USA

„Nestlé“: Wie eine Kleinstadt um ihr Wasser kämpft

03. Sept. 2016 von

Der Schweizer Großkonzern „Nestlé“ hat in den Vereinigten Staaten gegen immer mehr Widerstand zu kämpfen. Gerade Projekte für kommerzielle Wasser-Abfüllanlagen sind vielen Bürgern ein Dorn im Auge. Ein demokratischer Entscheid in Oregon sorgt nun für Furore.

„Nestlé“ hat sich in den USA vor Coca-Cola und Pepsi als klarer Marktführer für Trinkwasser etabliert. Das kühle Nass ist für den Schweizer Konzern ein großes Geschäft. Am Columbia River in Oregon haben nun Bürger dem Lebensmittelkonzern die Stirn geboten und einen demokratischen Präzedenzfall geschaffen.

Bezirk überstimmt Kleinstadt

Die Region gilt als eine der niederschlagreichsten des Landes. Dort, in der Kleinstadt Casacade Locks, wollte „Nestlé“ eine weitere Abfüllanlage für Trinkwasser bauen. Dafür sollte eine Frischwasserquelle angezapft werden. Doch der Plan „Nestlés“ ging nicht auf – die Bürger des Bezirks sahen ihre Wasservorkommen bedroht und lehnten in einer Urabstimmung im Mai die Nutzung der Quelle durch „Nestlé“ mehrheitlich ab. 58 Prozent der Bürger des Bezirkes Hood River stimmten gegen das Vorhaben des Großkonzerns.

Das Pikante daran: Die Mehrheit der Bewohner von Cascade Locks, wo die Abfüllanlage gebaut werden sollte, waren für das Projekt. Doch die Menschen von Hood River überstimmten die direkt betroffene Kleinstadt.

Vermehrt landesweiter Widerstand

„Nestlé“ sei enttäuscht über den Ausgang der Abstimmung, akzeptiere aber deren Ergebnis, so Dave Palais, Regionalchef von Nestlé Waters North America. Obwohl der Entscheid noch nicht rechtens ist, erwägt der Konzern keine weiteren Schritte. Zu groß ist wohl die Angst vor einer weiteren, bitteren Niederlage.

Der weltgrößte Lebensmittelkonzern kämpft in den USA mit tief sitzenden Vorurteilen und der Grundsatzfrage nach dem Stellenwert von Wasser als öffentlichem Gut. Kritiker sehen in „Nestlé“ einen Jäger, der es auf verarmte und wirtschaftlich schwache Orte abgesehen habe. Oft verspricht „Nestlé“ diesen Ortschaften Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. In Wahrheit sei der Konzern aber eine Bedrohung für deren Wasservorkommen, so die Gegner.

Interessenkonflikt Wasser

Früher wurde „Nestlé“ noch mit offenen Armen empfangen. Doch viele Bürger sehen sich mittlerweile von diesem Giganten bedroht. Gerade beim Thema Wasser wird es heikel: Viele Menschen sehen Wasser als öffentliches Gut und wollen dessen Privatisierung verhindern. Außerdem vermuten die Opponenten, dass „Nestlé“ sich die Wasservorkommen Orgenos auf lange Frist sicher wolle, um sich gegen die drohende Wasserknappheit Kaliforniens zu wappnen. Das Wasser soll dann teuer in den Sonnenstaat verkauft werden.

Das Städtchen Cascade Locks hat die Hoffnung jedoch noch nicht aufgegeben. Sie wollen „Nestlés“ Wasserabfüllanlage – weil sie Arbeit und Geld bringt. Oregon habe mehr als genug Wasser, so der Gemeindeverwalter. Man bleibe deshalb mit „Nestlé“ im Gespräch.