Gefährliche Keime auf Geflügel
Untersuchungen zeigen, dass immer mehr Geflügel mit dem gefährlichen Campylobacter-Bakterium infiziert ist. Mit diesen Tipps ist es trotzdem bedenkenlos zum Verzehr geeignet.
Neben verschiedenen multiresistenten Keimen ist Geflügelfleisch öfter auch mit dem gefährlichen Campylobacter-Bakterium infiziert. Das Bakterium kommt im Darm des Geflügels vor, löst dort aber keine Erkrankung aus. Eine Behandlung der Tiere mit Antibiotika ist deshalb nicht möglich.
Bei Menschen allerdings löst das Bakterium starke Durchfälle sowie Bauch-, Kopf- und Gelenkschmerzen aus, im schlimmsten Fall sogar Blutvergiftungen, Gelenk- und Nervenentzündungen. Betroffene berichten, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnten. Ärztliche Hilfe ist oft nötig.
Und wie immer gilt: Beim gesunden Menschen können solche Erkrankungen meist ohne Folgen ausheilen. Risikogruppen (Kleinkinder, ältere Menschen, Schwangeren und Menschen mit Vorerkrankungen) hingegen sind besonders gefährdet.
Ausbreitung bei der Haltung, Verseuchung im Schlachthaus
Geflügelzucht ist meist Massentierhaltung, in den Ställen ist es eng, die Tiere treten sich gegenseitig auf den Füßen herum. Je näher sich die Tiere kommen, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich ansteckende Krankheiten ausbreiten. Mangelnde Hygiene bei der Massenschlachtung ist dann der Grund, weshalb infizierte Geflügelfleisch in den Handel gelangt.
Denn werden die Eingeweide der Tiere nicht richtig entfernt, landen die Bakterien auf dem ganzen Schlachttierkörper. Zwar werden die Tiere anschließend noch gewaschen, die Keime können aber so nicht mehr entfernt werden. Nicht sehr appetitlich, diese Vorstellung!
Verantwortlichkeit abgeschoben
Laut einem Bericht der ARD-Sendung Plusminus will keiner so richtig die Verantwortung für diesen Mißstand übernehmen. Ein Mißstand ist jedoch eindeutig: In verschiedenen Stichproben wurden über 50 Prozent verseuchte Geflügelfleisch-Produkte gefunden. Weder der Verband der Geflügelwirtschaft noch der zuständige Landwirtschaftsminister waren in der Sendung zu einem Interview bereit.
Stattdessen verweist der Verband darauf, dass Keime natürlicher Bestandteil der Umwelt seien und sich theoretisch auf jedem Naturprodukt befinden könnten, während das Ministerium mitteilt, dass grundsätzlich die Unternehmen dafür verantwortlich seien, dass nur sichere Lebensmittel in Verkehr kommen.
Dabei wäre es dringend an der Zeit, dass die Haltungs- und Schlachtungsbedingungen geändert werden und Kontrollen rigoros umgesetzt werden. Die Industrie muss gezwungen werden, wirklich nur sichere Lebensmittel in Verkehr zu bringen.
Kann man Geflügelfleisch überhaupt noch essen?
Die Antwort lautet natürlich ja. Diese Hygieneregeln sollten aber unbedingt eingehalten werden:
- Gefährliche Keime wie Campylobacter und übrigens auch Salmonellen werden durch Hitze abgetötet. Geflügelfleisch sollte deshalb unbedingt durchgegart werden.
- Die Keime breiten sich über direkten Kontakt und auch über Arbeitsflächen aus. Rohes Geflügelfleisch sollte deshalb nicht mit anderen, bereits zum Verzehr fertigen Lebensmitteln in Kontakt kommen.
- Das Händewaschen vor und während dem Kochen sollte selbstverständlich sein.
- Arbeitsflächen sollten sauber gehalten werden, Schneidebretter von Hand oder im Geschirrspüler gründlich gereinigt werden. Zerkratzte Schneidebretter sollten ausgetauscht werden, da sie nicht mehr richtig gereinigt werden können.
- Auch Bürsten, Schwämme und Lappen sollten regelmäßig gereinigt und nicht zu spät ersetzt werden.
- Bei empfindlichen Lebensmitteln wie eben Geflügel sollte die Kühlkette möglichst nur ganz kurz unterbrochen werden. Notfalls empfehlen sich Kühltaschen.