Nuss-Nougat-Cremes im „Öko-Test“

Große Marken: Viel Zucker, wenig Nuss

05. Sept. 2022 von

Sie bestehen aus zu viel Zucker, haben einen geringen Haselnussanteil, weisen Mineralölbestandteile auf und die Hersteller bemühen sich kaum um bessere Arbeitsbedingungen in den Anbauländern: Nuss-Nougat-Cremes. Öko-Test hat in einem aktuellen Test 21 Produkte getestet. Das Ergebnis: Große Marken wie Nutella und Milka enttäuschen auf der ganzen Linie, zwei Eigenmarke-Produkte von Rewe und dm schneiden „gut“ ab.

  • Hättest Du gedacht, dass die meisten Nuss-Nougat-Cremes laut Deklaration gerade einmal rund 13 Prozent Haselnüsse enthalten? Mit Produkten von Rapunzel, Nudossi und Haselherz geht es aber auch nussiger. Hier stecken mehr als 30 Prozent Haselnüsse drin.
  • Liebhaber:innen von Nuss-Nougat-Cremes, die auf tierische Produktanteile verzichten möchten, finden in der Tabelle von Öko-Test auch fünf vegane Alternativen.
  • Ein teurer Ladenpreis garantiert nicht, dass das betreffende Produkt auch gut ist: Die zweitteuerste Nuss-Nougat-Creme im Test ist nur „ausreichend“, während die sehr günstige Ja! Nuss-Nougat-Creme mit einem „Gut“ glänzt.

Mit mehr als 56 Gramm Zucker pro 100 Gramm sind die zwei Produkte Nutella und Milka Haselnusscreme der Riesenanbieter Ferrero und Mondelez die süßesten Aufstriche im Test. Sie schneiden beide mit „Ungenügend“ ab. Zum Vergleich: In der Rapunzel Nuss-Nougat-Creme stecken nur 34 Prozent Zucker. Außerdem enthalten Nutella und Milka Haselnusscreme – wie viele andere Produkte übrigens auch – Mineralölbestandteile, und zwar die gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffe MOSH (Mineral Oil Saturated Hydrocarbons), die sich im Körper anreichern. Was sie dort genau bewirken, ist bisher noch unklar. Klar ist aber, dass MOSH die vermutlich größte Verunreinigung im menschlichen Körper sind.

Die beiden Verlierer Nutella und Milka gehören auch zu den vier Produkten, die nicht ohne künstliches Aroma oder den Aromastoff Vanillin für den Geschmack auskommen. Darüber hinaus macht die Milka Haselnusscreme ihrem Namen keine Ehre. In ihr stecken nur fünf Prozent „Haselnussmasse“. Das ist der mit Abstand geringste Gehalt eines Produkts im gesamten Test. Die meisten Nuss-Nougat-Cremes enthalten laut Deklaration um die 13 Prozent Haselnüsse (unter anderem Nutella). Die Produkte von Rapunzel, Nudossi und Haselherz haben sogar mehr als 30 Prozent. Was die Tester:innen auch noch bemängeln, ist, dass Nutella und Milka mit unrealistischen Portionsgrößen die Kaloriengehalte ihrer zuckersüßen Cremes auf der Produktvorderseite kleinzurechnen versuchten. Enttäuschungen oder positive Überraschungen findest Du aber auch bei den anderen Nuss-Nougats-Cremes.

Dieses Produkt erhielt von Öko-Test die Note „Gut“

Mineralöl: Verunreinigungen nicht selten

Die Mineralölbestandteile MOSH, die sich im Körper anreichern, hat das von „Öko-Test“ beauftragte Labor in insgesamt 17 Nuss-Nougat-Cremes gemessen – zum Teil in Höhen, die das Testmagazin mit „leicht erhöht“ oder „erhöht“ bewertet. In den anderen vier Produkten hat das Labor zumindest Spuren nachgewiesen. Es ist im Test also kein Anbieter dabei, der ein Produkt komplett ohne Verunreinigungen mit Mineralöl herstellt. Zum Glück aber waren in keinem Produkt die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe MOAH nachweisbar. Unter ihnen können sich auch krebserregende Verbindungen befinden.

Verunreinigungen können immer dann entstehen, wenn das Produkt oder bereits die Rohwaren in Kontakt mit Schmierölen kommen. Das kann über vielfältige Eintragswege geschehen, zum Beispiel über Erntemaschinen oder Maschinen, die in der Produktion eingesetzt werden, bis hin zu Verpackungen von Rohwaren. Kakaobohnen beispielsweise gehen häufig in mit Mineralöl behandelten Jute- oder Sisalsäcken auf ihre weite Reise nach Europa. An dieser Stelle liegt es in der Verantwortung der einzelnen Hersteller, diese Eintragswege zu identifizieren und auszuschließen. Das gelingt einigen gut, anderen eher weniger.

Zucker: Ungesund und viel zu viel

Wenn Du nach den Hauptzutaten gehst, ist die Zusammensetzung von Nuss-Nougat-Cremes schlichtweg ungesund. Zu rund 50 Prozent Zucker kommen oft mehr als 35 Prozent Fett. So gesehen wären diese Rezepturen eigentlich „Zucker-Fett-Cremes“. Der deklarierte Nussanteil reicht von gerade einmal 5 Prozent bei Milka bis zu 36 Prozent bei Nudossi. Die Kakaopulvergehalte liegen zwischen 3,7 Prozent bei Nusspli und 12 Prozent bei Haselherz. Die Hauptzutat ist also der Zucker.

Da eine zuckerreiche Ernährung Übergewicht und Karies fördert, rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO), täglich nicht mehr als fünf Prozent der Energie in Form von freien Zuckern aufzunehmen. Für dreijährige Kleinkinder sind das nicht mehr als 15 Gramm am Tag. Bei vier der getesteten Nuss-Nougat-Cremes überschreiten Kinder dieses Limit bereits, würden sie nur 30 Gramm davon essen.

Dieses Produkt erhielt von Öko-Test die Note „Ungenügend“

Verantwortung: Die Herkunft der Zutaten

„Öko-Test“ wollte von den Herstellern auch wissen, ob sie ihrer Verantwortung im Hinblick auf die Herkunft der Zutaten gerecht werden. Dabei im Fokus: Haselnüsse und Kakao, die namensgebenden Zutaten der Nuss-Nougat-Cremes. Da in den Anbauländern einiges im Argen liegt, sind sie herkunftskritisch einzuschätzen. Hinzu kommt das Palmfett, auf das die meisten Hersteller nicht verzichten. Ihre Verantwortung sollten sie glaubhaft belegen, etwa mit Zertifikaten von unabhängigen Programmen. Fairtrade, Rainforest Alliance/UTZ und RSPO beispielsweise ließ „Öko-Test“ gelten.

Haselnüsse: Faire Arbeitsbedingungen wichtig

„Öko-Test“ war mehr als überrascht, dass die meisten Bio-Anbieter die Herkunft ihrer Haselnüsse offensichtlich nicht so wichtig nehmen. So ist in den Hauptanbauländern wie der Türkei etwa Kinderarbeit ein ernsthaftes Problem. Das türkische Statistikamt schätzt, dass rund eine Million Wanderarbeiter:innen auf türkischen Feldern arbeiten – darunter 200.000 Kinder. Nur ein Bio-Anbieter legte dem Testmagazin ein unabhängiges Zertifikat für die Nüsse vor. Dagegen beziehen alle Eigenmarken der konventionellen Discounter und Supermärkte von Aldi über Lidl bis Rewe ihre Haselnüsse aus Rainforest-Alliance-zertifizierten Quellen. Auch wenn Rainforest Alliance/UTZ nach Meinung von „Öko-Test“ nicht gerade der Goldstandard in Sachen fairer Arbeitsbedingungen ist: Es ist ein Anfang, und die Organisation kämpft nachweislich gegen Kinderarbeit an.

Palmöl: Besser wäre Verzicht

Das Thema Palmöl dagegen nehmen Hersteller inzwischen wichtiger. Sie können belegen, dass sie zertifiziertes Palmöl beziehen. Das ist gut, denn der Konsum von Palmöl ist ein riesengroßes Umweltproblem. In den Hauptanbauländern Malaysia und Indonesien beispielsweise erstrecken sich riesige Monokulturen, für die Regenwald gerodet wird. Das bedroht auch die Artenvielfalt. So ist es erfreulich, dass sieben Hersteller – darunter fünf bio-zertifizierte – auf das ökologisch bedenkliche Fett verzichten.

Kakao: Zertifizierung unterstützt Fairtrade

Auch beim Kakaoanbau gibt es massive Probleme. Sie reichen von illegaler Entwaldung über miserable Arbeitsbedingungen bis hin zu Kinderarbeit. Deshalb ist das absolute Minimum, das „Öko-Test“ hier von den Herstellern erwartet, die unabhängige Zertifizierung des Kakaos von einer Organisation, die diese Probleme bekämpft. Vier Anbieter haben auf Nachfrage für ihren Kakao gar keine Zertifikate geschickt. Dazu gehören zwei Bio-Anbieter, Zentis (Nusspli) und Mondelez (Milka). Wenn Unternehmen eigene Programme vorweisen, erkennen die Tester:innen diese nur unter sehr strengen Bedingungen an. So müssen etwa die Anforderungen sehr weitreichend sein und zusätzlich von externer Stelle unabhängig überprüft werden. Das ist bei Rapunzel Hand in Hand und bei Gepa fair+ der Fall. Sie gehen mit ihren Anforderungen teils sogar selbst über die strengen Fairtrade-Bedingungen hinaus. Was „Öko-Test“ positiv überrascht: Discounter und Supermärkte schneiden mit ihren Eigenmarken in Sachen Verantwortung am besten ab.

Die Testsieger, die Testtabelle und das Gesamtergebnis findest Du im Detail im ePaper von „Öko-Test“.

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