Gesundsein allein ist nicht alles
Wir haben es schon immer geahnt, nun will es eine neue Studie belegen: Ökologisch angebautes Gemüse soll gesünder sein als das konventionelle Pendant. Viel gesünder. Aber ist das alles?
Gemäß jährlichem Öko-Monitoring des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg enthalten Bio-Lebensmittel deutlich weniger Schadstoffe als herkömmliche Produkte. So fand man auf konventionellem Gemüse rund 320 Mal mehr Pestizidrückstände, auf Obst waren es 80 Mal mehr.
Ein anderes internationales Forscherteam konnte ebenfalls nachweisen, dass Bio-Lebensmittel mehr Antioxidantien und weniger Schwermetalle enthalten. Antioxidantien sollen das Risiko bestimmter Krebsarten senken.
Umstrittenes Thema
Darüber, ob Bio tatsächlich gesünder sei als gewöhnliche Lebensmittel, wird seit einiger Zeit hitzig debattiert. Tatsächlich gibt es unzählige Studien mit sich gegenseitig widersprechenden Resultaten. So kam in den USA eine Forschergruppe zum Schluss, dass Bioprodukte weder mehr Vitamine noch signifikant mehr oder andere Nährstoffe enthielten als konventionell hergestellte Lebensmittel.
Man darf nicht vergessen, dass es um viel Geld geht: Auf der einen Seite können sich die Vertreter der Massenindustrie keine Einbußen leisten und setzen alles daran, die Konsumenten ruhig zu halten. Am anderen Ende des Tisches haben einige schlaue Köpfe längst realisiert, dass das Geschäft mit Bio und Öko großes ökonomisches Potential hat. Und was Studien schlussendlich aussagen, war schon immer auch vom Auftraggeber abhängig.
Gute Gründe Bio zu kaufen
Das Argument biologisch angebautes Gemüse zu essen, weil es gesünder sei, ist mit Blick auf den Pestizidcocktail, den die Produzenten des konventionell hergestellten Grünzeugs spritzen, durchaus legitim. Es ist aber nicht unbedingt das stärkste. Andere Gründe wiegen schwerer: In der Massentierhaltung sind die Tiere anfälliger auf Krankheiten. Um zu verhindern, dass sie sich gegenseitig anstecken, wird oft prophylaktisch Antibiotika verabreicht.
Dieses gelangt über Ausscheidungen ins Grundwasser oder direkt beim Fleischverzehr in den menschlichen Organismus. Dieser entwickelt mit der Zeit eine Resistenz gegen Antibiotika. Was das für die Zukunft bedeutet, will man sich lieber nicht vorstellen. Aber auch die Massentierhaltung und – schlachtung an sich ist ein Grund, kein derart produziertes Fleisch zu konsumieren.
Längerfristig denken
Biologisch produzierte Ware zu kaufen, hat viele Vorteile: Durch den ökologischen Anbau wird der Boden nicht so stark ausgelaugt und bleibt fruchtbar. Es braucht weniger künstliche Düngemittel. Viele Bio-Betriebe versuchen außerdem, einen bestimmten Kreislauf zu schließen, in dem sie das Futter für die Tiere selber herstellen und den Mist wieder als Düngemittel einsetzen.
Es gibt neben dem biologischen Anbau aber noch andere Kriterien, die Dir wichtig sein könnten, wie fairer Handel, soziales Engagement der Produzenten oder die Co2-Emmissionen, die bei der Herstellung der Lebensmittel verursacht werden. Hin und wieder darf man sich deshalb auch fragen, ob es ökologisch sinnvoll ist, jeden Tag eine Mango zu essen oder Bohnen aus Kenia und Trauben aus Indien zu kaufen – Bio hin oder her.