Verbot von Bisphenol A erscheint überfällig
Die chemische Verbindung Bisphenol A (BPA) ist in den letzten Jahren zunehmend in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit geraten. Der Grund hierfür ist die Sorge um potenziell schädliche Auswirkungen des synthetisch hergestellten Stoffes mit hormonähnlicher Wirkung auf die Gesundheit. Das führte in den letzten Jahren zu einer breiten Debatte sowie zahlreichen Studien, welche die konkreten Risiken der Verwendung von BPA untersuchen. Der Stoff lässt sich zum Beispiel in Lebensmittelverpackungen und Trinkflaschen nachweisen.
Wo wird Bisphenol A (BPA) verwendet?
Bisphenol A (BPA) wird vor allem für die Herstellung von Polycarbonat-Kunststoffen und Epoxidharzen eingesetzt. Du triffst auf das Material zum Beispiel in Trinkflaschen, Babyschnullern und Lebensmittelverpackungen. Auch in Beschichtungen für Konservendosen, Wasserleitungen und anderen Metallverpackungen und sogar in Kassenbons kann BPA Anwendung finden.
Gesundheitlichen Auswirkungen von BPA
BPA wird mit einer ganzen Reihe von gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht. Obwohl die genauen Auswirkungen derzeit noch intensiv erforscht werden, deuten doch zahlreiche Studien bereits auf negative Effekte für den menschlichen Körper hin. Folgende hormonelle und zelluläre Auswirkungen werden für möglich gehalten:
- Störung von Östrogen
- Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit bei Männern durch Reduzierung der Qualität und Quantität von Spermien
- Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit bei Frauen durch Herstellen eines hormonellen Ungleichgewichts
- Erhöhung des Risikos von Fehlgeburten
- Beeinträchtigung der Entwicklung des Fortpflanzungssystems bei Nachkommen
- Erhöhte Risiken für bestimmte Krebsarten wie Brustkrebs und Prostatakrebs
- Risiken für Stoffwechselstörungen wie Diabetes und Fettleibigkeit
Da sich bei Kindern und Heranwachsenden das Hormonsystem noch in der Entwicklung befindet, sind sie besonders empfindlich gegenüber dem Einfluss von BPA. Neben den bereits genannten Gesundheitsfolgen können bei ihnen auch neurologische Probleme die Folge sein. In Studien wurden Verbindungen zwischen der Bisphenol-A-Exposition und den folgenden Auswirkungen hergestellt:
- Verhaltensprobleme
- Lern- und Gedächtnisstörungen
- erhöhte Anfälligkeit für Hyperaktivität
- Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
Konsequenzen aus dem Wissen um BPA?
Da die Inhaltsstoffe von Verpackungen in der Regel nicht gekennzeichnet werden, hast Du wenig Möglichkeiten, dem chemischen Stoff Bisphenol A gänzlich zu entgehen. Während das „Deutsche Umweltbundesamt“ (UBA) und die „Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA)“ im Jahr 2010 noch statuierten, dass die Verwendung des Stoffes keinen Anlass zur Sorge gäbe, kommt zumindest die „EFSA“ im April 2023 nach Auswertung von zahlreichen Studien und wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu einem anderen Schluss. In der Folge setzte sie die tolerierbare Aufnahmemenge um einen 20.000-fachen Wert niedriger als zuvor an. Während dieser im Jahr 2015 noch bei vier Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht eines Menschen lag, wurde er nun auf 0,2 Nanogramm festgesetzt. In Deutschland darf der Stoff übrigens bereits seit 2011 nicht mehr in Babyflaschen verwendet werden.
Trotz der Neubewertung des Grenzwertes gehen deutsche Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen wie „foodwatch e. V.“ noch einen Schritt weiter. Sie fordern ein komplettes Verbot von Bisphenol A, um Gesundheitsrisiken zu minimieren. Dabei berufen sie sich auf Studien, die aufzeigen, dass selbst geringe Mengen des Stoffes schädliche Auswirkungen für Dich haben können. „foodwatch“ startete dazu im Mai 2023 eigens eine E-Mail-Aktion, adressiert an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Hier kannst Du unterschreiben.
Fazit: BPA ist keine Notwendigkeit
Aufgrund der gefährlichen Auswirkungen von BPA auf die Gesundheit ist die Forderung nach einem Verbot dieses Stoffes in Verpackungen und anderen Produkten nicht unberechtigt. Dass so ein Verbot möglich ist, zeigen die Regelungen in anderen Ländern. In Frankreich beispielsweise darf BPA in sämtlichen Lebensmittelverpackungen nicht mehr vorkommen. In Babyflaschen ist der Stoff in mehreren Ländern, darunter auch Deutschland, schon seit mehr als einem Jahrzehnt verboten. Die Forschung zu Ersatzstoffen und ihrem gesundheitlichen Gefahrenpotenzial ist derzeit noch im Gange. Als Hauptalternative galt bisher Bisphenol S (BPS), welches jedoch inzwischen ebenfalls im Verdacht steht, hormonell schädlich zu sein.
Quellen
- Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA): Bisphenol A in Lebensmitteln stellt ein Gesundheitsrisiko dar
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Bisphenol A: BfR schlägt gesundheitsbasierten Richtwert vor, für eine vollständige Risikobewertung werden aktuelle Expositionsdaten benötigt
- foodwatch: Bisphenol A in Lebensmitteln gefährlicher als bisher angenommen – foodwatch: Bundesernährungsminister Özdemir muss Verbraucher:innen schützen
- Umweltbundesamt (UBA): Viele Bisphenol A-Alternativen möglicherweise hormonell schädlich
- Europäische Lebensmittelbehörde (EFSA): Bisphenol A
- Umweltbundesamt (UBA): Bisphenol F und Bisphenol AF: ECHA bestätigt hormonelle Wirkung