Wer besser verzichten sollte

Sind Sojaprodukte für jeden geeignet?

10. Juli 2021 von

Sojaprodukte sind aus den Supermärkten, der Fitnessindustrie und für eine vegane Ernährung nicht mehr wegzudenken. Dennoch hört man immer wieder, dass bestimmte Menschen Soja meiden sollten. Was ist dran an dieser Information? Ernährungsexpertin Dr. Magdalena Schauenberg bringt Licht ins Dunkel und zeigt, wer tatsächlich lieber auf Soja verzichten sollte.

Zwischen Tradition und Fast Food

Soja ist – vor allem in Asien – ein traditioneller Bestandteil der Ernährung, insbesondere in Form von wenig verarbeiteten und fermentierten Sojaprodukten wie Sojasoße, Tofu oder Miso. Heute findet sich Soja auch in unseren Supermärkten in zahlreichen Lebensmitteln, aber oftmals auch in hoch verarbeiteten Produkten wie Burgern, Proteinpulvern und Riegeln.

Während in der öffentlichen Diskussion häufig die gesundheitlichen Vorteile von Soja betont werden, gibt es tatsächlich einige Hinweise darauf, wer auf Soja lieber verzichten oder den Konsum bewusst reduzieren sollte.

Kreuzallergie und Birkenpollen

Die botanische Verwandtschaft von Proteinen in Soja und Birkenpollen kann bei einigen Menschen zu starken allergischen Reaktionen nach dem Verzehr von Sojaprodukten führen. Während sich viele Sojaprodukte leicht erkennen und vermeiden lassen, ist das für Bindemittel oder Emulgatoren auf Sojabasis eine echte Herausforderung. Besonders hohe Anteile an Soja haben Produkte, die schon fertig oder halb fertig zubereitet sind wie zum Beispiel Dosen- und Tütensuppen, Gebäck, Aufschnitt und Süßwaren. Diese Produkte zu vermeiden, kann für Allergiker enorm hilfreich sein.

Isoflavone und Hormone

Isoflavone sind für viele positive gesundheitliche Effekte von Soja verantwortlich. Sie wirken als Antioxidantien und helfen, Zellschäden zu verhindern. Diese Isoflavone wirken jedoch auch wie eine schwächere Version des weiblichen Hormons Östrogen und werden deswegen als Phytoöstrogene bezeichnet. Frauen in den Wechseljahren können von einer Unterstützung des absinkenden Östrogenspiegels durch Phytoöstrogene profitieren.

Bei Frauen aller Altersgruppen können diese Phytoöstrogene jedoch wiederum Beschwerden verstärken, die mit einem erhöhten Östrogenspiegel assoziiert sind. Dazu zählen Erkrankungen wie Endometriose und andere hormonabhängige Erkrankungen. Obwohl die Befundlage nicht einheitlich ist, kann dies ein Anlass sein, Soja zu meiden. Ein hoher Konsum von Sojaprodukten (zum Beispiel Protein) kann auch bei Männern in Einzelfällen mit einer Reduktion des männlichen Hormons Testosteron und vermehrtem Wachstum des Brustgewebes in Zusammenhang stehen.

Goitrogene und Schilddrüsenunterfunktion

Soja kann eine Schilddrüsenunterfunktion verstärken und die Wirksamkeit von Schilddrüsenmedikamenten reduzieren, insbesondere bei Jodmangel. Auch wenn wissenschaftliche Studien zu widersprüchlichen Ergebnissen gelangen, kann es für Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion oder Autoimmunerkrankung wie zum Beispiel Hashimoto hilfreich sein, diesen möglichen Zusammenhang zu kennen und bei Bedarf den Konsum von Sojaprodukten zu reduzieren, um eine Verstärkung der Symptome zu vermeiden.

Fazit

Aufgrund der teilweise völlig gegensätzlichen Wirkung von Soja auf verschiedene Personen ist es schwer, ein einheitliches Bild zu zeichnen. Menschen, die allergisch auf Birkenpollen reagieren, sollten ein waches Auge auf Soja in ihrer Nahrung haben. Wer unter hormonbedingten Beschwerden oder Erkrankungen leidet, kann den Konsum von Soja mit einer Ärzt:in oder Heilpraktiker:in besprechen. Bei Babynahrung auf Sojabasis ist wahrscheinlich Vorsicht geboten, denn der Einfluss von Phytoöstrogenen auf die kindliche Entwicklung ist bisher nicht ausreichend erforscht.

Generell ist es empfehlenswert, gering verarbeitete oder fermentierte Sojaprodukte zu bevorzugen wie zum Beispiel Miso, Tofu oder Tempeh. Bei hoch verarbeiteten Sojaprodukten ist es für Verbraucher:innen fast unmöglich zu erkennen, welche Menge an Phytoöstrogenen sie tatsächlich konsumieren. Um eine Belastung mit dem Pestizid Glyphosat Soja auszuschließen, sollte bei Sojaprodukten aus den USA ein besonderes Augenmerk darauf liegen, sich für BIO-Qualität zu entscheiden.

Weiterführende Links:

Archäologische Sojabohne in Ost-Asien (in engl.)

Bundesinstitut für Risikobewertung - Sojaprodukte

Kreuzallergie gegen Soja

Positive gesundheitliche Effekte von Phytoöstrogenen (in engl.)

Ist Soja sicher bei Endometriose? (in engl.)

Postmenopause & Soja (in engl.)

Soja und Brustwachstum bei Männern, Einzelfallstudie (in engl.)

Soja und Schilddrüse (in engl.)

Soja, Östrogen & Schilddrüse (in engl.)

Soja Protein & Isoflavonen bei gesunden Menschen und Schilddrüsenunterfunktion (in engl.)

Sojamilch in Babynahrung (in engl.):

BPA Risiken (engl.)

Harvard School of Public Health: Soja (in engl.)