Gesundheit

Softdrink-Branche wehrt sich gegen Zuckersteuer

14. Sept. 2015 von

Immer mehr Menschen sind übergewichtig. In Europa stehen daher jetzt Softdrinkhersteller in der Kritik. Die süßen Getränke enthalten immer noch viel Zucker — das soll eine Zuckersteuer künftig verhindern.

Fast jeder dritte Erwachsene in der Schweiz und eines von sechs Kindern ist laut dem Bund übergewichtig. In Deutschland brachten 2013 laut Statistischem Bundesamt 52 Prozent der Erwachsenen zu viel auf die Waage.

Zu den gefährlichsten Dickmachern gehören Softdrinks. „Wir sehen ein, dass wir ein Teil der Lösung sein müssen“, so Matthias Schneider, Sprecher von Coca-Cola Schweiz sowie Vize-Präsident der Informationsgruppe Erfrischungsgetränke.

Steuer auf ungesunde Lebensmittel?

In der Informationsgruppe Erfrischungsgetränke haben sich schweizerischer Mineralquellen und Soft-Drink-Produzenten vor zwei Jahren zusammengeschlossen. Grund war der steigende Druck auf die Branche. Gemeinsam will der Verband in der Schweiz eine Zuckersteuer auf Softdrinks verhindern, wie sie beispielsweise Frankreich 2012 eingeführt hat. Zudem wehrt sich die Branche gegen mögliche Vorschriften, wie viel Zucker in den Getränken erlaubt ist.

Trotz der gesundheitlichen Gefahren befürworten nur 19 Prozent der Schweizer Bevölkerung eine Zusatzsteuer auf zucker-, salz- und fetthaltige Lebensmittel — dies ergab eine von der Getränkebranche in Auftrag gegebene Studie des Meinungsforschungsinstituts GFS. Mit 65 Prozent sprach sich eine deutliche Mehrheit gegen Gesetze aus und betont stattdessen die eigenständige Entscheidung der Konsumenten. Immerhin 28 Prozent sind für einen weitaus radikaleren staatlichen Eingriff, nämlich für das Verbot „von ungesunden Lebensmitteln“. Fast ein Drittel der Befragten spricht sich für den „Verzicht auf die Genussmittelproduktion“ aus.

In Deutschland sieht das Bild ähnlich aus: die Bevölkerung wird immer dicker und Schuld sind auch hier zumindest teilweise Softdrinks. Hier gab es bis 1993 eine Zuckersteuer und deutsche Krankenkassen sowie Union und SPD fordern jetzt auch in Deutschland neue Maßnahmen gegen ungesunde Lebensmittel. Die Koalition habe daher laut der Thüringer Allgemeinen Zeitung vereinbart, zusammen mit der Wirtschaft eine nationale Strategie zu erarbeiten, um den Salz-, Zucker- und Fettgehalt in verarbeiteten Lebensmitteln zu verringern. Ein entsprechender Ernährungsantrag liege dem Bundestag bereits vor.

Das Zucker-Problem

Zucker steht in der Industrie bei den Süßungsmitteln immer noch an erster Stelle, schließlich ist er günstig und schmeckt gut — obwohl der Schaden für die Gesundheit bekannt ist. „Beim Geschmack aber können wir keinen Kompromiss eingehen, denn dann konsumieren die Leute keine Softdrinks mehr“, meint Coca-Cola-Sprecher Schneider. Daher lasse sich der Zuckeranteil nur nach und nach verringern. Ein langsamer Prozess, denn Coca-Cola benötigte schon die letzten zehn Jahre, um den Zuckergehalt um durchschnittlich acht Prozent zu senken. Noch immer ist das Unternehmen der zweitgrösste Abnehmer von Schweizer Zucker.

„Es gibt keine gesunden oder ungesunden Lebensmittel, sondern nur gesunde oder ungesunde Lebensweisen“, meint Schneider. Ein guter Ansatz sei daher die Einführung von Ernährungskunde in der Schule. Dies fordere laut der GFS-Studie auch die Mehrheit der Befragten. Darüber hinaus wünschen sie sich weitere allgemeine Aufklärungskampagnen und mehr öffentliche Sportanlagen.

Gesundheitsbewusstsein steigt

Das Thema Gesundheit rückt immer mehr in das Bewusstsein, wie in der Studie ebenfalls deutlich wurde: Bei einem Drittel der Befragten ist das Interesse an Ernährung und Bewegung sehr groß. „Das ist durchaus ein Trend, über den wir uns Gedanken machen müssen“, sagt Coca-Cola-Sprecher Schneider. Die Softdrinkhersteller versuchen dem Trend zu folgen, wie etwa durch die Einführung von Coca-Cola Life mit einem Anteil an Stevia.

Aber auch bei den traditionellen Limonaden soll der Zucker sukzessive reduziert werden.

Man kann nur hoffen, das bei den Getränkeherstellern auch tatsächlich die Gesundheit der Konsumenten im Vordergrund steht und der Zucker nicht durch andere ebenso ungesunde Stoffe ersetzt wird. Denn gerade Coca-Cola musste wegen der Verwendung verschiedener teilweise krebserregender Süßstoffe in den Light Produkten viel Kritik einstecken.