Titandioxid in Lebensmitteln

Wann folgt das Verbot für Zusatzstoff E171 in Deutschland?

05. Juni 2021 von

Titandioxid, auch als E171 bekannt, ist ein weißes Farbpigment, das in Lebensmitteln, Tabletten, Farben, Kunststoffen, Papier und Kosmetik eingesetzt wird. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat den vielseitig einsetzbaren Stoff nun neu bewertet und kann eine erbgutschädigende Wirkung nicht ausschließen. Es kann somit als Lebensmittelzusatzstoff nicht länger als sicher angesehen werden. In Frankreich darf Titandioxid seit 2020 bereits nicht mehr in Lebensmitteln verwendet werden. Auch auf CodeCheck ist der Stoff in Lebensmitteln seither mit rot bewertet und es wird vom Verzehr abgeraten. In Deutschland steht ein Verbot noch aus, was große Auswirkungen auf eine große Palette von Produkten hätte. Hier erfährst Du, was Titandioxid ist und warum es auch in Deutschland nicht mehr für Nahrungsmittel eingesetzt werden sollte.

Was ist Titandioxid?

Titandioxid wird aufgrund seiner Eigenschaften in vielen Produkten eingesetzt - es färbt weiß, kann Licht streuen und ist UV-beständig. Es ist nicht wasserlöslich und wird zum Beispiel in Kaugummi, Süßigkeiten, Backwaren, Käse, aber auch in Kosmetika wie Zahnpasta oder Sonnencreme eingesetzt. Je nach Einsatz trägt es diverse Namen und ist unterschiedlich problematisch:

  • E171 in Lebensmitteln
  • CI77891 oder Titanium Dioxide in Kosmetik und Sonnencreme
  • CI77891 (nano) oder Titanium Dioxide (nano) in Sonnencreme oder Make-up
  • PW6 in Wandfarbe

Warum ist Titandioxid schädlich?

Titandioxid kann über unterschiedliche Wege in den Körper gelangen: über den Verdauungstrakt, die Haut oder die Atemwege. In mineralischer Form (große Partikel) zum Beispiel als UV Filter bei der Anwendung auf der Haut ist es unbedenklich. Allerdings nicht beim Einsatz in Lebensmitteln und auch Produkten wie Zahnpasta oder Lippenstiften, denn hier wird es oft versehentlich im Körper aufgenommen. Einige Sonnencremes enthalten den Stoff in Form kleinster Nanopartikel, um so den unschönen “Weißeleffekt” zu verhindern. Allerdings ist Titandioxid in Nanoform bedenklich, denn er kann die Hautbarriere passieren und unbekannte Folgen für die Gesundheit haben. Titandioxid stand in den letzten Jahren immer wieder in der Kritik. Die EFSA hat den Stoff nun neu bewertet - nach Auswertung einer neuen Tierstudie und unter Berücksichtigung von 19.000 Publikationen, in denen mögliche genveränderte Effekte untersucht wurden. Das Ergebnis: eine erbgutschädigende Wirkung von Titandioxid kann nicht ausgeschlossen werden. Es ist dem EFSA jedoch nicht möglich, eine akzeptable tägliche Aufnahmemenge zu nennen. Problematisch kommt hierbei hinzu, dass beim Essen zwar nur geringe Mengen des Stoffes in den Körper aufgenommen werden, er jedoch lange braucht, um aus dem Körper ausgeschieden zu werden und sich so im Gewebe anreichern und Schaden anrichten kann.

Warum ist Titandioxid nicht verboten?

Ein Verbot wird von Verbraucherschutzorganisationen wie zum Beispiel Foodwatch schon länger gefordert. Die EFSA erlässt allerdings keine Verbote, sondern gibt nur Handlungsempfehlungen an die Europäische Kommission und die 27 EU-Mitglieder weiter, die dann mit Zulassungsverboten aktiv werden können. Die EU-Kommission sah bisher jedoch keine akute Gesundheitsgefahr, da nicht durch ausreichend Tierstudien belegt sei, dass Titandioxid genverändernd wirkt. Das ändert sich vielleicht nun mit der neuen Stellungnahme der EFSA.

Fazit

Die EU-Staaten sollten dem Beispiel Frankreichs folgen und den Stoff in Lebensmitteln und Produkten, die in den Körper gelangen können verbieten, bis die Datenlage eindeutig geklärt ist. CodeCheck schätzt Titandioxid auf unterschiedliche Weise (siehe unten) ein und arbeitet derzeit daran, den Zusatzstoff auch in Mundpflege- und Lippenprodukten als “bedenklich” zu bewerten. Sobald geeignete Daten vorliegen, muss es eine Neubewertung geben und das EU-weit.

Bewertung durch CodeCheck:

Titandioxid wird bei CodeCheck unterschiedlich bewertet, abhängig von Vorkommen und Partikelgröße.

Titandioxid in Kosmetika : Wir bewerten den mineralischen Inhaltsstoff Titandioxid (große Partikel) mit "Nur individuelle Bewertung möglich", da es sich um einen kontrovers diskutierten Stoff handelt, bei welchem sich die Meinungen scheiden. Bei der Produktsuche kann der Stoff aber in den eigenen Filtereinstellungen ausgeklammert werden. Damit werden nur Produktvorschläge ohne Titandioxid angezeigt. Das hilft Dir Produkte mit Titandioxid zu meiden.

Bei Einsatz von Titanium dioxide in Nanoform (kleinste Partikel) muss der Stoff in Kosmetika mit dem Zusatz [nano] deklariert werden. In dem Fall wird er bei CodeCheck als sehr bedenklich eingestuft und rot markiert, da Stoffe dieser Partikelgröße in Gewebe eindringen können und potentielle Gefahren für Gesundheit und Umwelt darstellen.

Die Einschätzung von Titandioxid in Lebensmitteln (E171) wird direkt von der Verbraucherzentrale Hamburg (“Was bedeuten E-Nummern”) übernommen. Nach deren Bewertung wird vom Verzehr abgeraten und die Inhaltsstoffe werden rot bewertet. Alle Informationen und die derzeitige Bewertung kannst Du hier finden: CodeCheck Titandioxid.

Weiterführende Links:

Titandioxid Nano kann Risiko für Darmpatienten darstellen

Lebensmittelzusatzstoff Titandioxid auf dem Prüfstand

Titandioxid Forschungsbedarf