Gesundheit

Formaldehyd geht unter die Haut

05. Juni 2015 von

Formaldehyd ist in vielen Haut- und Haarpflegeprodukten enthalten. Doch schon in geringen Mengen reizt dieser krebsverdächtige Stoff die Schleimhäute, kann Allergien auslösen und lässt die Haut altern.

„Formaldehyd geht unter die Haut“, unter diesem Titel erschien vor fast 30 Jahren die erste Hautcreme-Untersuchung von ÖKO-Test. Etwa die Hälfte der damals getesteten Produkte enthielt bereits Formaldehyd bzw. Abspalter des Stoffes. Dass der Stoff Krebs begünstigt und Allergien auslösen kann, hat das deutsche Institut für Risikobewertung (BfR) schon im Jahr 2006 zu bedenken gegeben. Und dennoch findet der Stoff bis heute Verwendung in vielen Produkten.

Was ist Formaldehyd?

Formaldehyd ist ein farbloses, giftiges Gas, das auch Methanal genannt wird. Der Stoff hat einen stechenden Geruch und lässt sich in Wasser lösen. Der meist benutzte Name Formaldehyd stammt von „formica“ ab, dem lateinischen Wort für Ameise, da Methanal durch Oxidation zu Ameisensäure reagiert.

In in unseren Zellen oder in Lebensmitteln kann Formaldehyd natürlich enthalten sein, in diesem Fall schadet es nicht. Doch einige Möbel, Reiniger oder kosmetische Produkte enthalten durch künstliche Zusätze so viel Formaldehyd, dass es viele gesundheitliche Probleme verursachen kann.

Heute wird Formaldehyd nur noch selten pur eingesetzt, sondern wird von anderen Inhaltsstoffen abgespalten (Formaldehydabspalter) – das erschwert die Suche auf den Inhaltsstoff-Listen.

Wozu wird Formaldehyd eingesetzt?

Formaldehyd, oder die Vorstufe Formaldehydabspalter, finden in der Industrie häufig Anwendung. Denn Formaldehyd hat eine wichtige Wirkung: Es kann Vernetzungen zwischen Stoffen bilden und diese fest und widerstandsfähig machen. Deshalb wird es zur Herstellung von Kunst- und Klebstoffen eingesetzt. Auch in der Kosmetik wird diese Eigenschaft genutzt: So landet Formaldehyd in Nagelhärtern, Nagellacken, aber auch in Haarglättungsmitteln.

Außerdem gilt: Wo Formaldehyd ist, haben es Bakterien schwer. Daher wird die Chemikalie gerne als Konservierungsmittel eingesetzt. Formaldehyd-Lösungen finden beispielsweise bei der Leichenkonservierung Anwendung.

Wie Formaldehyd der Gesundheit schadet

Eingeatmet oder über die Haut aufgenommen kann Formaldehyd im Körper zahlreiche gefährliche Prozesse auslösen. Sein stechender Geruch reizt Haut, Atemwege und Augen. Zudem ruft die Chemikalie häufig Allergien, Gedächtnis- und Schlafstörungen hervor. Weitere Symptome, die Formaldehyd auslösen kann, sind Kopfschmerzen, Schwindel, Asthma, ständige Müdigkeit, Gelenkschmerzen oder Haarausfall.

Ebenso steht seit langem fest, dass Formaldehyd die Entstehung von Tumoren begünstigt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stufte Formaldehyd im Jahr 2004 offiziell als „krebserregend für den Menschen“ ein.

Im Juni diesen Jahres wurde Formaldehyd zudem in der EU-Verordnung 605/2014 als krebserregend Kategorie 1B (carc. 1B) und mutagen Kategorie 2 (muta. 2) eingestuft.

Kategorie 1B besagt, dass die krebserregende Wirkung im Tierversuch nachgewiesen wurde und auch beim Menschen möglich ist. Mutagen der Kategorie 2 bedeutet, dass es sich um einen Stoff handelt, der als erbgutverändernd für den Menschen eingestuft werden kann.

Worin ist Formaldehyd zu finden?

Im Haushalt begegnet man Formaldehyd unter Umständen häufig: Es kann in Farben, Lacken und Polituren enthalten sein. Zudem findet man es in in Haushaltsreinigern, besonders in jenen mit desinfizierender Wirkung. Aber auch in einigen Möbeln und Spanplatten ist die Chemikalie enthalten. Bei Farben und Möbeln gilt: Ein sehr starker, beißender Geruch kann ein Hinweis auf enthaltenes Formaldehyd sein.

Doch auch in vielen in Kosmetik- und Pflegeprodukten sind Formaldehyd und -Abspalter als Wirkstoff oder Konservierungsmittel noch häufig zu finden. Dies belegen immer wieder diverse Untersuchungen der ÖKO-Test-Redaktion. Auch auf Codecheck.info sind zahlreiche Produkte, welche die Chemikalie enthalten gelistet – ganze 10 028 Produkte sind es derzeit, die meisten davon stammen aus dem Kosmetikbereich.

Vor allem in Cremes und Make-up, Nagellack, Deo, Shampoo, Haarfärbemitteln oder Flüssigseifen ist Formaldehyd zu finden. Es gibt zwar verschiedene Grenzwerte für Formaldehyd und Konservierungsstoffe, aus denen es entstehen kann, aber schon geringe Konzentrationen können für das Auslösen einiger Symptome ausreichen.

Formaldehyd in Kosmetik erkennen

Da heute vor allem Formaldehydabspalter verwendet werden, ist die Chemikalie auf INCI-Listen mitunter schwer zu enttarnen. Folgende Bezeichnungen in der Zutatenliste gelten als Warnsignal:

DMDM Hydantoin, Diazolidinyl Urea, Imidazolidinyl Urea, Bronopol, Quaternium-15, Sodium Hydroxymethylglycinate, Methenamine, 2-Bromo-2-nitropropane-1,3-diol, 2,4-Imiazolidinedione und 5-Bromo-5-nitro-1,3-dioxane.

Formaldehyd mit Alternativen umgehen

Bei Kosmetikprodukten kann man Formaldehyd sehr leicht umgehen, indem man auf Naturkosmetik setzt. Bei diesen bauen die Hersteller vor allem auf ätherische Öle und clevere Verpackungen, um die Haltbarkeit der Produkte zu verlängern.

Bei Farben oder Baustoffen sollte man genau nachfragen. Bei Holzprodukten wie Spanplatten lässt häufig ein beißender Geruch auf enthaltenes Formaldehyd schließen.

Bei Möbeln gilt: Pressspan-Produkte meiden und eher auf Massivholzmöbel zurückgreifen, diese enthalten meist kein, oder weniger Formaldehyd.

Produkte ohne Formaldehyd: