Mikroplastik: Das riesige Problem mit den mikroskopischen Plastikteilchen
In vielen Kosmetikprodukten stecken klitzekleine Plastikpartikel, die über das Abwasser in die Umwelt und in die menschliche Nahrungskette gelangen. Auch für Kläranlagen werden sie immer mehr zum Problem.
Mikroplastik wird je länger je mehr zu einem ökologischen Problem. Die Mikrokügelchen kommen in Kosmetika — vom Gesichtspeeling bis zur Zahnpasta — und in diversen Alltagsprodukten wie zum Beispiel Fleece-Pullis oder Weichmacher vor, landen im Abwasser und sammeln sich später im Meer. Dort verschmutzen sie nicht nur die Meeresoberfläche, sondern werden von den Tieren gefressen und gelangen auf diese Weise schliesslich in die menschliche Nahrungskette. Die Folgen sind noch nicht abzuschätzen, doch eines steht heute fest: Die Schadstoffe finden sich überall.
Mikroplastik besteht aus Plastikpartikeln von weniger als fünf Mikrometern Grösse. Es wird grundsätzlich zwischen primärem und sekundärem Mikroplastik unterschieden. Zur ersten Gruppe gehören sogennante Basispellets, das Grundmaterial für die Plastikproduktion. Dazu gehören Granulate, die später vor allem in der Kosmetikbranche als Schmirgelstoffe verwendet werden.
Sekundäres Mikroplastik hingegen entsteht beim Zerfall grösserer Kunststoffteile im Verwitterungsprozess, durch Wellenbewegung oder Sonneneinstrahlung. Egal ob primär oder sekundär, die kleinen Plastikteilchen verbleiben über Jahrhunderte im Meer und werden mit den Strömungen auf den ganzen Planeten verbreitet.
Wie erkennt man Mikroplastik in den Alltagsprodukten?
Produkte, die Mikroplastik enthalten, sind dementsprechend angeschrieben. In der Regel sind nur die Abkürzungen angegeben. Von den zwölf verschiedenen Plastik-Typen sind die häufigsten Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyester (PES), Polyamid (PA) oder Polyurethan (PUR).
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland führt auf seiner Website eine 13-seitige Liste mit Kosmetika auf, die Mikroplastik enthält. Besonders erschreckend ist dabei zu entdecken, dass darin auch Hersteller vorkommen, die sich normalerweise als «natürliche Pflegelinie» anpreisen.
Eine besondere Belastung für Kläranlagen
Die Mikroteilchen werden derzeit für die Kläranlagen zum Problem: In kürzlich mehreren realisierten Gewässerproben konnten hohe Konzentrationen von Mikroplastik nachgewiesen werden. Offenbar filtern die Kläranlagen das Plastik nicht wirksam aus dem Abwasser heraus. Nur eine teure Schlussfiltration kann die Belastung drastisch reduzieren, heisst es in einer Untersuchung des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI).
Für die Studie wurden Proben aus dem Ablauf von zwölf deutschen Kläranlagen entnommen. Die Belastung durch Partikel reichte von 86 pro Kubikmeter bis zu 714 je Kubikmeter. Je nach Anlagengrösse gelangen pro Jahr zwischen 93 Millionen und 8,2 Milliarden Partikel in die Vorfluter und damit in die Flüsse. Auch im Klärschlamm wurden grosse Mengen Mikroplastik gefunden. Die Zahlen pro Kilogramm Trockenmasse sind beeindruckend: Ess waren zwischen gut 1000 und mehr als 24,000 Teilchen enthalten.
Mikroplastik in Honig und Regenwasser
Die Gefahr lauert nicht nur in Kosmetika: Auch gewisse Lebensmittel werden teilweise durch die mikroskopisch kleine Plastikkugeln verunreinigt. So wurde bereits Mikroplastik in Honig und Trinkwasser nachgewiesen.
Ungefährlich ist das nicht: Experimente an Miesmuscheln haben bereits gezeigt, dass die Partikel sich im Gewebe einlagern und dort anschliessend Entzündungen bilden.
Was muss jetzt passieren?
Die Verwendung von Plastikteilchen in Kosmetik- und Reinigungsprodukten sollte verboten werden, fordert schon seit langem Gerd Liebezeit, Forscher am Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg. Das deutsche Bundesumweltamt erklärte vor einigen Monaten, dass bereits Forschungsaufträge vergeben worden seien, um die Auswirkungen des Mikroplastiks auf die Umwelt zu untersuchen. Man vermute aber, dass es eines freiwilligen zeitnahen Ausstiegs aus der Verwendung von Mikroplastik bedürfe. Die Hersteller der Pflegemittel räumten einen Handlungsbedarf ein. Sie kündigten an, in naher Zukunft auf den Einsatz von Plastik in ihren Produkten verzichten zu wollen.