Wider der Verschwendung

Hier teilst du Essen statt es wegzuwerfen

09. Mai 2016 von

Pro Jahr wirft jeder Deutsche über 80 Kilogramm Lebensmittel im Wert von rund 300 Euro auf den Müll. Das stößt sicher nicht nur Filmemacher Valentin Thurn übel auf. Aber der Kölner, der 2011 die TV-Dokumentation „Taste the Waste“ über globale Lebensmittelverschwendung drehte, ist aktiv geworden: Er initiierte die Webseite www.foodsharing.de.

Hier können registrierte Nutzer – egal ob Privatpersonen, Händler, Produzenten – übrig gebliebene Esswaren anbieten. Die Bedingungen: Die Produkte müssen noch genießbar sein und dürfen nicht leicht verderben. Findet ein zweites Community-Mitglied mit Hilfe der Karte oder der Sortierungsoption ein Angebot, für die er oder sie Verwendung hat, vereinbaren Geber und Nehmer einen Treffpunkt zur Aushändigung der Ware.

Nachdem der Essenskorb abgeholt wurde, bewerten beide Parteien die Übergabe. Ist etwa ein Mitglied nicht beim vereinbarten Treffpunkt erschienen oder hat gegen Auflagen der Betreiber verstoßen, fliegt er aus der Gemeinschaft. Zwischen den Beteiligten soll kein Geld fließen, denn für Thurn und seine Helfer hat das Teilen eine ethische Dimension. „Wir wollen den Lebensmitteln damit wieder einen ideellen Wert geben, denn sie sind mehr als bloß eine Ware“, schrieben sie auf dem Portal.

Bürokratie gegen eine gute Idee

Zu diesem Zweck hat das Team hinter Foodsharing auch die sogenannten Fair-Teiler ins Leben gerufen. Das sind öffentlich zugängliche Kühlschränke, in die Haushalte, Bäckereien und Supermärkte nicht mehr benötigte Produkte oder Ausschussware legen können. Über 350 Fair-Teiler sind derzeit in Betrieb, gut zwei Duzend stehen allein in Berlin.

Doch den Lagern in der Hauptstadt droht das Aus: Die Berliner Behörden haben die Fair-Teiler Anfang 2016 als Lebensmittelbetrieb eingestuft, der nur unter Auflagen fortgeführt werden darf. Vorgaben wie die Rund-um-die-Uhr-Überwachung der Kühlschränke kann ein ehrenamtliches Projekt aber nicht erfüllen. Gegen die Entscheidung der Ämter hat die Foodsharing-Initiative deswegen eine Petition gestartet. Darin fordert sie den Erhalt der Fair-Teiler und die Rücknahme der getroffenen Entscheidung der Behörden zur Einordnung der ihrer Meinung nach privaten Übergabeorte als Lebensmittelbetriebe.

Mit den Fair-Teilern und der Community will Foodsharing weiter Lebensmittel retten. Das taten Thurn und seine Mitstreiter bis jetzt sehr erfolgreich: Seit 2011 wurden mit Hilfe des Online-Diensts über vier Tonnen an Nahrung vor der Mülltonne bewahrt.

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