Warum das Bienensterben auch dich etwas angeht.
Das weltweite Bienensterben nimmt zu — doch weshalb eigentlich und welche dramatische Folgen hat das für jeden von uns? Und wie können wir das Sterben aufhalten?
Weltweit extremes Bienensterben
Komplette Bienenvölker sterben, die Bestände gehen stark zurück — das mysteriöse Bienensterben wird bereits seit einem Jahrzehnt fast auf der ganzen Welt beobachtet. Nicht nur von Imkern gehaltene Tiere, sondern auch Wildbienen sind betroffen.
Die Höhe der Verluste fällt von Region zu Region und Land zu Land unterschiedlich aus. Es zeichnet sich aber ab, dass vor allem in Westeuropa und Nordamerika die Bestände schrumpfen:
- In den USA sank die Zahl Honigbienen zwischen 2006 und 2014 durchschnittlich um 30 Prozent.
- In Deutschland überlebten über 20 Prozent der Honigbienenvölker den vergangenen Winter nicht.
- In der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und Luxemburg ist diese Rate etwas niedriger, doch in Belgien lag sie sogar bei rund 37 Prozent.
Besonders besorgniserregend ist: Bei diesen Zahlen handelt es sich nur um Verluste von gehaltenen Bienen — wie viele Wildbienen sterben ist nicht messbar.
Warum ist das Bienensterben so schlimm?
Man denkt zuerst daran, dass es ohne Bienen keinen Honig mehr gibt. Das wäre zwar traurig, doch bei weitem nicht das größte Problem: Etwa drei Viertel der Kulturpflanzen und ein Drittel unserer Nahrungspflanzen werden von Bienen und anderen Insekten bestäubt und würden ohne diese Bestäubung weniger oder gar keine Nahrungsmittel mehr produzieren. Das heißt: Unsere Ernährung hängt zu einem großen Teil von Bienen ab.
Eine Forschergruppe aus Boston veröffentlichte im Juli 2015 eine neue Studie zu den möglichen Folgen eines kompletten Aussterbens der Bienen:
- Die weltweiten Ernteerträge würden um rund 23 Prozent zurückgehen: die Gemüseernte um rund 16 Prozent und die von Nüssen und Getreide um rund 22 Prozent.
- Zudem könnte die daraus resultierende Mangelernährung weltweit zu etwa 1,4 Millionen zusätzlichen Todesfällen pro Jahr führen.
Warum die Bienen sterben: Parasiten und Pestizide
Die Gründe für das Bienensterben gelten als noch nicht vollständig geklärt. Als sicher gilt aber, dass Parasiten wie die Varroamilbe eine große Rolle spielen.
Zudem weiß man, dass bestimmte Pestizide für Bienen gefährlich sind und dass landwirtschaftliche Monokulturen den Lebensraum und die Nahrungsvielfalt von Bienen stark verkleinern. Davon sind sowohl Honigbienen als auch Wildbienen betroffen, wobei vor allem Wildbienen unter dem Verlust von Nistmöglichkeiten leiden.
Schlimm ist, dass die Verwendung der gefährlichen Pestizide noch nicht vollständig untersagt ist. Die EU-Kommission verbot zwar im Dezember 2013 drei Insektizide aus der Gruppe der sogenannten Neonicotinoide teilweise – allerdings zunächst nur für zwei Jahre und nur für Mais, Sonnenblumen, Raps und Baumwolle. Dabei gefährden auch andere Pestizide die Bienen.
Was kann ich gegen das Bienensterben tun?
Bio Lebensmittel kaufen
Lebensmittel, die aus herkömmlichem, also nicht aus Bio-Anbau stammen, werden auf den Feldern meistens mit gefährlichen Pestiziden behandelt. Der große Vorteil von Bio-Produkten ist, dass der ökologische Anbau ohne künstliche Pestizide auskommt.
Und auch große Monokulturen, unter denen die Bienen leiden, kommen im konventionellen Landbau tendenziell häufiger vor als in Bio-Betrieben.
Keine Spritzmittel im Garten und Balkonkasten
Leider bieten viele Baumärkte und Gartencenter immer noch hochgiftige Pflanzenschutzmittel für Hobbygärtner an. Diese sind für die Umwelt, Insekten —also auch Bienen — und die menschliche Gesundheit sehr bedenklich. Außerdem unterstützt man mit dem Kauf ausgerechnet Konzerne wie Bayer, BASF oder Monsanto.
Daher sollte man lieber unschädliche Maßnahmen ergreifen: Unkraut jäten, Schädlinge absammeln, Nützlinge pflanzen und natürliche Pflanzenschutzmittel verwenden.
Weniger Rasen, mehr Blumen und Sträucher
Auch die beliebten Rasenflächen im Garten tragen zum Bienensterben bei, denn sie bieten Bienen keinen Lebensraum und keine Nahrung.
Viel besser für Bienen sind Gärten, in denen heimische (!) Wildblumen wachsen, Sträucher und Hecken stehen oder zumindest einzelne „wilde“ Ecken stehen bleiben.
Ideal wäre es, den Bienen ein Blühangebot vom Frühjahr bis spät in den Herbst zu schaffen. Viele Tipps, welche Pflanzen besonders gut für Bienen und andere Insekten geeignet sind, gibt es unter www.die-honigmacher.de. Wer Platz hat, kann Wildbienen mit einem Insektenhotel zudem einen artgerechten Unterschlupf bieten.
Lieber regionale als giftige Baumarkt-Blumen
Greenpeace fand im Frühjahr 2013 in Billig-Zierpflanzen jede Menge bedenkliche Pestizide. Etwa 80 Prozent der untersuchten Blumen waren mit vielen Pflanzenschutzmitteln belastet, die Bienen gefährlich werden können (PDF).
Daher sollte man sich in lokalen Gärtnereien, auf Wochenmärkten oder online nach heimischen Pflanzen und Saatgut umsehen – im Zweifelsfall einfach den Händler fragen, wie die Pflanzen gezüchtet wurden.
Honig aus der Region kaufen
70 bis 80 Prozent des Honigs, der hierzulande in den Supermarktregalen steht, wird laut Deutschem Imkerbund importiert, der Großteil davon billig aus Lateinamerika oder China. Doch dort entsprechen die Produktionsbedingen nicht immer den europäischen Standards und die Umwelt leidet unter den langen Transportwegen.
Bei Honig gilt also: Immer möglichst regional einkaufen. Im Zweifelsfall auch lieber regional als bio. Denn gerade hiesige Hobbyimker spielen für den Erhalt, den Schutz und die Aufklärung über Honigbienen eine entscheidende Rolle.
Imker der Umgebung findet man z.B. unter www.heimathonig.de. Über nearbees.de kann man sich Honig vom lokalen Imker direkt nach Hause liefern lassen. Eine kreative Möglichkeit, selbst aktiv zu werden: Die sogenannte Bienen-Box der Stadtbienen soll es ermöglichen sogar auf dem Balkon Bienen zu halten. Allerdings sollte man vorher unbedingt einen Imkerkurs besuchen und bereit sein den Aufwand, Zeit und Geld auch langfristig zu investieren.