Für den Kaffee

Ohne Verpackung: Milch in selbstauflösenden Kapseln

28. Aug. 2017 von

Eine kleine, aber praktische Erfindung – Milchkapseln aus Zucker können in Zukunft nicht nur Müll einsparen, sondern auch so manches Alltagsdrama vermeiden.

Es ist manchmal schon nicht einfach mit dem ökologisch korrekten Genuss. Da macht man sich, ausgerüstet mit schickem Bambus-Mehrwegbecher in der Hand, auf den Weg, die eigenen Kaffeegelüste umweltfreundlich und ohne unnötigen Müll zu befriedigen und scheitert mitunter an einer Kleinigkeit. Oder genauer gesagt, an einem winzigen Plastikdöschen mit Deckel aus Metallfolie.

Darin enthalten: Kondensmilch. Das Konzept der kleinen Döschen garantiert zwar eine hygienisch einwandfreie Lagerung und einen einfachen Transport, verursacht aber unnötigen – und gemessen an dem geringen Inhalt unnötig viel – Plastikmüll.

Wenn es nach Forschern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg geht, hat dies bald ein Ende. Sie entwickelten eine Milchkapsel, die sich in warmer Flüssigkeit auflöst. Vereinfacht gesagt handelt es sich dabei um einen Zuckerwürfel mit Milchfüllung.

So simpel wie die Idee, ist auch die Herstellung. Eine Zucker-Milchlösung wird in eine Form gegeben, in der sie abkühlt. Dadurch wandert der überschüssige Zucker an den Rand, wo er dann kristallisiert. Übrig bleibt eine Zuckerhülle mit flüssigem Milchzuckerkern. Wie normaler Zucker löst sich die Hülle in warmer Flüssigkeit auf.

Die Kapseln können in verschiedenen Formen hergestellt werden und halten sich, den Wissenschaftlern zufolge, bei Raumtemperatur mindestens drei Wochen. Bisher wurden süße und weniger süße Varianten der Kapseln getestet, eine ungesüßte befindet sich zur Zeit noch in der Entwicklung.

Milchkapseln eher zufällig entdeckt

Auf die Idee stießen die Forscher eher zufällig. Ursprünglich untersuchten sie die Prozesse der Kristallbildung für die industrielle Herstellung von Medikamenten. Statt Menschen bei Krankheiten, hilft die neue Erfindung nun aber der Umwelt. Und auch den vielen Kaffee-Junkies, die sich in Bahn und Flugzeug auf dem Weg zur Arbeit noch eine Dosis Koffein genehmigen. Denn wer kennt sie nicht, die Milchfontäne, die einem beim Öffnen der Kondensmilch entgegen schießt und sichsich wahlweise ins Gesicht oder die Kleidung ergießt. Dank des Zuckerwürfels könnte auch das bald der Vergangenheit angehören.

Wer sich jetzt auf seinen milchspritzer- und plastikfreien Kaffee freut, braucht leider noch etwas Geduld. Die Kapseln aus Halle sind noch nicht im Handel erhältlich. Noch prüfen die Forscher, ob sie alle Lebensmittelstandards erfüllt und ob eine kostengünstige Produktion in großen Mengen möglich ist.

Dieser Artikel von Elena Boeck erschien zuerst beim „enorm Magazin“.