Meerwasserentsalzung

Genial: Start-up will Trinkwasser aus einer Boje gewinnen

26. Nov. 2016 von

Das Start-up Saros will Menschen in armen Küstenregionen Zugang zu Frischwasser verschaffen – mit einer Boje, die Trinkwasser produziert.

Dieser Artikel erschien zuerst im enorm Magazin.

Bis 2050 wird es etwa eine Milliarde Menschen geben, die stetig zu wenig Trinkwasser haben. Ein Start-up zweier junger Männer aus North Carolina will eine Lösung für das Generationenproblem bereitstellen. Mit einem neuartigen System für Wasserentsalzung – umweltbewusst und nachhaltig.

An sich ist Meerwasserentsalzung keine neue Methode zur Gewinnung von Frischwasser. Schon 30 Jahre steht die weltweit größte Anlage südlich von Dubai. Dschabal Ali entsalzt etwa 1800 Millionen Liter Wasser täglich. Beeindruckend; gäbe es da nicht einen Haken: Die Anlage verbraucht jede Menge Energie und wird mit den fossilen Brennstoffen Öl und Gas betrieben.

Keine Elektrizität, kein CO2

Hier setzt das System von Saros an. Es braucht einzig die Kraft der Natur. Genauer: die der Meereswellen. Anders als herkömmlichen Anlagen läuft Saros ohne Elektrizität und erzeugt kein CO2. Die senkrechten Bewegungen der Wellen treiben eine Hochdruckpumpe an. Diese sitzt auf einer Boje, die in Küstennähe auf dem Meer treibt und mit einer Halteleine im Meeresboden verankert ist. Über einen Schlauch wird das Wasser an Land gepumpt, wo es mittels eines häufig verwendeten physikalischen Verfahrens, der sogenannten Umkehrosmose, entsalzt wird.

Dabei wird das Meerwasser unter Hochdruck durch eine Membran gedrückt. Durch diesen Vorgang können rund 15 Prozent des verwendeten Wassers trinkbar gemacht werden. Der Rest wird zurück ins Meer gespült. Auf diese Weise soll Saros 7500 Liter Frischwasser pro Tag generieren können.

Nicht überall einsetzbar

Mit dieser Menge ist das Einsatzgebiet begrenzt. Natürlich ist eine Flotte von Saros-Bojen für 1800 Millionen Liter am Tag, wie in Dubai, nicht das Ziel. Die Gründer sehen die Anwendung viel mehr in Küstenregionen, die keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, an kein Stromnetz gekoppelt sind oder ganz einfach kein Geld für Trinkwasser haben. Mit den Bojen möchte Saros eine preisstabile Quelle für Frischwasser in Entwicklungsländern garantieren.

Die Größe der Boje erleichtert dieses Vorhaben. Mit einem Durchmesser von 1,2 Metern ist sie leicht zu transportieren. Im Falle eines Sturms oder anderer äußerer Einflüsse wäre die Reparatur des Geräts, laut Saros, somit auch schneller und einfacher. Beides gute Voraussetzungen, um das System zu einer sinnvollen Lösung für die Versorgung in Katastrophengebieten zu machen.

Doch es gibt auch Nachteile. Laut John H. Lienhard V, Direktor des Center for Clean Water and Clean Energy am Massachusetts Institute of Technology (MIT), sei Saros nicht für alle Meere geeignet. Bei zu schwachem oder zu starkem Seegang funktioniere das System nicht. Außerdem sei es auf Dauer teurer als solarbetriebene Entsalzungsanlagen.

Solche Systeme finden beispielsweise auf einer nachhaltigen Tomatenfarm in Australien Anwendung. Aktuell arbeitet das junge Start-up an Kooperationen mit Non-Profit-Organisationen, unter anderem in Haiti, Puerto Rico und in Teilen Afrikas südlich der Sahara. Auf Indiegogo wird noch fleißig Geld für die Herstellung gesammelt. Nächstes Jahr sollen die Geräte dann für etwa 23.000 Dollar das Stück erhältlich sein und eine Lebensdauer von 10 Jahren haben.

Dieser Artikel erschien zuerst im enorm Magazin.