Kein Produkt „gut“ – beliebtes Nesquik-Pulver fällt durch
„Ungenügend“ für das beliebte Kakaopulver Nesquik von Nestlé im aktuellen Produkttest von „Öko-Test“ – hättest Du das erwartet? Genauso schlecht ist nur noch das Bio-Produkt Caribo. Etwas besser, aber immer noch „mangelhaft“ ist neben zwei anderen löslichen Pulvern auch Kaba. Die Probleme der Produkte im Test: Schadstoffe, Zucker und viel Luft nach oben in Sachen fairer Handel.
- In Anbetracht der Zuckergehalte von bis zu 87 Prozent in den Pulvern ist der tägliche Verzehr der schokoladigen Getränke für Kinder ungeeignet. Kakaopulver mit weniger Zucker findest Du am ehesten in der Bio-Tabelle des Tests.
- Auf dem Prüfstand waren 16 Produkte, darunter viele beliebte Marken. Kritik gab es nicht nur an den neun konventionellen Produkten, sondern auch an den sieben Bio-Kakaopulvern.
- Beim fairen Handel sind Rapunzel und Gepa ganz vorne. An ihnen sollten sich andere Hersteller ein Beispiel nehmen, meint „Öko-Test“.
Kein Produkt überzeugt rundum
Schon wieder sind es die großen Marken im Produkttest, die versagen. Nesquik aus dem Hause Nestlé, das zu den bekanntesten Kakaopulvermarken gehört, rasselt sogar komplett durch. Die Probleme des gerade bei Kindern beliebten Produkts: zu viel Zucker, Mineralölbestandteile, aus Sicht von „ÖkoTest“ problematische Werbung und ein nur ausreichendes Testergebnis in den Prüfpunkten Kakaoanbau und Transparenz. Zwar versuche sich Nestlé mit seinem eigenen Cocoa-Plan-Programm in bunten Broschüren und blumigen Worten als Vorreiter in Sachen fairer und nachhaltiger Kakaoanbau zu präsentieren, doch bei genauerem Hinsehen stecke wenig dahinter, urteilt „Öko-Test“.
Ebenso vernichtend fällt das Testurteil für den Caribo Bio Trink Kakao aus: zu süß, zu viele Schadstoffe, zu wenig Transparenz. Das Ergebnis ist ein glattes „Ungenügend“ in sämtlichen Teilbereichen des Tests. Nur wenig besser sind die „mangelhaften“ Bioprodukte Cocoba Frühstückskakao mit Honig von Gepa und Vivani Cavi Quick.
Auch der Kaba Das Original Kakao, dessen bekannter Name vermutlich auch für Dich so gut wie synonym für Kakaopulver steht, schneidet „mangelhaft“ ab. Wieder einmal gibt es zum einen den unverhältnismäßig hohen Zuckergehalt zu bemängeln, zum anderen aber auch die fehlende Auskunftsbereitschaft zur Lieferkette und den Anbaubedingungen des Kakaos. Die Hersteller Carambar sowie die der Bioschokopulver Vivani Cavi Quick und Caribo ignorierten die Kontaktversuche von „Öko-Test“ ebenfalls.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Befriedigend“
Ungesund: Zu viel Zucker, wenig Kakao
Die Hauptzutat aller Fertigkakaopulver im Test ist nicht etwa Kakao, sondern Zucker – und das in einer Produktgruppe, deren Marketing sich in erster Linie an Kinder richtet. Den Zuckergehalt pro Portion bewertet „Öko-Test“ bei Caribo, Kaba sowie dem Jeden Tag Schokodrink als stark erhöht. Mit nur einer einzigen Portion dieser Kakaopulver nehmen Kinder bereits mehr Zucker zu sich, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) pro Tag empfiehlt. Bei sieben weiteren Produkten ist der Zuckergehalt aus Sicht von „Öko-Test“ zumindest erhöht. Immerhin: In der Bio-Tabelle findest Du einige Instantpulver mit weniger Zucker. Die geringsten Mengen hat das von „Öko-Test“ beauftragte Labor mit plus minus 60 Prozent in den Pulvern K-Bio Trinkschokolade von Kaufland und Tiger Quick Trinkkakao von Rapunzel gemessen.
Getränke mit Zuckerzusatz sollten laut WHO Europa (Nährwertprofil-Modell 2023) gar nicht für Kinder beworben werden. Dazu sagt „Öko-Test“: „Aus unserer Sicht dürften Nesquik und Co. schon wegen ihres extremen Zuckergehalts nicht einmal den Anschein erwecken, sich an Kinder zu richten.“ Motive wie Häschen, Äffchen und anderes putziges Getier auf der Verpackung sprechen aber eine andere Sprache.
Obgleich alle Kakaopulver mit Milch zu einem Getränk angerührt werden, ignorieren alle Hersteller das beim Verpackungsdesign. Nestlé erlaubt sich sogar die Dreistigkeit zu behaupten, ein Glas Nesquik könne „als Milchportion“ neben allerlei gesunden Lebensmitteln „einen Beitrag zu einem ausgewogenen Frühstück“ leisten. Dabei ist der Mehrwert lediglich auf die Milch und nicht etwa auf die kakaohaltige Zuckerbombe zurückzuführen. Das unterschlagen der Hersteller und seine Werbetexter. Für „Öko-Test“ ist diese problematische Werbung Grund genug, das Produkt aufgrund „Weiterer Mängel“ abzuwerten.
Schadstoffe: Auch Bio-Produkte betroffen
In sieben Kakaopulvern hat das beauftragte Labor Mineralölbestandteile nachgewiesen. Die gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) können sich in Deinem Fettgewebe und der Leber anreichern. Enttäuschend ist, dass neben Nesquik und Goody Cao von Lidl auch fünf der sieben Produkte mit Bio-Label davon betroffen sind – auch der Cocoba Frühstückskakao mit Honig von Gepa und der Tiger Quick Trinkkakao von Rapunzel. In diesen und drei weiteren Bio-Kakaopulvern hat das Labor zudem Cadmium gefunden. Das Schwermetall reichert sich besonders in Leber und Niere an und kann Deine Organe langfristig schädigen.
Kakaoanbau: Problematische Bedingungen
Der Kakaoanbau findet in Ländern des Globalen Südens statt. Das macht die Lieferkette besonders anfällig für problematische Anbaubedingungen und Menschenrechtsverletzungen. Zertifikate von „Fairtrade“ und „Rainforest Alliance“ sind zwar Mindeststandard der Kakaopulver im Test, doch trotz guter Ansätze gibt es in beiden Zertifizierungen Graubereiche. Einzelne Hersteller wie Rapunzel Naturkost und Gepa, die in ihrer Firmenpolitik schon immer auf faire, transparente und nachhaltige Lieferketten setzen, verdeutlichen mit ihrem hohen zusätzlichen Engagement, dass es für andere Unternehmen viel Luft nach oben gibt. Beide Marken könnten glänzen, wenn es bei „Öko-Test“ allein die Testkriterien „Kakaoanbau“ und „Transparenz“ gäbe, aber die in ihren Pulvern gefundenen Schadstoffe verhageln ihnen die Gesamtnote.
Dieses Produkt erhielt von „Öko-Test“ die Note „Ungenügend“
Lieferkette kaum belegt, aber zumeist reguläre Bezahlung
Die wenigsten Hersteller haben „Öko-Test“ ihre Lieferkette für die getesteten Chargen vollumfänglich belegt. Lediglich Rapunzel und Gepa schickten Nachweise bis zu den Kleinbäuerinnen und -bauern, anhand derer die Tester:innen die Lieferkette lückenlos nachvollziehen und für Dich bewerten konnten. Andere belegten sie nur bis zu den Kakaolieferant:innen.
Ein wichtiger Punkt in Sachen faire Arbeitsbedingungen ist, dass die Arbeiter:innen angemessen bezahlt werden. Der Mindestpreis, der bei „Fairtrade“ festgeschrieben ist und um eine Prämie ergänzt wird, soll das finanzielle Auskommen der Bäuerinnen und Bauern sichern. In der Theorie ist das gut und besser geregelt als bei der Zertifizierung „Rainforest Alliance“, die zwar auch eine geringe Prämie, aber keinen Mindestpreis vorsieht. In der Realität zeigt sich jedoch, dass selbst der Mindestpreis vielerorts längst nicht ausreicht. Kein Siegel garantiert existenzsichernde Löhne. Etwas besser ist die Situation bei Produkten mit Bio-Zertifizierungen, denn hier gibt es weitere Prämien. Die Messlatte hängen wieder Rapunzel und Gepa hoch, die sich freiwillig zu weiteren, hohen Sonderzahlungen verpflichten.
Außerdem wollte „Öko-Test“ wissen, ob die Einhaltung der Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) entlang der Lieferkette verpflichtend ist. Diese Normen sollen menschenwürdige Arbeitsbedingungen und ausreichenden Arbeitsschutz gewährleisten. Bis auf die drei Unternehmen, die die „Öko-Test“-Anfrage komplett unbeantwortet ließen, hätten das alle bestätigt. Darüber hinaus interessierte das Testmagazin, wie die Hersteller verbotene Formen von Kinderarbeit verhindern und wie sie dies überprüfen. Die Abschaffung von Kinderarbeit ist ein Grundprinzip der ILO. Oft beriefen sich die Hersteller darauf, dass die Zertifizierungsstandards Kinderarbeit ausschließen, aber echte Belege blieben aus. Laut „Öko-Test“ zeigt die Realität, dass Kontrollmechanismen an dieser Stelle häufig scheitern.
Pestizide: Giftig und gesundheitsgefährdend
Giftige Pestizide belasten die Gesundheit der Kakaobäuerinnen und -bauern sowie die Umwelt. Daher war die Erwartung von „Öko-Test“, dass die Anbieter:innen zumindest den Einsatz der hochgiftigen Pestizide aus der Liste des Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN) ausschließen. Doch von den 338 Substanzen decken sowohl „Fairtrade“ als auch „Rainforest Alliance“ gerade einmal weniger als die Hälfte ab. Hier kannst Du Dich auf Bio-Produkte weitestgehend verlassen, da im Bio-Anbau die allermeisten Pestizide verboten sind.
Rodungen: Illegal und klimagefährdend
Illegale Rodungen wertvoller Wälder für Kakaobäume kommen häufig vor. Ein geplantes Gesetz für rodungsfreie Lieferketten von in der EU gehandelten Waren könnte bald eine Basis schaffen, so die Hoffnung von „Öko-Test“, denn die Zertifizierer:innen gehen das Problem nicht immer proaktiv an. „Fairtrade“ und „Rainforest Alliance“ schreiben zwar, dass ihre Standards die Abholzung von Regenwald ausschließen, doch es haperte lange an funktionierenden Kontrollmechanismen, kommentiert „Öko-Test“.
Einen Überblick ermöglichen seit einigen Jahren GPS-basierte Kartierungssysteme, die jedoch erst nach und nach angewendet werden. „Rainforest Alliance“ hat hier die Nase vorn: Es besteht bereits ein Entwaldungsverbot und der Zertifizierer setzt die Satellitenkartierung zur Überwachung ein. „Fairtrade“ ist noch nicht ganz so weit. Kartierungssysteme werden bislang nur in Pilotprojekten eingesetzt, ein Abholzungsverbot greift erst ab 2024.