Lachs von Aldi: Billig und trotzdem Bio?
Der deutsche Discounter Aldi macht den Edel-Fisch mit unschlagbaren Preisen zur Massenware. Dank Bio-Siegel soll man gedankenlos zugreifen können. Doch Bio ist nicht gleich Bio.
Lachs ist bei vielen Menschen beliebt. Gesund und schmackhaft zugleich – doch meist etwas teuer. Aldi hat nun einen Bio-Lachs im Sortiment, der jeden Preis der Konkurrenz schlägt. Für gerade einmal zwei Euro pro 100 Gramm gibt es den saftig-rosa und perfekt filetierten Lachs aus der Tiefkühltruhe. Und das ist noch nicht alles; der Fisch entstammt aus kontrolliert ökologischer Erzeugung – die Verpackung wirbt mit dem grünen EU-Bio-Siegel.
Bio-Lachs zu einem unglaublich niedrigen Preis – das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Erst recht, wenn die Konkurrenz aus dem Bio-Laden fast das Doppelte pro 100 Gramm verrechnet. Doch die Sache hat einen Haken. Denn das eine ist „bio-light“, das Andere strengste Bio-Qualität – und die hat ihren Preis.
Billig-Bio-Lachs à la Aldi
Um es gleich vorwegzunehmen, der Aldi-Lachs ist nicht schlecht. Es ist definitiv besser den Bio-Lachs zu kaufen, als den Wildlachs. Denn Wildlachs ist vom Aussterben bedroht. Da hilft auch das bekannte MSC-Siegel nichts. Denn schwach formulierte und zu niedrige Mindestanforderungen ermöglichen den MSC-Fischereien, auch erschöpfte Bestände weiter zu befischen, hohe Beifänge zu tolerieren oder die Rückverfolgbarkeit auszuhebeln. Daher sollte auf den Kauf von Wildlachs auf jeden Fall verzichtet werden.
Der Aldi-Bio-Lachs stammt aus Aquakulturen mit EU-Bio-Logo. Der Fisch bekomme nur Bio-Futter zu fressen, welches frei von Gentechnik, künstlichen Aromen oder Farbstoffen sei, so Aldi. Medikamente kommen nur im Notfall zum Einsatz und es werden weitaus weniger Lachse pro Käfig gehalten, als bei konventionellen Farmen.
Große Unterschiede bei Bio-Labels
Das klingt schon einmal gut. Greenpeace empfiehlt aber dennoch die Lachse mit dem Naturland-Siegel. Die Vorgaben klingen dort ähnlich wie beim EU-Bio-Siegel; die Unterschiede liegen jedoch im Detail. Beim Futter achtet Naturland streng auf nachhaltigen Ursprung und Bio-Qualität. Beides sieht das EU-Siegel lockerer.
Während die Naturland-Fische überwiegend Abfälle aus nachhaltiger Speisefischverarbeitung zu fressen bekommen, erlaubt die EU auch Futter aus der gescholtenen „Gammelfischerei“. Die hat nichts mit vergammelten Fischen zu tun, sondern bezeichnet den unsortierten Beifang von Fischen und Meerestieren, die sich in den Netzen der Fischer finden. Der EU-Bio-Lachs kriegt also nicht nur Fischabfälle, sondern auch frisch gefangene Fische zu fressen – möglicherweise auch bedrohte Arten.
Die Netze bergen noch ein anderes Risiko: kupferhaltige Antifouling-Mittel. Mit denen werden die Netze gegen Muscheln und Seepocken geschützt. Das Problem beim Kupfer: Es schädigt die Wasserbewohner und ist schwer abbaubar. Das EU-Bio-Siegel erlaubt es – bei Naturland ist es verboten. Auch Medikamente gegen Parasiten und Krankheiten sind bei Naturland stärker begrenzt. Der EU-Lachs darf beispielsweise zwei Mal jährlich mit Medikamenten gegen Krankheiten und unbegrenzt gegen Parasiten behandelt werden. Naturland-Lachse kriegen maximal drei Mal im Leben Medikamente. Und Parasiten werden vorzugsweise von Putzerfischen abgeknabbert. Auch Futter, Fisch, Wasser und Ablagerungen am Meeresboden werden von Naturland regelmässig analysiert. Solche Kontrollen schreibt die Europäische Union nicht vor.
Der Teufel steckt also im Detail. Der Bio-Lachs von Aldi ist sicherlich besser als konventionell gefangener Lachs. Dennoch, die beste Wahl ist Lachs aus streng ökologisch geführten und überwachten Zuchtfarmen wie Naturland. Das hat seinen Preis. Doch oft essen sollte man Lachs sowieso nicht. Weil Lachs zum Wachsen selbst viel Fisch benötigt und trotz Zuchtfarmen weiter bedroht ist. Den Edel-Fisch sollten wir für die wirklich feinen Anlässe aufbewahren.