Verhütung: Welche Pille passt zu mir?
Seit Beginn der 60er Jahre ist sie in Deutschland auf dem Markt: Die Anti-Baby-Pille. Anfangs war die Skepsis vor künstlichen Hormonen, die den Körper der Frau beeinflussen, groß. Nicht zu Unrecht, denn auch wenn die Pille heute in Deutschland Verhütungsmittel Nr. 1 ist, die Risiken &Nebenwirkungen bleiben. Besonders wichtig ist deshalb die Auswahl des richtigen Präparates, denn die Dosierung der enthaltenen Hormone ist sehr unterschiedlich.
Minipille, Mikropille, Kombipille …
Die Beratung über die geeignete Pille sollte auf jeden Fall durch den Gynäkologen erfolgen. Für die Auswahl sind einige Faktoren sehr entscheidend, dazu gehören Vorerkrankungen, die Einnahme anderer Medikamente und auch die eigenen Lebensumstände.
So gibt es zum Beispiel Präparate, die jeden Tag in einem sehr engen Zeitfenster eingenommen werden müssen: Die sogenannte Minipille. Weicht die Einnahme nur drei Stunden von der üblichen Uhrzeit ab, ist kein Verhütungsschutz mehr gegeben. Wer sich also nicht sicher ist, dass er diese Regelmäßigkeit in seinen Allteig einbauen kann, der sollte sich lieber für die sogenannte Kombipille entscheiden: Hier kann die Einnahmezeit bis zu 12 Stunden abweichen, ohne dass der Schutz verloren geht.
Die meisten der heute erhältlichen Pillen sind Kombipillen – oder auch Mikropillen genannt. Sie enthalten je nach Hersteller 20-50 Mikrogramm das Geschlechtshormons Östrogen sowie Gestagen. Die Minipille dagegen enthält nur Gestagen.
Sie steuern den Zyklus: Östrogen und Gestagen
Durch die Einnahme dieser – künstlich hergestellten - Geschlechtshormone, wird dem Körper eine Schwangerschaft vorgegaukelt. Die Reifung der Eizelle und der Eisprung werden unterdrückt, gleichzeitig verändert sich die Schleimhaut in der Gebärmutter so, dass sich eine Eizelle nicht oder nur sehr schwer einnisten könnte. Die Bildung eines Schleimpropfes am Eingang der Gebärmutter macht es zudem für Spermien so gut wie unmöglich, ihren Weg ins Innere fortzusetzen.
Das Östrogen verursacht jedoch stärkere Nebenwirkungen als das Gestagen, weshalb es heute auch die Minipille gibt, die nur Gestagen enthält. Verschiedene Varianten dieses Hormons wiederum wirken aber ebenfalls so unterschiedlich, dass sie auch den Verhütungsschutz beeinflussen. Hier sollten Frauen beim Gynäkologen also genau nachfragen.
Ein-, Zwei-, oder Drei-Phasen-Präparate?
Auch bei den Kombipillen mit Östrogen und Gestagen gibt es Unterschiede. Da wären einerseits die sogenannten Ein-Phasen oder Ein-Stufen-Präparate. Jede Tablette enthält die gleiche Dosis an Wirkstoffen, weshalb die Reihenfolge der Einnahme egal ist. Diese Pille wird 21 oder 22 Tage in Folge eingenommen, im Anschluss folgt eine sechs- oder siebentägige Pause. In dieser „Entzugsphase“ erfolgt dann der Eisprung und die Menstruation setzt ein.
Etwas genauer aufpassen muss man bei zwei oder dreistufigen Mitteln: Hier enthält jede Pille eine unterschiedliche Dosis der Hormone, so soll im Körper der natürliche Zyklus nachgeahmt werden. Die Dragees müssen deshalb unbedingt in der richtigen Reihenfolge eingenommen werden, sonst ist der Verhütungsschutz nicht gegeben.
Risiken und Nebenwirkungen
Die beliebte weil unkomplizierte Kombipille ist nicht für jede Frau geeignet. „Viele Präparate kommen etwa bei erhöhter Thrombosegefahr nicht infrage"“ sagt Professorin Ursula Zollner, langjährige Leiterin des Zentrums für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin der Uniklinik Würzburg, gegenüber der Apotheken Umschau. Das betrifft Diabetikerinnen, Frauen mit Bluthochdruck, starkem Übergewicht, sowie Raucherinnen. Auch, wer aus anderen Gründen Medikamente einnehmen muss, die die Entstehung von Blutgerinnseln begünstigen, sollte auf Präparate mit Östrogen verzichten - oder auf ein Verhütungsmittel umsteigen, das ganz ohne Hormone auskommt.
Viele Frauen klagen während der Einnahme der Pille außerdem über Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Zwischenblutungen oder Gewichtszunahme. „Wie ein Präparat vertragen wird, ist von Frau zu Frau verschieden“, so Zollner. Deshalb lohnt es sich, in Absprache mit dem Gynäkologen verschiedene Mittel auszuprobieren.
Und was ist nun am sichersten?
Mithilfe des Pearl-Index wird angegeben, wie viele Frauen trotz Verhütung innerhalb eines Jahres schwanger geworden sind. Wird die Pille richtig angewendet, haben fast alle in Deutschland erhältlichen Mittel einen Wert von unter 1. Das bedeutet, das weniger als eine von 100 Frauen trotz Pille schwanger geworden ist.
Maßgeblich dafür ist natürlich die korrekte Einnahme, sowie das Ausschließen von Faktoren, die die Wirkung und damit den Verhütungsschutz einschränken können: Dazu gehören die Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika, Abführmittel, Schmerzmittel, Beruhigungsmittel oder auch Medikamente gegen Epilepsie. Sogar der pflanzliche Wirkstoff Johanniskraut macht die Pille unwirksam. Bei Erbrechen oder Durchfall kann die Pille eventuell zu früh ausgeschieden werden, dann sollte zeitweilig zusätzlich mit Kondom verhütet werden.
Pro und Contra Langzeiteinnahme
Um die Unannehmlichkeiten und oft auch Schmerzen während der Menstruation zu vermeiden, nehmen immer mehr Frauen die Pille ohne Zykluspause ein. Über neun oder zwölf Wochen hinweg werden die natürlichen Vorgänge im Körper dann komplett unterdrückt. An dieser Stelle scheiden sich die Geister: Einige Gynäkologen sehen darin kein Problem und empfehlen diese Einnahmemethode sogar. Andere raten deutlich davon ab, denn Fakt ist, dass es zur Langzeiteinnahme bislang keine aussagekräftigen Untersuchungen und Studien gibt, auch die Langzeitfolgen auf die Fruchtbarkeit können medizinisch nicht belegt werden.
Viele weitere interessante Infos sowie einen Online-Schnelltest, ob bei vergessener Einnahme der Pille noch Verhütungsschutz besteht, gibt es bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.