Verbotener Weichmacher in Sonnenschutzmitteln für Kinder
„Öko-Test“ hat 25 Sonnencremes und -sprays für Kinder in verschiedenen Labors umfassend testen lassen. Dabei stießen die Prüfer:innen auf giftige und verbotene Weichmacher – unter anderem auf einen Stoff, der kürzlich für Aufregung sorgte, weil Spuren davon im Urin von Kindern gefunden wurden. Nach derzeitigem Forschungsstand stellen diese Funde aber keine Gefahr für die Gesundheit dar. Für alle, die dennoch keine Kompromisse eingehen möchten: Acht der getesteten Kindersonnenschutzmittel sind „sehr gut“.
- Neben 22 Produkten konventioneller Marken waren auch drei zertifizierte Naturkosmetikprodukte im Rennen. Sie schnitten nur „befriedigend“ ab.
- Verzichte auf keinen Fall auf konsequenten Sonnenschutz! UV-Strahlung ist die Hauptursache für die Entstehung von Hautkrebs.
- Empfindliche Kinderhaut braucht keine speziell für sie ausgelobte Sonnencreme, sondern ein Produkt mit hohem Lichtschutzfaktor (LSF 30/50/50+).
Während der UV-Filter DHHB selbst als unbedenklich gilt, können Verunreinigungen mit dem gefährlichen Weichmacher Di-n-hexyl Phthalat (DnHexP) diese Einschätzung im Test trüben. Verunreinigungen entstehen produktionsbedingt, wenn die Hersteller die Qualitätsstandards nicht korrekt einhalten.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Sehr gut“
Spuren könnten vermeidbar sein
Als Quelle des verbotenen Weichmachers DnHexP kommen Sonnenschutzmittel infrage, die den UV-Filter Diethylamino Hydroxybenzoyl Hexyl Benzoate (DHHB) enthalten. Dieser wiederum kann mit dem verbotenen Weichmacher verunreinigt sein. So war das Abbauprodukt DnHexP im Test tatsächlich nur in Sonnenschutzmitteln mit dem UV-Filter DHHB nachweisbar. Den mit Abstand höchsten Gehalt wies das Labor in der Bevola Kids Sonnencreme 50+ von Kaufland nach. In sechs Produkten der Firmen Dado Sens, Lacura, Today, La RochePosay, Ladival und Paediprotect stufte „Öko-Test“ die DnHexP-Rückstände nur als Spuren ein, da sie zum Teil deutlich geringer waren als in der Kaufland-Creme.
Da es sich bei DnHexP jedoch um eine verbotene Substanz handelt, werten die Tester:innen auch Spurengehalte ab. Einige Anbieter gaben an, dass Rückstände von DnHexP „technisch unvermeidbar“ seien. Acht Sonnencremes im Test schaffen es jedoch: Sie enthalten ebenfalls den UV-Filter DHHB, sind aber frei von DnHexP.
„Öko-Test“ betont jedoch, dass auch der vom Labor festgestellte DnHexP-Gehalt in der Bevola-Sonnencreme nach derzeitigem Forschungsstand nicht gesundheitsgefährdend sei. Ein Kleinkind müsste täglich mit mehr als einem Kilo des belasteten Sonnenschutzmittels eingecremt werden, um in die Nähe bedenklicher Aufnahmemengen über die Haut zu kommen.
In zwei Naturkosmetik-Sonnencremes und dem Dado Sens-Produkt fand das Labor zudem Spuren des verbotenen und als fortpflanzungsgefährdend eingestuften Weichmachers DEHP. Auch wenn diese Mengen laut „Öko-Test“ gesundheitlich unbedenklich seien, hat Hersteller Laverana nach den Testergebnissen eigene Untersuchungen in Auftrag gegeben. Diese hätten ergeben, dass die Phthalatrückstände aus den Verpackungen der Produkte stammten. Der Naturkosmetikhersteller kündigte daraufhin sofortige Korrekturmaßnahmen an.
Inhaltsstoff Octocrylen immer seltener
Seit Jahren kritisiert „Öko-Test“ auch den chemischen UV-Filter Octocrylen. Inzwischen werben viele Firmen damit, dass ihre Sonnenschutzmittel frei von dieser Filtersubstanz sind. Octocrylen steht im Verdacht, hormonell zu wirken. Erschwerend kommt hinzu, dass sich daraus Benzophenon bilden kann. Dieses Abbauprodukt ist „als wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ eingestuft und kann aufgrund seiner hormonähnlichen Wirkung vermutlich Schilddrüse und Fortpflanzungsorgane schädigen. Umso unverständlicher ist es, dass das Cien Sun Kids Sonnenspray 50+ als einziges Sonnenschutzmittel im Test immer noch Octocrylen enthält. Der Lieferant des Lidl-Produkts teilte uns mit, das Sonnenspray stamme aus Restbeständen und sei für die aktuelle Saison mit neuer Rezeptur am Markt. In der „sehr guten“ Sonnencreme von Cien verzichtet der Anbieter auf den bedenklichen UV-Filter.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ausreichend“
Grüne Versprechen aus Marketinggründen
Abgesehen von den umstrittenen UV-Filtern hat „Öko-Test“ erfreulich wenig an Sonnenschutzmitteln für Kinder auszusetzen. Allerdings enthalten vier konventionelle Sonnencremes Kunststoffverbindungen wie synthetische Polymere. Deren Langzeitwirkungen auf Mensch und Umwelt sind nicht ausreichend erforscht. Darüber hinaus ärgern sich die Tester:innen auch, wenn Hersteller grüne Versprechen machen – etwa, dass ihre Sonnencreme besonders „korallenfreundlich“ sei. Hintergrund ist, dass die Hersteller auf zwei ganz besonders korallenschädigende UV-Filter verzichten, was erst einmal gut ist. Daraus aber einen Marketinggag zu machen und die Sonnencreme, die ja trotzdem andere Inhaltsstoffe wie chemische UV-Filter in die Meere spült, im Umkehrschluss als „korallenfreundlich“ zu bezeichnen, ist aus Sicht von „Öko-Test“ nichts anderes als Greenwashing. Wir von CodeCheck sehen das genauso.