Milchprodukte-Vergleich

Skyr vs. Joghurt – was ist „besser“?

06. Nov. 2016 von

Nicht erst seit ihrem EM-Auftritt im Sommer werden die Isländer immer beliebter. Skyr, ein quarkähnliches Milchprodukt aus Island, hat längst unsere Kühltheken erobert. Ist es besser als Joghurt?

Aber was ist Skyr – der säuerliche Magerquark aus Island und was unterscheidet ihn von Joghurt?

Skyr sieht ähnlich aus wie Quark, riecht ein bisschen käsig und von der Konsistenz her erinnert es an griechischen Joghurt. Schmecken tut es aber ganz anders, sauer nämlich. Und wie die „Süddeutsche“ meint, auch etwas muffig.

Seine Wurzeln vermutet man bei den Wikingern, die ihn vor 1000 Jahren nach Island gebracht haben sollen. Im Gegensatz zu Joghurt handelt es sich bei Skyr aber um einen Frischkäse.

Beworben wird Skyr als besonders gesundes Lebensmittel, denn man stellt ihn ausschließlich aus entrahmter Milch her. Deshalb braucht es für einen Becher Skyr viermal so viel Milch wie für einen Becher Joghurt. Dabei liefert er ordentlich Proteine. Eine Tabelle von „fettrechner.de“ spricht 100g „Skyr Natur“ folgende Nährwerte zu:

  • 62 Kalorien
  • 0,2g Fett
  • 11g Eiweiß
  • 4g Kohlenhydrate
  • 150mg Kalzium

Mehr als 10 Prozent Proteine!

Ist Skyr gleich Skyr?

Der Skyr, der bei uns verkauft wird, wird in Deutschland oder in Dänemark produziert. Und das ist auch gut so, denn laut der isländischen Molkereigenossenschaft MS kommt das isländische Milchvieh an seine Grenzen. Es leben lediglich 25.000 Milchkühe in Island (zum Vergleich: In Deutschland leben etwas mehr als vier Millionen Kühe) und die geben nicht genügend Milch, um den riesigen Bedarf an Skyr zu decken.

Die „MS Iceland Dairies“ erwartet für 2016 den Verkauf von sechzig Millionen Portionen Skyr – nur acht Millionen davon in Island. Absatzzahlen, die sich in den vergangenen fünf Jahren verzehnfacht haben. Dem kanadischen Radio sagte die Agrarwissenschaftlerin Emma Eyþórsdóttir, das sei ein Problem. Vor allem, weil man die isländischen Kühe nirgendwo anders kaufen könne – und man in Island nicht wisse, wie man die Milchproduktion erhöhen könne, ohne das Milchvieh zu gefährden.

Joghurt: Gesunder Bakterienlieferant?

Im Vergleich zu den Lobeshymnen auf Skyr wirkt Joghurt wie ein alter Hut. Vor allem wenn man Studienberichte liest, die behaupten, dass Joghurt der Gesundheit überhaupt nichts nütze.

Joghurt ist Milch, die durch Milchsäurebakterien dickgelegt wurde. Wie auch Skyr ist die Naturvariante säuerlich im Geschmack. Das klassisch heimische Milchprodukt mit 3,5 Prozent Fett ist in der Nährwerttabelle folgendermaßen aufgelistet:

  • 70 Kalorien
  • 3,6g Fett
  • 4,1g Protein
  • 4,8g Kohlenhydrate
  • 115mg Kalzium

Im direkten Vergleicht gewinnt Skyr. Wer jedoch Herstellerversprechen weiterhin glauben möchte, tut besonders seinem Darm mit jedem Becher Joghurt etwas Gutes. Joghurt enthält von Natur aus Bakterien und vielen Sorten werden noch Probiotika zugesetzt. Probiotika sind lebende Bakterien, die in milchsauren Produkten vorkommen und als „gesund“ gelten. Eindeutig wissenschaftlich belegt ist die positive Wirkung jedoch nicht, da beispielsweise nicht eindeutig geklärt ist, ob die einzelnen Bakterienstämme den Magen-Darm-Trakt unbeschadet überstehen.

Nützen kann Joghurt oder Quark mit Probiotika allerdings bei chronischer Verstopfung, verschiedenen Infekten, Karies oder Durchfall. Auch Neurodermitis konnte schon erfolgreich behandelt werden.

Kräftig punkten kann Joghurt allerdings im Preis! Ob Skyr-Fan oder nicht: In Deutschland ist Fruchtjoghurt nach wie vor das beliebteste Milchprodukt.