Anwendungsdauer überschritten

Macht Nasenspray abhängig?

05. Apr. 2018 von

Die Nase ist verstopft, das Atmen nahezu unmöglich – da hilft der Griff zum abschwellenden Nasenspray. Bei zu langer Anwendung können jedoch eine Schädigung der Schleimhäute und physische Abhängigkeit die Folge sein. Es ist also Vorsicht geboten!

Nasenspülung, Inhalation oder Nasensprays – es gibt viele Möglichkeiten, eine verstopfte Nase freizubekommen. Nasensprays werden jedoch von vielen favorisiert, denn nur ein Stoß lässt die Schleimhäute abschwellen und das Atmen fällt wieder leicht. Doch schon befindet man sich im Teufelskreis von Wirkungsverlust und Dosissteigerung.

100.000 bis 120.000 Deutsche sind abhängig von Nasenspray, schätzt Dr. Roland Windt vom „Bremer Zentrum für Sozialpolitik“. Es gilt, rechtzeitig die Reißleine zu ziehen.

Wie wirkt Nasenspray?

Eine verstopfte Nase ist die Folge einer akuten Infektion. Dabei produzieren die Schleimhäute, welche die eingeatmete Luft erwärmen und befeuchten sowie Schmutz herausfiltern, vermehrt Sekret. Dadurch wird ein Anschwellen der Schleimhäute hervorgerufen.

Abschwellende Nasensprays wirken diesem Prozess entgegen. Die Blutgefäße der Schleimhaut ziehen sich zusammen, schwellen ab, die Schleimproduktion wird reduziert und die Nase wieder frei. Verantwortlich dafür sind Sympathomimetika, zu denen Xylometazolin, Oxymetazolin oder Tramazolin zählen.

Was passiert bei zu langer Anwendung?

Eine zu lange Anwendung führt dazu, dass sich die Schleimhäute an das Nasenspray gewöhnen. Lässt die Wirkung nach, schwellen die Schleimhäute wieder an. Der erneute Griff zur kleinen Sprühdose ist nun verlockend, auch wenn die Erkältung längst weg ist. Das Resultat: chronischer Schnupfen beziehungsweise die sogenannte Nasentropfen-Nase.

Die Blutgefäße der Schleimhaut bleiben eng, die Schleimhaut beginnt zu schrumpfen, sondert wenig Sekret ab und trocknet aus. Dadurch, dass sie ihre Schutzfunktion nicht mehr erfüllen kann, können Keime, Bakterien und Viren leichter in den Körper gelangen. Die extremste Spätfolge ist die sogenannte Stinknase. Sie entsteht, wenn auf der trocken gewordenen Nasenschleimhaut immer mehr Bakterien gedeihen und faulige Substanzen absondern.

Zudem können Nasenbluten oder Entzündungen in den Nasenhöhlen auftreten sowie eine Erhöhung des Blutdrucks.

Ab wann macht Nasenspray abhängig?

Der Weg in die Abhängigkeit von Nasenspray ist einfach und schnell. Ein Rezept ist nicht nötig. Wie Dr. Oliver Reichel, Leiter der „Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Schwarzwald-Baar Klinikum in Villingen-Schwenningen“ der „Apotheken Umschau“ erklärt, sollten Erkrankte die Präparate im Bedarfsfall höchstens eine Woche lang benutzen. Wer abschwellendes Nasenspray länger verwendet, läuft Gefahr abhängig zu werden.

Um dem vorzubeugen, hilft es, die Schleimhäute langsam wieder zu entwöhnen, beispielsweise indem Du es nur noch für ein Nasenloch verwendest. Auch nicht abhängig machende, kortisonhaltige Nasensprays werden von Ärzten empfohlen. Ein kalter Entzug ist nicht ratsam, da ein plötzliches Anschwellen der Nasenschleimhäute sehr unangenehm sein kann. Im Extremfall können sogar Erstickungsängste verursacht werden. Diese Entwöhnung dauert meist ein bis zwei Wochen.

Laut Reichel erholt sich die Nasenschleimhaut in der Regel jedoch vollständig, nachdem sie entwöhnt wurde. Bei anhaltender verstopfter Nase ist der Gang zum HNO-Arzt notwendig, um die weitere Therapie zu besprechen.

Gesündere Alternativen zu Nasenspray

Eine verstopfte Nase ist unangenehm – keine Frage. Doch es muss nicht immer die Chemiekeule sein. Alternativ zu chemischen Nasensprays versprechen zum Beispiel Meerwassersprays Linderung. Auch Inhalationen mit Salzlösungen oder ätherischen Ölen helfen. Dabei werden die Schleimhäute befeuchtet und schwellen weniger stark an.

Empfehlenswert sind auch mildere Kindernasensprays, in denen die abschwellenden Inhaltsstoffe geringer dosiert sind. Wenn es dann doch ein stark abschwellendes Spray sein muss, achte auf den Zusatz des heilenden Wirkstoffs Dexpanthenol. Er schützt die Schleimhäute vor Schädigung.

Fazit

Als kurzfristige Therapie sind Nasensprays durchaus empfehlenswert, allerdings sollte die Behandlung eine Woche nicht übersteigen. Auch eine Anwendung mehr als dreimal täglich kann schädlich sein. Dennoch gilt: Nur wer Nasenspray über Jahre verwendet, läuft Gefahr, dass sich die Nasenschleimhaut schwer wieder regeneriert.