nicht unbedingt auf. Werner Cassel vom Schlafmedizinischen Zentrum Marburg hat festgestellt, dass es selbst beim Schlummern häufig zu Zuckungen kommt, die alle 20 bis 40 Sekunden auftreten. Ohne es zu wissen werden die Betroffenen also regelmäßig und unbewusst in ihrem Schlaf gestört.
Wer längere Zeit den unruhigen Beinen und damit den Schlafstörungen ausgesetzt ist, läuft nach Aussage von Wolfgang Oertel von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie deshalb Gefahr, seine Gesundheit zu schädigen. Oertel zur dpa: „Bei Schlafmangel kann der Organismus sich nicht ausreichend regenerieren, was zum Beispiel zu Depressionen führen und das Immunsystem schwächen kann.“ Noch dazu begünstigten der Schlafmangel und die von den Zuckungen hervorgerufenen Weckreaktionen Bluthochdruck und Herzschwäche.
Wie entsteht RLS?
Forscher gehen davon aus, dass Fehler bei der Übertragung bestimmter Botenstoffe (hauptsächlich Dopamin) vom Kopf an die Beine zur Entstehung von RLS beiträgt. Diese Störung kann aus einer genetischen Veranlagung herrühren. Faktoren wie Diabetes oder gewisse Medikamente wie Antidepressiva kommen als mögliche Auslöser aber ebenfalls in Frage.
Außerdem kann Eisenmangel zu Zappelbeinen führen. Deswegen tritt RLS gelegentlich bei schwangeren Frauen auf, die einen wesentlich höheren Bedarf an Eisen als üblich haben. Nach der Geburt verschwindet das Phänomen dann oft wieder.
Die Ursache bestimmt die Therapie
Wer glaubt, an RLS zu leiden, kann zunächst versuchen, die Krankheit mit einfachen Mitteln und Maßnahmen zu bekämpfen. Dazu gehört etwa der Verzicht auf aufputschenden Kaffee und Alkohol. Um die Muskeln zu entspannen bzw. zu ermüden, empfehlen sich Fußbäder in kaltem Wasser, Abendspaziergänge, Dehnübungen oder kurze Trainingseinheiten auf dem Hometrainer, bevor das Sofa oder das Bett ruft. Gegebenenfalls verringern überdies Magnesium-Tabletten und Massagen das Unruhegefühl.
Stellt sich keine Verbesserung ein, muss sich ein Neurologe oder ein Schlafmediziner den Patient ansehen.
Nicht verwechseln
Eine RLS-Erkrankung, die laut Oertel stetig an Intensität zunimmt und chronisch wird, „bis sie schließlich bei vielen jede Nacht präsent sind“, sollten nicht mit dem gelegentlichen Beinzucken kurz vor dem Einschlafen verwechselt werden. Letzteres ist zwar erschreckend, weil das Zucken recht heftig sein kann. Insbesondere nach einem stressigen Alltag ist es jedoch eine natürliche Körperreaktion.
Wie sie zustande kommt, ist noch nicht endgültig geklärt. Einige Experten glauben, dass die Muskeln ein letztes Mal aktiviert werden, bevor sie der vom Gehirn ausgegebene Befehl „Schlaf!“ erreicht. Andere sprechen von dem Resultat einer Fehlzündung im Hirnstamm oder dem Versuch des Gleichgewichtssinns, den Körper zum Aufstehen zu bewegen.